Die ehemalige Musicalsängerin Annemie „Mie“ D’Haeze (Veerle Baetens) leidet nach einem Autounfall unter dem Verlust ihres Kurzzeitgedächtnisses. An alles, was vor dem Unfall war, kann sie sich noch genau erinnern, doch alles was danach kommt, ist wie fortgeblasen, wie Sand der in einer Sanduhr durchläuft. Nun erwacht sie plötzlich in der geschlossenen Anstalt einer psychiatrischen Einrichtung und kann sich gar nicht erklären, wieso. Als sie dann auch noch von Inspecteur Wolkers zum Verschwinden von Thomas de Geest (Jeroen Perceval) befragt wird versteht sie die Welt nicht mehr. Angeblich war sie die letzte, die man mit ihm gesehen hat…
Zusammen mit den Ermittlungen begibt sich auch Mie auf Spurensuche und hält einzelne Gedächtnisblitze in einer Art Tagebuch fest. Zeitgleich werden rückblickend Episoden aus ihrem Leben nach dem Unfall gezeigt, die Mie wie ein Puzzle zusammensetzt. Langsam überwiegen Angst und Skepsis auch ihrer Familie gegenüber. Wem kann sie überhaupt noch trauen?
„Tabula Rasa“ ist eine äußerst spannende belgisch-deutsche Co-Produktion, welche durch den Einsatz verschiedener Genre glänzt. In der Hauptrolle kann man Veerle Baetens sehen, die dem Krimifan durch Serien wie „Code 37“ oder „The Team“ bekannt sein dürfte. Hier brilliert sie aber nicht als taffe Ermittlerin, sondern als Opfer in einem kryptischen Verschwindensfall. Den Inhalt kann man kaum wiedergeben, da man zu viel von den schockierenden Wendungen verraten würde, die den Zuschauer nicht nur einmal fast vom Hocker reißen.
Die Atmosphäre der nun bei Pandastorm Pictures erschienen Serie ist sehr dicht, da nicht nur die Schauspieler gut gewählt wurden, sondern man auch immer irgendwie das Gefühl hat, dass eine seltsame Bedrohung in der Luft zu liegen scheint. Durch den Verlust des Gedächtnisses fühlt sich Mie in den Rückblicken immer beobachtet und viele Dinge, die sie zwischendurch erlebt, lassen sie manchmal auch einfach an ihrem eigenen Verstand zweifeln, der außer dem Gedächtnisverlust keinen weiteren Schaden hat. Dadurch, dass sie sich an die Personen nicht mehr erinnert, lernt sie die Menschen auch immer wieder neu kennen, sogar diejenigen, die ihr nicht gutwillig gesonnen sind. Dieses treibt die Spannung auch immer sehr schnell in die Höhe, so dass wir Zuschauer mit der jeweiligen Entwicklung mitfiebern müssen.
An und für sich ist die Handlung gut aufgebaut. Zuerst erwacht man ebenso wie Mie in der psychiatrischen Anstalt und muss sich dann auch, ebenso wie sie, die Handlung nacheinander aufbauen. Dabei stellt sich nach einigen mysteriösen Ereignissen unvorstellbares heraus, denn nichts ist wirklich so, wie sie (oder auch wie Zuschauer) angenommen hat. Das Gedächtnis ist schon ein seltsames Konstrukt, welches uns Menschen auch so manchen Streich spielt.
Mich persönlich hat diese düstere Serie sehr gut unterhalten. Obwohl man eigentlich in der Handlung gefangen war, konnte ich durch die Dichte der Geschichte immer nur eine Episode am Stück schauen, die dann durch die vielen Ereignisse erst einmal verarbeitet werden musste. Man muss sich zwar erst ein wenig einschauen, vor allem die ersten Episoden sind teils recht langatmig erzählt, wenn man dann aber in der Handlung ist, kann man eigentlich fast gar nicht mehr aufhören.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten