Das Leben in den späten 1970er Jahren in der britischen Vorstadt ist schwer. Dieses muss sich auch Emma Kennedy (Lucy Hutchinson) in der Retrospektive feststellen, als sie auf ihre Kindheit zurückblickt. Ihre Eltern Brenda (Katherine Parkinson) und Tony (Dan Renton Skinner) sind beide Lehrer und haben sich überlegt in die klassische Spießigkeit zu fliehen. Dafür hat man sich ein nettes Haus in der Vorstadt Stevenage gesucht, mit den typischen Nachbarn. Diese sind Jenny (Emma Pierson) und Tim (Harry Peacock), die in wilder Ehe zusammenleben, aber dennoch schon nach kurzer Zeit sehr gut mit den Kennedys befreundet sind.
In sechs Episoden zeigen die Macher auf Grundlage des Romans „The Tent, the Bucket and Me“ das chaotische Leben der Autorin und Schauspielerin Emma Kennedy. Was schon als Buch gut funktionierte und viele begeisterte Leser hat und hatte, wurde nun gekonnt auf die Fernsehleinwand übertragen.
Zum einen besticht die Auswahl an Kostümen und Requisiten. Schon rein visuell wird man ohne Zweifel mitten in die 70er Jahre katapultiert. Inhaltlich sehen sich die Figuren mit den typischen Problemen der Zeit konfrontiert. Die Emanzipation der Frau schreitet nur langsam voran, dennoch wird Emma, die eigentlich irrsinniger „Star Wars“-Fan ist, immer wieder darauf hingewiesen, sich doch zu benehmen und gleichzeitig den Geist offen zu halten, um später studieren zu gehen.
Brenda möchte gerne mehr darstellen, als sie und ihre Nachbarschaft hergeben. Und so trotzt sie dem Alltag in mondänen Roben und versucht Cocktailparties zu organisieren. Jedoch gelingen alle Pläne eher mäßig, da Brenda eine völlige Chaotin mit seltsamen Vorstellungen ist. Die Enge der Gesellschaft wird klar, als Nachbarin Jenny ungeplant schwanger wird, und Tim sich genötigt fühlt, nun die Ehe mit ihr einzugehen. Die Freiheit der 70er zeigt sich dann mit dem Einzug eines homosexuellen Paares, mit denen Brenda unbedingt als scheinbar weltoffene Nachbarin befreundet werden möchte, und sich dabei selbst eher versehentlich als ebenso lesbisch ausgibt.
Tony ist eher der Ruhepol des Ganzen, dennoch kommt auch er an seine Grenzen, als er unbekannterweise nach einem Zeitungsbild Lasagne kochen soll, oder als er seiner Frau völlig entnervt Fahrstunden geben muss, mit dem Resultat, dass ein neues Auto gekauft werden muss…
In all diesem Trubel versucht Emma unbeschadet aufzuwachsen. Dabei gilt ihre größte Sorge dem Aufdecken von Geheimnissen sowie dem Problem, dass ein extrem wichtiges Fußballspiel auf dem Dorfplatz stattfindet am Tag von Jennys Hochzeit. Handicap: Emma trägt ein weißes Kleid, das im Laufe der Folge immer weniger weiß wird…
Insgesamt ist „The Kennedys“ eine großartige Serie mit herausragenden Schauspielern, die die verrückten 70er Jahre gekonnt aufleben lassen. Vor allem Katherine Parkinson, die vielen aus „The IT Crowd“ bekannt sein dürfte, ist wieder eine hervorragende Besetzung und besticht auch in dieser (leider nur sechs-teiligen) Serie erneut durch ihre Mimik und Gestik.
Als besonders gilt hervorzuheben, dass es die DVD nur in Originalversion mit deutschen (und englischen) Untertiteln gibt, was das Seh- und Hörvergnügen noch steigert. Ich persönlich schaue gerade die britischen Sitcoms am liebsten im Original, auch die besten Übersetzungen schaffen es doch meistens nicht, das gesamte Feeling mit all dem Wortwitz und der Atmosphäre durch die Intonation der Schauspieler korrekt wiederzugeben. Insofern freut mich gerade diese Art der Veröffentlichung.