Spider-Gwen Band 1 Drahtseilakt von Jason Latour und Robbi Rodriguez Comickritik
Im ersten Sonderband zu Spider-Verse wurden einige neue Spider-Helden eingeführt. Eine von diesen war die Spider-Woman von Erde-65 die von ihren Spider-Kollegen dann während Spider-Verse liebevoll auch Spider-Gwen genannt wurde. Denn im Gegensatz zum Spider-Man den wir alle kennen und lieben, hat auf ihrer Welt die Radioaktive Spinne nicht Peter Parer, sondern Gwen Stacy gebissen, die nun mit den Konsequenzen daraus leben muss. Eine der schlimmsten Tragödien ihres Lebens war der Tod ihres Freundes Peter Parker, der sich selbst Radioaktiv verseuchte um so zu sein wie sein großes Idol Spider-Woman. Seitdem ist sie auf ihrer eigenen Welt eine gejagte Verbrecherin, die ihrem Vater Captain George Stacy kurz vor dem Zusammenbruch der Ereignisse zeigen konnte, wer Spider-Woman wirklich ist.
Da die Figur der Spider-Gwen ein unglaublicher Erfolg war, konnte Marvel nicht anders als der Figur eine eigene Reihe zu geben. Kurz vor den Ereignissen des Secret War, startet Spider-Gwen also in ihrer eigenen Serie voll durch und muss sich dort nicht nur gegen die Polizei, sondern auch gegen die Abgesandten des Kingpins durchsetzen. Der Verbrecherkönig sitt zwar im Gefängnis, kann aber immer noch das Geschick und Glück der Menschen in Freiheit bestimmen, in dem er seinen blinden Anwalt Matt Murdock die Drecksarbeit machen lässt.
Der vorliegende Band „Drahtseilakt“ zeigt den überaus schwierigen Spagat zwischen Held-Sein und normales Leben führen. Was Stan Lee und alle Autoren nach ihm bei Spider-Man so ehr oder weniger geschafft haben beziehungsweise außen vor gelassen haben, bringt Autor Jason Latour hier ganz deutlich zum Ausdruck. Was ist mir wichtiger – meine Leben als Vigilant, meine Familie, oder meine eigene Band mit der ich kurz vor dem Durchbruch stehe? Keine leichte Entscheidung, vor allem da es immer wieder Steine gibt, die einem in den Weg gelegt werden. Sei es nun der geflügelte Bösewicht Geier, der brutale Polizist Frank Castle, oder ein Auftritt zusammen mit Felicia Hardy, die auch nicht das ist, was zu sein vorgibt.
Die neue Comicreihe Spider-Gwen ist erneut ein Versuch eine weitere Spinnen-Figur dem großen Spider-Man Universum zuzufügen. Nach Spider-Woman, Spider-Girl, Silk und Scarlet-Spider auf Peter Parkers Erde, gibt es darüber hinaus ja auch noch Spider-Man 2099 sowie das andere Spider-Girl der Parallelerde. Letzter hat zwar im Moment keine eigene Serie, ist bei den Fans aber immer noch überaus beliebt. Nun startet mit Spider-Gwen eine weitere Spider-Woman auf einer Parallelerde, die erneut frischen Wind in die Marvel-Historie einbringt. Auf dieser Erde heißen die Figuren zwar gleich, die Funktion und auch die Ausrichtung ist aber eine komplett andere, was den Reiz an diesen neuen Universen ausmacht.
Erdacht wurde die Figur von Jason Latour, der sie aber ohne seinen Partner Robbi Rodriguez nicht hätte umsetzen können. Dieser steuert die unglaublich ausdrucksstarken Bilder zur Geschichte. Leider sind diese mir manchmal ein wenig zu abstrakt, was aber nur meine Meinung ist. Generell passen diese wirklich gut zur Geschichte und tragen vor allem durch die Colorierung von Rico Renzi viel zur Atmosphäre der Geschichte bei. Ein wirklich einprägsames Bild für mich war das erste Auftauchen des Geiers, der durch seinen Jetpack einen grünen Nebel hinter sich herzieht.
„Drahtseilakt“ ist an sich ein abgeschlossener Comicband. Es schadet aber nichts die Geschichte aus „Spider-Verse Sonderband“ Nr. 1 zu kennen, da hier die Entstehungsgeschichte unserer Heldin gezeigt wird. Im kurzen wird dies zu Beginn des Bandes noch einmal erklärt, aber warum es zum Split mit Gwens Band gekommen ist, wird hier leider nicht gezeigt. „Spider-Gwen“ ist eine etwas andere Spider-Man Geschichte, die wirklich Spaß macht und die nach dem Mega-Event „Secret War“ auf Großes hoffen lässt. „Drahtseilakt“ ist ein frecher, neuer Handlungsbogen, mit einer super entwickelten Protagonistin.