Frankreich 2006. Während einer Public Viewing Veranstaltung im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft verschwindet der kleine Oliver Hughes plötzlich spurlos. Er war mit seinem Vater Tony (James Nesbitt) unterwegs, der den Jungen nur eine Sekunde aus den Augen gelassen hat um Getränke für die beiden anzunehmen. Doch dieser kurze Augenblick hat gereicht, um den Jungen spurlos verschwinden zu lassen.
Tony und seine Frau Emily (Frances O’Connor) sind verzweifelt. Trotz langer Suchen, dem Einschalten der Polizei und öffentlichen Auftritten gibt es keine Anzeichen ihres Sohnes. Als letzter Trumpf wird Julien Baptiste (Tcheky Karyo) für den Fall zu Rate gezogen. Dieser ist ein renommierter Ermittler aus Paris und hat schon ganz andere schwere Fälle auf unkonventionelle Art und Weise lösen können. Doch auch er findet keinen wirklichen Hinweis.
Acht Jahre später ist Tony erneut in der Stadt wo sein Sohn verschwunden ist. Durch einen glücklichen Zufall hat Tony einen neuen Hinweis erhalten, der eine richtige Spur zu seinem Sohn sein könnte. Auf einem kürzlich geschossenen Bild hat ein kleiner Junge den Schal seines Sohnes um. Da Tony aber anfängt die Menschen immer mehr zu belästigen wird die Polizei tätig. Zuerst kann er niemanden auf seine Seite ziehen um neue Ermittlungen zu starten, doch dann wird der mittlerweile pensionierte Baptiste informiert, der Tony sofort zur Seite steht, da es endlich eine neue Spur gibt. Was die beiden dann herausfinden geht über das hinaus was Eltern jemals über ihre Kinder erfahren sollten und bringen Tony und Emily an ihre psychischen Grenzen.
Die britische Krimiserie „The Missing“ ist ein überaus gelungener Psychothriller, der in verschiedenen Zeitebenen spielt. Zum einen das Verschwinden des Jungen im Jahre 2006 sowie die daran anschließenden Ermittlungen. Zum anderen die Wiederaufnahme der Untersuchung im Jahre 2014. Zusammen wird die Geschichte langsam aufgebaut und miteinander verzahnt. Wir Zuschauer erfahren Häppchenweise was passiert ist und müssen uns das Puzzle zusammensetzen um die Handlung in Gänze zu verstehen.
„The Missing“ ist überaus düster und geht dabei total unter die Haut. Was den Hughes passiert ist wünscht man keinen Eltern. Der Zuschauer wird dabei immer wieder auf die falsche Spur geführt und jeder vermeintliche Verdächtige wird nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Dennoch gelingt es den Machern durch eine neue Wendung immer wieder Spannung aufzubauen, so dass „The Missing“ wirklich süchtig macht. Beeindruckend ist auch die Veränderung der Figuren in den verschiedenen Zeitebenen. So sieht Tony 2006 deutlich jünger und erfrischter aus, als der abgekämpfte Mann aus dem Jahre 2014.
Leider weist die Serie auch einige kleine Fehler beziehungsweise Ungereimtheiten auf. Warum wird von dem Mord schon in der Zeitung berichtet, bevor der Tatort abgesucht wurde, oder warum können die Hughes immer ungehindert durch die Reportermassen laufen und sich über private Dinge unterhalten, ohne dass niemals eine richtige Frage gestellt wird. Dieses ändert aber nichts an der Spannungskurve, so dass die Geschichte erstklassige Krimiunterhaltung ist. Vor allem James Nesbitt als Hauptdarsteller ist gut gewählt und es ist beeindruckend ihn in seinen unterschiedlichen Gemütsphasen zu sehen.
„The Missing“ ist nichts für schwache Nerven. Der Geschichtsaufbau ist überaus spannend und man fiebert mit den Hughes mit, auch wenn nicht jede von ihnen getroffene Entscheidung perfekt war. Ich bin gespannt, wie es mit der zweiten Staffel weitergehen wird, die einen völlig neuen Fall zeigen wird. Die Blu-ray Version der Serie die nun bei Pandastorm erschienen ist bietet als Bonusmaterial noch verschiedene Featurettes sowie unterschiedliche Episodenkommentare.