Wir schreiben das Jahr 2021 und überall in Europa oder auch den USA scheint es inzwischen hip zu sein, sich rechtem Gedankengut hinzugeben. Ob man sich nun im eigenen Land, in Ungarn oder bei unseren Nachbarn aus Österreich umschaut, Rassismus und Nationalismus sind auf einem beunruhigenden Vormarsch.
Dies bleibt natürlich auch Rebellion Bandkopf Tomi Göttlich nicht verborgen. Der Mann ist immerhin Pädagoge und Historiker, und da er mit seiner Band dafür bekannt ist seit jeher hervorragende Konzeptalben zu veröffentlichen, ging er diesmal lyrisch einen anderen aber konsequenten Weg.
„We are the People“ befasst sich diesmal mit den Kriegen der letzten knapp 200 Jahre. Genauer gesagt mit der Zeit nach der französischen Revolution bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Dabei offenbaren Rebellion in vielerlei Hinsicht neue Vorgehensweisen, als auch eine Rückbesinnung auf die Vergangenheit der Band.
Im düsteren Intro „Voices of War“ wird quasi auf die kommenden Songs vorgegriffen indem Textpassagen rezitiert werden. Danach geht es auch sofort Rebellion-typisch weiter. „Risorgimento (Tear down the Walls)“ ist ein typischer Headbanger dessen Handlung eigentlich 80 Jahre nach der französischen Revolution angesiedelt ist. Mit einem tollen Refrain ausgestattet liefert man hier einen perfekten Einstieg. Im Anschuß geht es mit „Liberté, Égalité, Fraternité“ direkt auf hohem Level weiter. Auch hier hämmert man dem Hörer einen Mörderrefrain um die Ohren, den wohl niemand außer Sänger Michael Seifert so performen kann.
In „Sweet Dreams“ wird es dann zum ersten Mal richtig schwermütig. Ein Zustand der in den nächsten Minuten noch des öfteren vorherrschen wird. Der einlullende Refrain, der einem Kind schöne Träume wünscht während sein Vater gerade im Krieg sein Leben lässt, geht definitiv unter die Haut. „Vaterland“, das auf der deutschen Nationalhymne basiert und vor allem „Verdun“ führen diese Linie konsequent fort und brauchen den ein oder anderen Anlauf um wirklich im Ohr zu bleiben. Das liegt vor allem daran, dass es hier keine schönen Melodien, knackigen Refrains oder Heldenepos gibt. Rebellion bilden damit den Gegenentwurf zu den ebenso im geschichtlichen Bereich aktiven Sabaton. Der Krieg kennt keine Helden, nur Tod, Angst, Terror und Schrecken. Und genau so klingen die Songs auch. Ebenso „Shoa (It could have been me)“. Rebellion-typisch geht es dann wieder bei „Ashes to Light“, das mein persönlicher Favorit ist, und dem abschließenden Titeltrack zu.
Einen schönen Trip in die Vergangenheit der Band gibt „World War 2“. Niemand geringeres als Uwe Lulis, von 2001 bis 2010 selbst Gitarrist von Rebellion, schrieb den Song und übernahm die Produktion des Abums. Des weiteren steuerte die ehemalige Gitarristin Simone Wenzel hier ein Solo bei.
Auf ihrem inzwischen neunten Studioalbum präsentieren sich Rebellion so vielfältig wie nie zuvor. Zwischen typischen melodiösen Nummer wie „Risorgimento“, „Ashes to Light“ oder „We are the People“ mischen sich tonnenschwere Songs wie „Vaterland“, „Verdun“ oder „Shoa“. Dabei gehen die Frankfurter auch musikalisch neue Wege indem man die beiden neuen Gitarristen Martin Giemza und Fabrizio Costantino ihre gesamte Bandbreite abarbeiten lässt. Diese umfasst auch gerne mal thrashige Passagen, ebenso doomige und teilweise an Black Metal erinnerndes Riffing. Neu-Drummer Sven Tost unterlegt das Ganze mit einem jederzeit passenden Beat und treibt seine Mitmusiker ordentlich nach vorne.
Der vielleicht wichtigste Aspekt ist jedoch diesmal wohl die Botschaft die Tomi Göttlich vermitteln möchte. „We are the People“ ist ein Plädoyer für ein gemeinsames, friedliches Europa. Fernab von Nationalismus, Rassismus und Kriegstreiberei. Ein Aufruf an die bisher noch stumme Mehrheit sich zu erheben, gegen jene die denken mit faschistischen und verschwörerischen Botschaften die Stimme des Volkes zu sein. Nein, das Volk sind wir!!!