Der erste Teil von „Transmetropolitan“ von Warren Ellis und Darick Robertson war schon wie ein Schlag ins Gesicht des guten Geschmacks. Der zweite Teil trägt und den Untertitel „Der neue Abschaum“ und weist schon auf mögliche Attentate auf die persönlichen Moralvorstellungen hin, wohingegen man beim Untertitel des ersten Bandes („Schöne neue Welt“) alles möglich hineininterpretieren konnte. Wer allerdings noch Zweifel hat, was einem hier erwartet und lässig abwinkt, kann sich das Cover ansehen und das „Ich hasse euch!“ auf der Rückseite ansehen. Wer immer noch Zweifel hat, das ich Recht haben könnte, dem ist auch nicht mehr zu helfen und muss ins kalte Wasser geschmissen werden.
Der Protagonist Spider Jerusalem ist ein Outlaw-Journalist für Enthüllungsstorys. Und ich meine hier keinen billigen Tratsch und Quatsch, sondern solche Fakten und Enthüllungen, die ganze Politikerkarrieren versauen können und möglicherweise Gesellschaften aus der Bahn werfen. Solche findet Spider immer. Der Schreiber hat sich über viele Gruppierungen ausgelassen: Mörder, Vergewaltiger, Hundefummler, DNA-Diebe. Doch jetzt kommen die Harten im Garten dran: Politiker. Dagegen sehen die erwähnten Gruppierungen aus, wie niedliche deformierte Tierchen.
Im Wahljahr verlangen Spiders Leser seine Berichterstattung, ihm liegen sie zu Füßen. Mithilfe einer neuen Assistentin, vielen fragwürdigen Substanzen und anderen Zutaten, macht sich Jerusalem daran, eine Story nach der anderen zu schreiben. Egal, was für eine Auswirkung diese auf die Außenwelt haben könnte. Doch selbst Spider ist nicht auf das Ausmaß gefasst, was er zutage fördert.
„Transmetropolitan: Der neue Abschaum“ von Warren Ellis und Darick Robertson ist ein dickes Comic-Band, dass es echt in sich hat. Verweichlichte Menschen mit zu konservativen Moralvorstellungen, werden hiermit sicherlich nicht zurecht kommen. Oder doch? Harter Tobak. Denn hier wird einem die Wahrheit nicht sanft unter die Haut gerieben, sondern mit einem Morgenstern, einem Baseballschläger, mithilfe von Substanzen injiziert auf das man sich daran erbricht. Wenn das Buch nicht so weit in der Zukunft spielen würde, könnte man Parallelen zum Heute erkennen. Volle Punktzahl!