Der Beginn der 1990er Jahre war der Beginn einer großen Comicrevolution im Hause Marvel. Zuerst erhielt der aufstrebende Künstler Todd McFarlane mit der Serie „Spider-Man“ ein eigenes Projekt und nur kurz darauf wurde für Ausnahmekünstler Jim Lee ebenfalls eine eigene Serie ins Leben gerufen. Mit der Serie „X-Men“ versuchte man somit die wachsende Nachfrage nach den Heften der Mutantengruppe zu stillen, die vor allem in der vorherigen Zeit durch Künstler wie Jim Lee, oder Marc Silvestri an Beliebtheit gewonnen haben.
Diese Serie sollte alles Vorherige in den Schatten stellen. Für den Neustart wurden die Kostüme modifiziert und vor allem sollte es wieder zu der klassischen Auseinandersetzung kommen, die schon seit dem ersten Auftauchen der X-Men das Geschehen der Mutanten beeinflusste. Die X-Men gegen Magneto. Ein Autor für die Story war auch schnell gefunden. Der langjährige X-Men Autor Chris Claremont sollte den Plott für Lee liefern. Dieser hatte aber andere Pläne mit den Mutanten und veränderte Claremonts Skript an der einen oder anderen Stelle, was Claremont schließlich dazu veranlasst den Mutanten für mehrere Jahre den Rücken zu kehren. Neue Autoren waren aber schnell gefunden, so übernahm John Byrne ab Ausgabe vier die Ausgabe des Storywritings, der dann wiederum in Ausgabe sechs von Scott Lobdell abgelöst wurde.
Die Handlung ist schnell dargelegt. Flüchtige Mutanten versuchen mit einem gestohlenen Raumschiff Magnetos Unterschlupf Asteroid M zu erreichen. Durch dieses Verhalten und das Anschließende Verhalten Magnetos lösen sie eine internationale Katastrophe aus. Um seinen Asteroiden und somit seine Mutantenfreunde zu schützen birgt Magneto aus einem russischen Atom-U-Boot die Waffen und benutzt diese als Schutzschild, so dass ein Damoklesschwert an Atomwaffen im Orbit der Erde schwebt. Die Regierungen der Welt reagieren auf diese Bedrohung in der einzigen Art die sie kennen – Gewalt, womit Magnetos Vorurteile wieder bestätigt wurden. Die einzigen die ihn noch stoppen könnten sind die X-Men, doch auch diese stehen vor einer schweren Prüfung, da es einem von Magnetos Mutanten gelungen ist einige von Xaviers Schülern auf Magnetos Seite zu ziehen.
In der zweiten Storyline wird die Vernichtungsmaschine Omega Red von den Toten erweckt. Damit dieser übermenschliche und alles vernichtende Mutant wieder als Waffe eingesetzt werden kann, müssen mehrere Menschen ihre Lebensenergie Opfern. Doch kein Opfer ist vergeblich, wenn dein Meister am Ende eine tödliche Vernichtungswaffe in den Händen hält, von der nur der Mutant Wolverine weiß, wo sie ist. Aus diesem Grunde schickt man Omega Red nach Westchester um Wolverine von seinen Freunden zu trennen und ihn in ein geheimes Forschungslabor nach Berlin zu bringen. Ein Kampf der für die X-Men tödlich enden könnte, denn Omega Reds Mutantenkraft besteht darin den umstehenden Menschen die Lebensenergie zu absorbieren. Beim ersten Aufeinandertreffen können sie sich gerade noch so verteidigen, dennoch verlieren sie Wolverine an den Gegner….
Mit der Reihe X-Men ohne vorheriges Adjektiv haben Chris Claremont, John Byrne und Jim Lee das Mutantengenre neu erfunden. Durch diese Serie ist es gelungen die X-Men für lange Zeit zum Flaggschiff von Marvel zu machen. Die neuen Kostüme waren die Grundlage für die Umsetzung in der überaus erfolgreichen TV Serie zu Beginn der 1990er Jahre. An sich waren die beiden Handlungen im Nachhinein betrachtet nicht wirklich etwas Besonderes. Eigentlich typische X-Men Storys, bei denen Xaviers Mutanten die Welt retten müssen. Das Besondere waren die aufwendigen Zeichnungen vom damals aufstrebenden Zeichentalent Jim Lee. Durch diese wurde eine neue Ära in der Comicgeschichte eingeleitet, die kurz darauf zur Gründung des Independent Labels „Image“ geführt hat.
Auch wenn die Geschichten typische X-Men Geschichten der 1990er Jahre sind, ist dieser von Panini veröffentlichte Band dennoch ein Meilenstein in der X-Men Historie. Magneto wird vom Freund der X-Men wieder zu deren erbitterten Gegner und mit Omega Red wird eine neue Art der Bedrohung eingeführt. Das X-Team findet sich mit den neuen Mitgliedern neu zusammen und beginnt auch als Team zu agieren. Die Zeichnungen an sich sind wirklich hervorragend und erhöhen daher den Lesegenuss um ein Vielfaches. Man muss den Band aus der Zeit sehen und daher darf er meiner Meinung nach in keiner guten Comicsammlung fehlen.