Daphne hat kein Herz mehr. In einem Akt der Liebe hat sie mit Ioanna die Plätze getauscht und den Fluch der Kalikanzari von ihrer Geliebten übernommen. Doch dieses Opfer kommt mit einem Preis. Anstelle von Ioanna verliert Daphne nun nach den Raunächten alle Gefühle und muss mit den anderen Kalikanzari nun bis zu den nächsten Raunächten auf die Kalypsos Insel gehen.

So denken beide, doch durch ihr Opfer ist Daphne etwas ganz Besonderes. Daphne ist die Einzige der Kalikanzari der es auch möglich ist außerhalb der Raunächte die Welt der Menschen zu betreten. Bevor dieses aber passieren kann muss sie zuerst in den alten Leuchtturm auf der Insel. Dort Leben Gamma und Delta, die nun durch ein hartes Training dafür sorgen müssen, dass Daphne bereit für den Schritt zurück in die Welt der Gefühle ist.
Dort sind aber Ioanna und Daphnes Mutter Maria auf der verzweifelten Suche nach einer Aufhebung des Kalikanzari Fluches. Denn durch Daphnes Freund und Lebenspartner Ari erfahren sie eine bisher noch nie gekannte Wahrheit hinter den ganzen Geschichten um die rätselhaften Kalikanzari. Denn nicht nur Daphne hat sich für einen geliebten Menschen geopfert, sondern auch Ari, der anstelle seines Vaters sein Herz und damit seine Gefühle aufgegeben hat.
Zuerst versucht Ari aber alles, damit Ioanna und Maria nicht zu Nah an die Wahrheit herankommen können. Vor allem der Mord an Ioannas Schwester zum Schutze des Geheimnisses stellt eine unüberwindbare Kluft zwischen den beiden Parteien dar. Doch um Daphne zu retten, muss man irgendwie zusammenarbeiten, auch wenn es mit dem im Moment schlimmsten Feind ist.
Im Laufe des Jahres verändert sich das Verhältnis in der kleinen Gruppe. Ioanna vergibt Ari seine Tat, da dieser in seiner Rolle als Beschützer des Geheimnisses und Beschützer des Dorfes nicht anders handeln konnte. Schnell entwickelt er sich zu einer wichtigen Informationsquelle, die vor allem durch das Lied der Kalikanari viele wichtige Informationen liefert.
Dann geschieht in der Mitte des Jahres etwas Unvorhergesehenes: Daphne kehrt ins Dorf zurück. Aber es handelt sich dabei nicht um die Daphne, die sie alle kennen. Anstelle von Liebe für Ioanna empfindet diese Daphne nämlich nur eins – abgrundtiefen Hass. Schon bei der ersten Begegnung versucht sie Ioanna mit einem Messer für das ganze Leid zu bestrafen, welches sie über Daphnes Familie gebracht hat. In letzter Sekunde kommt die Rettung in Person von Ari. Doch damit fangen die ganzen Probleme erst an, denn eine Rückkehr der alten Daphne scheint unmöglich.
Mit „Das verlorene Leben“ beendet die Stuttgarter Autorin Nena Tramountani ihre Dilogie „Twelve of Nights“. In diesem Zweiteiler verarbeitet sie Teile ihrer Lebensgeschichte und verpackt diese in eine Liebesgeschichte im Mantel der düsteren Fantasy. Neben der eigentlichen Geschichte ist hier auch das Nachwort von besonderer Bedeutung, da die Autorin hier etwas über Beweggründe für ihre Geschichte erklärt.
Denn obwohl es sich hierbei um eine wirklich düstere Geschichte handelt, steht die Liebesgeschichte deutlich im Vordergrund. Auch wenn die Aussichten nicht wirklich unter einem guten Stern stehen kann Liebe alles besiegen, doch alles hat seinen Preis und es gehört immer Arbeit zum Führen einer Beziehung dazu. Dabei ist es auch egal, welches Geschlecht man hat, oder ob man ein untotes Monster ist, oder ein Mensch.
„Das verlorene Leben“ funktioniert nur zusammen mit dem ersten Band der Geschichte „Das gestohlene Herz“, denn eigentlich gehört die Erzählung nicht geteilt. Die beiden Romane sind ein großer Handlungsstrang, der nahtlos ineinander übergeht.
Daher ist auch die Erzählweise gleich. Wir springen in den Kapiteln oft zwischen den verschiedenen ProtagonistInnen hin und her, wobei in diesem Band Ari noch als dritte Hauptfigur mit ins Spiel gebracht wird. Auch diesmal gibt es wieder unterschiedliche Zeitebenen, in denen Episoden aus der Vergangenheit genutzt werden, um das aktuelle Geschehen abzurunden oder näher zu erklären.
Im Großen und Ganzen ist „Twelve of Nights“ eine sehr interessante Liebesgeschichte, die aber nicht immer nur schön ist, sondern auch viele Schattenseiten hat. Dazu kommt noch der Aspekt der Selbstfindung und Einstehen zu seinen eigenen Gefühlen, welches durch den Gefühlsverlust als Kalikanzari sehr deutlich und drastisch dargestellt wird.
Zu erwähnen sei bei der Hardcover Ausgabe des Romans auch wieder der Farbschnitt, der dieses Mal blau ist. Dazu kommen erneut das mehr gelungen gestaltete Innenteil des Schutzumschlages sowie die neuen Zeichnungen beim ersten Aufschlagen des Buches.
Nachdem ich mit dem ersten band Anfangs nicht ganz warm geworden bin, war dieser zweite Band nun wie ein nach Hause kommen. Man konnte direkt weiterlesen und sich in der Welt von Ioanna, Daphne, Ari und der damit verbundenen griechischen Saga der Kalikanzari verlieren. „Twelve of Nights“ ist im Gesamtpaket eine spannende, aber auch eine ergreifende Geschichte.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten