Am 28. Juni 2020 ist Tschuschistan von EsRAP erschienen. Die beiden Geschwister Enes und Esra Özmen sind als Enkel der Gastarbeiter noch immer fremd im eigenen Land. Bei Besuchen in der alten Heimat, der Türkei, werden sie als Touristen wahrgenommen, schreibt die Info. Das ist, glaube ich, leider oft so. Zufällig bin ich auf die Band gestoßen und entschied mich relativ spontan für eine Review.
Der Beginn der Recherche, was Tschuschistan bedeuten könnte, führte mich bedauerlicherweise zu keiner positiven Erklärung.
Tschusch (weiblich Tschuschin, in Oberösterreich und Salzburg Tschutsch) ist im österreichischen Deutsch eine umgangssprachliche und abwertende Bezeichnung für einen Angehörigen eines slawischen, südosteuropäischen oder orientalischen Volkes. ((https://de.wikipedia.org/wiki/Tschusch))
ABER: So negativ diese Bedeutung auch ist, den traurigen Grund nutzen die beiden Geschwister und kreieren Tschuschistan als utopische Heimat für all jene, die keine haben und sich nirgends zu Hause fühlen. Höre ich das gleichnamige Album, bekomme ich mit dem neugewonnenen Background und Wissen eine Gänsehaut, werde traurig, bin berührt und kann es mir trotz Empathie nicht so wirklich vorstellen.
Das Album des Wiener Duos wurde zum Großteil von Freshmaker produziert. Beats kommen weiters von Testa (Duzz Down San) und Uwe Felchle. Als Gäste haben sich der langjährige EsRAP Begleiter Kid Pex und die schräge Balkan-Metal-Band Gasmac Gilmore eingefunden.
Neben all der feinen Ironie (Kids of Diaspora) und Kritik gibt es aber auch Lieder zum Feiern. Allerdings auch welche mit einem melancholischen Touch. Finde das Platte äußerst gelungen, tanz-, feier- und hörbar. Hier gibt es außerdem immer viel zu entdecken, die gemischten Lyrics (Türkisch, Deutsch) vergrößern die Faszination. Eine Platte, wo ich definitiv Texte dazu benötigen würde und haben möchte. Top und absoluter Tipp für das Wiener HipHop-Duo.