Nach vielen asiatischen Filmen und einigen Nebenrollen in amerikanischen TV Serien (wie beispielsweise Kato in „The Green Hornet“) gelang Bruce Lee mit dem Film „The Big Boss“ – der deutsche Titel lautet „Die Todesfaust des Cheng-Li“ – der internationale Durchbruch.
Maßgeblich dafür verantwortlich war der Soundtrack von Peter Thomas, der vom deutschen Verleih für den Film aufgenommen wurde. Dieser Soundtrack passte so gut zum Film, so dass er von da an mit Ausnahme von China als offizieller Soundtrack genutzt wurde.
Bei genauerem Hören des Soundtracks wird einem auch klar warum. Schon mit dem Main Theme „The Big Boss“ weiß man in etwa wo die Reise hingehen wird. Der Song ist spektakulär und mit den Bläsern, die ein gutes Auftakttempo haben sowie dem im Hintergrund laufenden Bass wird man als Zuschauer schon auf den kommenden Hauptfilm vorbereitet.
Doch schon mit dem zweiten Song „Mukuri“ zeigt das Peter Thomas Sound Orchester, dass es nicht nur schnell und zackig kann, sondern durch einen geschickten Aufbau des Stücks auch Spannung erzeugen kann. Dazu trägt vor allem wieder der Basslauf bei, aber auch die geschickt eingesetzten Melodien ergeben das Übrige.
Mit „Girl loves Cheng Li“ zeigt sich der Soundtrack von seiner ruhigeren und romantischeren Seite (was der Titel ja auch schon anzeigt) bevor es dann mit „Hard Drugs“ mit einem klassischen siebziger Jahre Song weitergeht, der so eigentlich in keinem Action- / Gangsterfilm der Zeit fehlen darf.
„Escape from the Camp“ ist ein klassischer Song für eine Verfolgungsjagd. Schnell gespielter Bass kombiniert mit spannenden Soundeffekten ergeben die passende Atmosphäre für eine Flucht, oder Verfolgungsjagd.
Nach dem ersten etwas längerem Song „The Amulet“, der auch einen sehr guten Ohrwurmcharakter hat, folgt nach dem rasanten „Finding the Drugs“ mit „China Love“ wieder ein etwas ruhigerer Song, der nach den ganzen Aufregungen in den letzten Songs wieder ein wenig die Gemüter abkühlen lässt.
„Communication in Hyperspace“ ist genau das was der Titel beschreibt. Ein interessanter Song mit spacigen Effekten und einer Gitarre, die an den passenden Stellen die richtigen Akzente setzt. „Malaparte Sinus“ fängt stark an, fährt dann zwischendurch nach einem Effekt, der sich wie ein Supersprung anhört ein wenig mit der vordergründigen Geschwindigkeit runter. Der Hintergrund bleibt aber gleichbleibend schnell und treibend, so dass ein netter Kontrast entsteht.
„Moontown“ hört sich von der Hintergrundmelodie ein wenig wie die alte Batman Theme an, ändert sich dann aber durch die darübergelegten Melodien aber doch noch zu einem eigenen Stück, welches im Spannungsaufbau sehr gelungen ist.
Beim nächsten Stück „Cheng Li and his Friends“ wird das scheinbare Main Theme des Films wieder aufgegriffen, dass der Zuschauer beziehungsweise Hörer schon aus „The Amulet“ kannte. Diesmal wird das Ganze nur ein wenig schneller gespielt, so dass es unruhiger und rauer klingt.
Mit „EKG“ gelingt dem Peter Thomas Sound Orchester der schmale Grat zwischen Musik und medizinischen Geräuschen. Durch einen ständig klingenden „Herzschlag“, der sich mal steigert, mal schwächer wird, stellt man hier ein EKG dar, welches von mysteriösen Klängen überlagert wird. Hervorragend.
Nach „The Seduction of Cheng Li“, welches wieder ein etwas ruhigerer Song ist und genau die Verführung des Protagonisten darstellen soll, geht es gleich Nahtlos mit „The Big Boss and his Gang“ weiter, welches ein abgewandeltes Reprise des Openers ist.
„The Spindle“ ist wieder ein schneller Track, der dann ganz schnell ins eher groovige wechselt und der beim bloßen Zuhören wirklich an eine Spindel erinnert, die sich dreht und dreht. Danach folgen „Blood & Dead Friends“ sowie „Alarm“, bevor mit „Revenge & Corruption“ der vorletzte Song des Albums zu hören ist, der vieles von vorherigen Songs geschickt vereint.
Mit „The Fist of Fury endet dieser Soundtrack dann auch. Ein gut platzierter letzter Song, der noch einmal die Spannung und die Dramaturgie des Gesamtwerks aufgreift und uns Hörern einen guten Ausstieg aus dem Album gibt und uns das Gehörte noch einmal Revue passieren lässt.
Zehn Jahre ist es nun her, dass bei All Score Music die erste Auflage dieses Soundtracks erschienen ist. In diesen zehn Jahren ist viel passiert, aber vor allem konnte man in den Archiven von Peter Thomas nicht nur eine längere Version eines Songs finden, sondern auch vier Stücke, die bisher als verschollen galten.
Dieses war doch der perfekte Grund diesen hervorragenden Soundtrack noch einmal zu veröffentlichen – natürlich wieder in Zusammenarbeit mit Peter Thomas selbst, der aber leider vor dieser Neuveröffentlichung im Alter von 94 Jahren am 17.Mai 2020 in Lugano verstorben ist. Daher ist dieser Tonträger nicht nur Bruce Lee dem Hauptdarsteller des Films gewidmet, sondern auch Thomas selbst, der mit diesem Soundtrack Geschichte schrieb.
Für diese Neuauflage wurden auch keine Kosten und Mühen gescheut, so dass dafür extra ein neues Gatefold Cover von Künstler Adrian Kleindorf angefertigt wurde. Dieses trifft den Zahn der Zeit genau und ist der perfekte Spagat zwischen den psychedelischen 70ern und unserer aktuellen Zeit. Im Innern der CD wird dies noch fortgesetzt und zeigt den Meister in Action.
„The Big Boss” ist ein guter Soundtrack, den man natürlich aus der Sicht der Zeit sehen muss. Die 70er Jahre spiegeln sich hier ganz deutlich wieder und die Mischung zwischen Rock und Disco ist hier deutlich erkennbar.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten