„Todeskuss mit Zuckerguss“ ist der mittlerweile zehnte Band von Alan Bradley um die junge Flavia de Luce.
Diese ist mittlerweile Vollwaise, nachdem auch ihr Vater verstorben ist, und ihr das Anwesen Buckshaw in dem kleinen Ort Bishop`s Lacey irgendwo im beschaulichen England vermacht hat.
Dort lebt sie, mittlerweile 12 Jahre alt (das habe ich nur durch den Umschlagstext erfahren, den ich zum Schreiben dieser Rezension überflogen habe, im Buch selbst habe ich die ganze Zeit gerätselt, wie alt Flavia denn nun sein sollte), zusammen mit ihren zwei älteren Schwestern und seit neuestem auch mit ihrer kleineren Cousine.
Ihre großen Leidenschaften sind weiterhin die Chemie, vor allem die Wirkungsweisen der verschiedenen Gifte, und das Lösen kriminalistischer Fälle. Hier hat sie (seit 10 Bänden) bereits viel Erfahrung sammeln können, und hat sich nun mit Dogger, dem Hausdiener, Gärtner und „Mädchen für alles“ zusammengetan und ein Detektivbüro gegründet, „Arthur W. Dogger & Partner“.
Dogger war lange Zeit mit Flavias Vater in Kriegsgefangenschaft und hat schreckliche Dinge erlebt, kann aber ebenso auf ein gewaltiges Wissen zurückgreifen, vor allem auch im medizinischen Bereich.
Dieser Band nun beginnt ganz harmlos mit den Hochzeitsvorbereitungen von Flavias großer Schwester Ophelia. Hier ist es ganz besonders, wie es Alan Bradley gelungen ist, Atmosphäre und Zeitgeist dieser kleinen, großteils skurrilen englischen Grafschaft einzufangen.
Mrs. Mullet, die Köchin und gute Seele des Hauses, bereitet aufwendig den ganz besonderen Hochzeitskuchen vor, mit allen guten Wünschen und abergläubischen Zutaten versehen. Die Hochzeit wird dann auch zelebriert, doch ganz ohne Vorfall geht es dann doch nicht.
Beim Anschneiden der Torte wird ein abgetrennter Finger entdeckt! Flavia und Dogger gelingt es, diese Neuigkeit geheim zu halten, und nach einer Erholungsphase konnte auch Ophelia ihre Feier wieder genießen.
Nach ihrem Aufbruch in die Flitterwochen beginnen für Flavia und Dogger die Ermittlungen bezüglich des Fingers. Diese werden allerdings durch den ersten Auftrag des Detektivbüros zunächst gebremst. Mrs. Prill beauftragt die beiden, wichtige gestohlene Briefe wieder aufzufinden.
Flavia und Dogger ermittelten nun in zwei unklaren Fällen.
„Todeskuss mit Zuckerguss“ ist erneut ein wunderbarer Band um Flavia de Luce und ihre herrlich verschrobene Umgebung. Die Atmosphäre ist unglaublich dicht, man kann förmlich den obligatorischen Tee riechen. Dabei bleibt ein schöner Wortwitz erhalten, der das Lesen des Buches sehr leicht macht.
Ganz nebenbei lernt man wichtige Schauplätze in England kennen, genauso wie kurze Informationen zu Doktor Schweitzer und seiner Missionarsarbeit. Einziges größeres Manko, aber das ist Geschmackssache, ist für mich der deutsche Titel. Dieser soll vielleicht auf das lockere, nicht immer ganz ernste Erzählen der Geschichte lenken, aber den Originaltitel „the golden tresses of the dead“ finde ich um vieles passender.
Wer sich nun davon nicht abhalten lässt, oder eh schon treuer Leser von Flavias Abenteuern ist, wird nicht enttäuscht. Grandiose, lockere Unterhaltung.
Die Auflösung am Ende hätte ich mir noch etwas genauer gewünscht, in meinem Kopf sind erst noch ein paar Fragen offen geblieben, die sich dann aber beim Zurückblättern größtenteils klärten.
Fazit: erneut ein absolut gelungener Flavia de Luce-Roman.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten