Im 40. Jahrtausend hat sich die Menschheit bis in die Tiefen des Alls ausgebreitet. Doch sie ist nicht allein. Von allen Seiten droht dem menschlichen Imperium Gefahr: durch die brutalen Orks, die in Massen eindringen und ganze Planeten verwüsten, durch die instinktgetriebenen Tyraniden, die mit ihren Schwärmen alles begraben oder durch die fremdartigen und geheimnisvollen Eldar, die undurchsichtig ihre eigenen Ziele verfolgen. Nicht zu vergessen sind auch die Mächte des Chaos, die sowohl von außen, wie auch von innen heraus, die Sicherheit des Imperiums bedrohen.
Die Menschheit braucht also mutige Helden, die für sie kämpfen und eintreten. Helden, die der Gefahr ins Gesicht lachen und sich ihr entgegen werfen: egal ob Space Marine oder Assassine, egal ob Psioniker oder Scharfschütze. Jeder kann das Schicksal des Imperiums maßgeblich beeinflussen – auch in der grimmen Zukunft des 40. Jahrtausends.
In Relic, dem Warhammer 40.000 Brettspiel vom Heidelberger Spieleverlag / Fantasy Flight Games, wird dabei ein besonderes Augenmerk auf den fernen, imperialen Antian-Sektor gelegt. Auch der wird von zahlreichen Gefahren heimgesucht. Der Ruf nach mutigen Kämpfern ist hier besonders laut, um die Bedrohungen für das Imperium zu beseitigen. Insgesamt stehen für diese Mission zehn verschiedene Charaktere aus dem Warhammer 40.000 Universum zur Verfügung: Space-Marine, Inquisitor, Freihändler oder Assassine – um nur ein paar zu nennen – jeder mit seinen eigenen Stärken und Schwächen.
Mit seinem Charakter reist man mittels Würfelwurf durch den Randsektor der Galaxie, also das Spielfeld. Das eigentliche Reisen ist ein Würfeln und Setzen des Charakters. Der komplette Randsektor unterteilt sich dabei in eine äußere, eine mittlere und die innere Region. Jede dieser Regionen ist in unterschiedliche Felder bzw. Orte unterteilt. Durch bestimmte Ereignisse oder auf bestimmten Feldern bietet sich die Möglichkeit von einer Region in die andere zu wechseln, somit dem zentralen Feld in der inneren Region und dem Sieg näher zu kommen. Gewinner des Spiels ist derjenige, der es als Erster schafft, die innere Region des Sektors mit ihren extremen Gefahren zu durchqueren und die zufällig gewählte, ausliegende Siegbedingung zu erfüllen.
Entsprechend des Ortes, auf dem man nach der Bewegung landet, folgt man den Anweisungen auf dem Feld. Zumeist bedeutet dies, dass man von einem der Abenteuerdecks Karten zieht. Durch die Farbkodierung der unterschiedlichen Decks kann man abschätzen auf welche Art Begegnung oder Gegner man treffen wird: Orks, Eldar oder Tyraniden. Selbstverständlich lauert aber der verderbliche Einfluss des Chaos mit Dämonen oder Chaoskriegern in jedem der Kartenstapel.
Aber nicht nur Gegner sind in den Abenteuerdecks zu finden. Zusätzlich kann man auf Orte, Ereignisse, Ausrüstung oder Gefährten treffen. Somit sind die Begegnungen nicht grundsätzlich gefährlich und schlecht, sondern durchaus auch gut und hilfreich, vor allem aber abwechslungsreich. Jeder Begegnung tritt man mit einer seiner Eigenschaften Stärke, Willen oder Scharfsinn entgegen, die sich im Laufe des Spiels durch Erfahrungsgewinn und Stufenaufstieg oder Ausrüstung verbessern lassen.
Trifft man auf Gegner, so folgt in Relic fast unvermeidbar der Kampf. Dieser wird kurz und schlank abgewickelt und hilft, das Spiel schnell und flott fließen zu lassen. Durch gewonnene Kämpfe steigt der Charakter zügig auf und verbessert seine Werte, was das weitere Spiel und die zunehmend gefährlicher werdenden Begegnungen schaffbar macht.
Verlorene Kämpfe führen zum Verlust von Lebenspunkten – und der Verlust des letzten Punktes dann zum Tode. Erfreulicherweise gibt es eine schnelle Möglichkeit mit dem gewählten Charakter wieder ins Spiel einzusteigen, ohne gewaltige Rückschritte in der Entwicklung zu machen. Selbst nach Tod und Wiedereinstieg kann man das Spiel noch gut und gerne gewinnen. Ein zweites Risiko für die Charaktere besteht in der Verderbnis, die die bösen Mächte im Spiel (bei Warhammer als Chaos-Mächte bezeichnet) ausüben. Sammeln sich zu viele verderbende, korrumpierende Effekte bei einer Figur, kommt es zunächst zu nachteiligen Effekten und kann letztlich zum Ausscheiden des Charakters aus dem Spiel führen.
Wer sich bei vielen dieser Beschreibungen an den Spieleklassiker Talisman erinnert fühlt, tut dies zu Recht. Relic baut auf dem gleichen Spielprinzip und -mechanismen auf wie der Klassiker. Das bedeutet, dass für jeden Spieler, egal ob Neuling oder Talisman-Profi, der Einstieg schnell und unkompliziert ist. Die Regeln wurden an einigen Stellen angepasst, orientieren sich dabei an der Hintergrundgeschichte, dem Setting und den Gegnern. Das betrifft beispielsweise die Dynamik der Kämpfe, den Aufstieg der Charaktere oder den Einsatz von Ausrüstungsgegenständen.
Fazit:
Relic ist ein schnelles, unterhaltsames Brettspiel, dass die Hintergrund-Welt und die Stimmung des Warhammer 40.000 Universums gut widerspiegelt. Es ist leicht zu lernen, bietet viele Möglichkeiten und ist vor allem durch die umfangreichen Abenteuerdecks immer wieder anders, also abwechslungsreich.
Einziges Manko ist der Glücksanteil. Mit ein paar verpatzten Würfelwürfen kann eine Partie für einzelne Spieler schnell kippen. Das kann auch der Fall sein, wenn man im falschen Moment die falsche Abenteuerkarte zieht und ohne Chance auf Weiterkommen dasteht. Hier sind meines Erachtens nach – wie auch bei Talisman – Hausregeln gefragt, um diese Effekte abzumildern.
Das Spielmaterial wie Marker, Karten oder Figuren ist gut gearbeitet und entsprechend widerstandsfähig. Somit sollten daher zahlreiche Reisen in den Randsektor möglich sein. Ganz so, wie man es von Heidelberger bzw. Fantasy Flight Games gewohnt ist.
Die Spielfiguren überraschen zunächst. Es sind keine kleinen Abbilder der Figuren in dramatischen Posen, wie bei anderen Spielen dieser Art. Jeder Charakter wird als kleine Büste dargestellt. Mit diesem höheren Detailgrad wird der Figur im wahrsten Sinne des Wortes ein deutlicheres Gesicht gegeben.
Kurzum: ein flottes, kurzweiliges Brettspiel mit größerem Glücksfaktor, dass den Hintergrund des Warhammer 40.000 Universums gut einfängt. Durch die außergewöhnlichen Spielfiguren wird noch mehr Stimmung einfangen und Atmosphäre aufgebaut. Eine gelungene Portierung des Talisman Spielprinzips auf einen Science Fiction Hintergrund.
Eckdaten :
Spieleranzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: ca. 1-2 Stunden
Verlag: Heidelberger Spieleverlag / Fantasy Flight Games