Lange Zeit hat die britische Königin Victoria den Rekord für die längste weibliche Regentschaft in Großbritannien gehalten. Sie war bei ihren Untertanen beliebt und hat vor allem im sozialen Bereich viel für ihr Volk getan. Daher ging die Epoche ihrer Regentschaft auch als „Victorian Age“ in die Geschichte ein.
Doch wer war diese Königin eigentlich? Die neue ITV Fernsehserie „Victoria“ beleuchtet dieses auf charmante Art und Weise. In der Hauptrolle sieht man Jenna Coleman, die vor allem für ihre Rolle als Clara Oswald in der BBC Serie „Doctor Who“ bekannt ist. Diese schlüpft nun in die Rolle der jungen Monarchin und zeigt von der Übernahme des Titels, über die Krönung bis hin zur Hochzeit, die Veränderung Victorias von einer jungen unerfahrenen Frau, die auf jede Hilfe angewiesen ist, bis zur gestandenen Königin, die zusammen mit ihrem Mann Prinz Albert (Tom Hughes) das Land regiert.
Dabei sind die Folgen alles andere als gewöhnlich. Die Handlung wird langsam aufgebaut und es steht dabei nicht nur die Königin, sondern auch ihre Belegschaft im Mittelpunkt. Da Victoria Deutsche Vorfahren hat, ist Baroness Lehzen (Daniela Holz), ihre engste Vertraute auch eine Deutsche, was bei den eigentlichen Bediensteten nicht gerne gesehen ist. Schnell versuchen die Ehemaligen, vor allem Penge (Adrian Schiller) der Neuen die größten Steine in den Weg zu legen die es gibt, doch auch dieses weiß Lehzen immer wieder durch neue Aufgaben zu kontern. Dieses ändert sich auch nicht als die junge Skerrett (Nell Hudson) an den Hof kommt, die von nun an eine der wichtigsten Personen im Leben der Königin wird, da sie nicht nur ihre Kleider auswählt, sondern auch für ihre Frisur verantwortlich ist.
Das Politische kann in so einer Serie natürlich auch nicht unerwähnt bleiben. Zum einen ist es bei den klassischen Adligen nicht gern gesehen, dass eine Frau den Thron besteigt, zum anderen schwelt im Land aber auch der Unmut des einfachen Volkes, die gegen die Ungerechtigkeit und Ungleichheit auflehnen. Dabei muss nicht nur von der Queen Fingerspitzengefühl bewiesen werden, sondern auch von ihrem ersten Premierminister Lord Melbourne (Rufus Sewell) der ein enger Vertrauter der Königin ist. Dies alles ändert sich aber, als Prinz Albert aus Belgien in Buckingham auftaucht. Zuerst können sich Victoria und der junge Mann nicht leiden, doch schon bald merken sie, dass sie füreinander bestimmt sind…
Wer sich ein wenig in englischer Geschichte auskennt, der kommt um eine der größten Königinnen der Geschichte nicht herum. In einer Zeit des Umbruchs war die Krönung einer Frau der Tropfen auf den heißen Stein, der das Volk dazu brachte viele Dinge zu hinterfragen und Dinge, die schon lange in der Monarchie und der patriarchischen Gesellschaft verankert waren, nicht mehr als gegeben anzusehen. Diese Serie spiegelt genau das in teilweise schönen, manchmal aber auch nicht so schönen Bildern wider.
Der Spagat zwischen der Handlung am Hofe und den Geschehnissen im Land werden gelungen dargestellt, obwohl das Leben am Hof natürlich den Mittelpunkt darstellt. In atemberaubenden Kostümen und erstaunlicher Kulisse wird die Serie erzählt, die genau den wahrscheinlichen Zeitgeist der damaligen Zeit eingefangen haben. Dabei ist nicht nur das Leben der Königin eine Hauptaspekt, sondern auch die Leben der vielen Figuren um sie herum, was den besonderen Reiz dieser Serie ausmacht. Die Blu-ray Version der Serie bietet über 90 Minuten Bonusmaterial und darf sich daher mit Recht „Deluxe Edition“ schimpfen. Leider wurde trotz englischer Tonspur auch hier wieder am englischen Untertitel gespart, so dass man in der Sprache wirklich sicher sein muss, um die Serie im Original schauen zu können.