Im vergangenen Jahr erschien mit „Weg“ von Rina Jost ein Comic auf 120 Seiten im Verlag Edition Moderne. Malins Schwester namens Sybil wird zu Stein. Sie hat Depression, zieht sich zurück und ist je nach Lesart des Buchtitels „weg“ oder auf dem „Weg“. Oder beides. Hintereinander. Gleichzeitig.
Der Verlag schreibt dazu: „Eines Tages wird Malins Schwester Sybil zu Stein, verschwindet und hinterlässt eine ratlose Familie. Malin folgt ihrer Schwester in eine geheimnisvolle Welt, um Sybil zu finden und gemeinsam nach Hause zurückzukehren. Wird es ihr gelingen?
In «WEG» werden die vielschichtigen Auswirkungen von Sybils psychischer Krankheit auf ihr Umfeld verhandelt. Was bedeutet es für Familie und Freund*innen, wenn es einer nahestehenden Person psychisch nicht gut geht? Rina Jost gibt den Angehörigen eine Stimme und thematisiert deren Herausforderungen mit Empathie und Feinfühligkeit.“
Das, und ähnliche, Buch ist insofern für mich interessant, als dass ich aus beiden Blickwinkel schauen kann. Ich habe selbst Depressionen, aber kenne auch welche. Bei mir kommen aber noch einen Haufen anderer Diagnosen dazu.
Die Interpretationsmöglichkeit respektive Lesart des Titels gefällt mir auch. Aus meiner Sicht kann mensch gleichzeitig weg und auf dem Weg sein. Ich suche meinen Weg noch, die meisten haben irgendwo auf einem riesigen Stein liegen. Vorwiegend, wenn man sich schon die Mühe gemacht hat, zahlreiche Kilometer ging und kroch, bergauf, bergab, durch Wüsten und Kälte und anderes unwegsames Gelände. Dann taucht der Koloss von Stein auf einmal auf dem Weg auf, verhöhnt den Mensch vor ihm. Dann sofort umzukehren, ist nie möglich. Ich setze mich, bildlich gesprochen, mit dem Rücken angelehnt (an den Stein) erst einmal hin. Und schimpfe auf alles und jeden. Manchmal weiß man, woher die kommen: Bürokratie im Gesundheitssystem, Angebote, die viel versprechen, aber nur ein Bruchteil davon halten. Und das ist mehrheitlich das, was man machen muss, ohne juristisch in eine brenzlige Lage zu geraten.
Schlimm, wenn man niemanden hat, der ein Anker sein kann oder möchte. Man bekommt es nötigste ja hin, kann also nicht so schlimm sein. Tatsache ist aber auch: Nur weil ich x einmal hinbekomme, bekomme ich x nicht regelmäßig hin. Vielleicht wollte ich es nur mal ausprobieren, verliere dabei aber zu viele Löffel gehen bei verloren. (Siehe Löffeltheorie)
Eines hat auch dieses Buch gemeinsam mit den vielen anderen: Ich habe Neues entdeckt. Auch eine andere Perspektive. Ich mag es zu lernen, während ich Dinge tu, die ich mag. Hier eben lesen. Ich mag aber auch das Themengebiet. “Weg” von Rina Jost kann ich nur empfehlen. Die Zeichnungen und die Schilderungen sind gelungen, fesseln und geben Einblicke.
Rina Jost:
«Weg»
ISBN 978-3-03731-253-7
120 Seiten, farbig
18.5 × 26 cm, Hardcover
- Auflage: 2023