In seinem historischen Roman „Zorn des Himmels” greift Richard Dübell eine Naturkatastrophe des Jahres 1342 auf, die in ihren Ausmaßen das Aussehen Halbeuropas beeinflusst hat. Dennoch ist über dieses Ereignis wenig bekannt, wie Dübell im kurzen aber dennoch sehr informativem und interessantem Nachwort erläutert.
Seinen Roman vor realem Hintergrund baut er um die fiktive Fährmeistertochter Phillipa, die 1342 in Franchenfurt lebt. Hier wartet außerdem Kaiser Ludwig auf ein mehr oder weniger geheimes Konsil, um sich die Unterstützung seiner Untergebenen zu sichern. Noch immer ist er vom Kirchenbann betroffen, obwohl er bereits mehrfach versucht hat, sich mit dem Papst auszusöhnen. In den unsicheren Zeiten streben viele nach der Vormachtstellung, besonders aber Karl von Luxemburg. Mit seinen Wünschen, sich volksnah zu zeigen und die Franchenfurter Handelsherren nicht weiter zu verärgern als notwendig, stürzt er den für seine Sicherheit verantwortlichen Capitaneus Hilport Meesters von einer Krise in die andere. Vor allem da es Gerüchte über ein geplantes Attentat auf den Kaiser gibt.
Philippa nun wurde als Halbwaise von ihrem Vater aufgezogen, und hat viele Freiheiten erlebt, die andere Mädchen nicht kennen. So liebt sie es, auf den Main hinauszurudern, und sich vorzustellen, was wohl alles für Abenteuer hinter der nächsten Flussbiegung auf sie warten. Um so enttäuschter ist sie, als ihr Vater ihr eröffnet, dass er sie mit Alfred vermählen möchte, dem Anführer einer Schutztruppe eines Händlers. Zwar mag sie Alfred, aber dass die Entscheidung ohne jegliches Mitspracherecht von ihr getroffen worden ist, macht sie immens zornig. Um den Ärger loszuwerden, will sie auf den Main rudern, aber sie erkennt ihren Fluss kaum wieder. Es tauchen Strömungen auf, wo keine hingehören, der Pegel steigt, und insgesamt führt der Fluss unglaublich viel Unrat mit sich. Verunsichert geht sie an Land, wo sie unvermutet einen Fremden trifft, der den Weg nach Franchenfurt sucht. Zwar ist Phillippa einigermaßen irritiert über seine Erscheinung, aber auch wie magisch angezogen von dem Geheimnisvollen, das von ihm ausgeht. Hat er doch, obwohl er wie er dem Probst berichtet, sein Gedächtnis verloren habe, schier ungeheuerlichen Fähigkeiten. So kann er es, ohne groß nachdenken zu müssen, mit mehreren bewaffneten Gegnern gleichzeitig aufnehmen.
Noch bevor sich Phillippa ein richtiges Bild von dem Fremden machen kann, zieht plötzlich eine dunkle Wolke auf, die sich als riesiger Schwarm Heuschrecken entpuppt. Kurz darauf folgt ein Sandsturm, und plötzlich so starker Regen, dass man nichts mehr sehen kann und in kürzester Zeit alle Straßen überflutet sind. Der Main steigt immer mehr an, und reißt bereits die ersten Häuser in Ufernähe mit sich.
Im Roman „Zorn des Himmels” wird genau dieser, nämlich in Form einer Naturkatastrophe immensen Ausmaßes beschrieben. Da es trotzdem noch eine Handlung gibt, die das normale Leben in Franchenfurt beschreibt, ist es noch so dramatischer, wenn bekannte Figuren in den Fluten ertrinken, oder ganze Häuser von den Wassermassen unterspült und weggeschwemmt werden. Dies ist wirklich gelungen erzählt, das Leid, die Panik und das Unvermögen, etwas tun zu können, wird plastisch und drastisch beschrieben. Dass Phillippa eine recht emanzipierte junge Frau ist, ist für die Geschichte notwendig, und macht die Figur natürlich viel interessanter. Ob es sie in Wahrheit so hätte geben können, bleibt nur zu hoffen…. Die eigentliche Handlung mit dem Sichern der Stadt zum Schutze des Kaisers und der Angst vor einem Attentat, ist ebenso gut beschrieben. Welche Auswirkungen kleine Entscheidungen über die Handelswege einer ganzen Stadt haben können, ist schon interessant. Und die Suche nach dem vermeintlichem Attentäter ist wirklich bis zum Ende unglaublich spannend beschrieben. Denn es soll ebenso wie einen Attentäter auch eine Art Schutzengel aus den Reihen der Deutschordensritter geben, der als geheimer Bodyguard den Kaiser beschützen soll. Doch wer ist nun wer?
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen. Es war teils so spannend, dass ich es kaum aus der Hand legen wollte, und mir mit dem Ende sogar eine halbe Nacht ohne Schlaf eingehandelt habe (ach, eine Seite noch….). Über das Magdalenenhochwasser wusste ich bisher quasi nichts, und diesen Umstand beschreibt Dübell auch in seinem Nachwort noch einmal kurz. Die lebensnahe Schilderung der immer weiteren Ausmaße der Katastrophe sind wirklich erschütternd. Und die übrige Handlung ist nicht weniger nervenaufreibend. Zumal ich selbst lange Zeit eine falsche Theorie im Kopf hatte. Also, für mich ein rundum gelungenes Buch, das sowohl vom Inhalt wie auch vom Schreibstil überzeugt. Auch gefällt mir der Einband des Buches wirklich gut.