Es ist nun schon einige Zeit her, dass sich die beiden „Killswitch Engage“ Gründungsmitglieder Jesse Leach und Adam Dutkiewicz ihrem zweiten Projekt „Times of Grace“ widmen konnten. In diesem Falle müssen wir der Corona Krise dankbar sein, denn zu kaum einer anderen Zeit waren Musiker so kreativ. Da es keinen Tourstress oder andere Verpflichtungen gab konnte man sich wieder auf das eigentliche Kerngeschäft konzentrieren – das Schreiben von Songs.
Zehn Jahre ist es jetzt her, dass das Debütalbum „Hymns of a Broken Man“ erschienen ist. Seitdem haben sich die Musiker mehr ihrer Hauptband gewidmet und „Times of Grace“ ein wenig auf Eis gelegt. Nach der Verpflichtung von Tour Drummer Dan Gluszak als drittes Mitglied ging die Arbeit an neuem Material dann los und Corona hat scheinbar nun den Rest dazugetan.
Nach dem erst Hören von „Songs of Loss and Separation“ bin ich mehr als positiv überrascht. Das Album ist unglaublich vielschichtig und kann von Blues bis düster melancholisch, über Countryeinflüsse bis zu vorpreschendem Metalcore alles. Dennoch sehr einfühlsam und vor allen Dingen macht es die Hörer nachdenklich und lässt sie einen Gang zurückschalten.
Dabei ist das Besondere an dieser Band nicht nur das Zusammenspiel als Band an sich, sondern auch die Kombination der beiden Sänger. Diese agieren als Duett mehr als hervorragend und geben den Songs dadurch deutlich mehr Tiefe. Aber auch mit abwechselndem Gesang wie bei „Currents“ funktioniert das Zusammenspiel zwischen Leach und Dutkiewicz hervorragend und man merkt, dass diese beiden schon ein paar Jahre Musik zusammen machen.
Schon beim ersten Song des Albums „Burden of Belief“ spiegelt sich die weitere Ausrichtung des Albums wieder. Der Song ist wirklich düster und melancholisch, fängt den Hörer aber durch das Arrangement von Instrumenten und Gesang direkt ein. Vor allem die Steigerung / die Verzweiflung am Ende des Songs sind wirklich herausragend.
Adam Dutkiewicz sagt selbst über das Album „Das Album ist nicht sehr optimistisch. Wenn Du nach einem Album suchst, das Dich aufmuntert und Dich aufbaut, bist Du hier falsch.“. Doch genau das ist es ja was man manchmal einfach möchte. Je nach Stimmung muss auch mal etwas Düsteres her und wann wenn nicht jetzt ist die beste Zeit so ein Album zu veröffentlichen als in unserer verrückten Zeit.
Doch nicht alle Songs des Albums sind musikalisch eher auf der ruhigeren Schiene. „Rescue“ ist so ein typischer Song, der vom Text vielleicht nicht unbedingt in den Killswitch Kanon passen würde, vom musikalischen Teil und vom Aufbau des Gesangs aber ein klassischer Killswitch Song aus der Anfangszeit sein könnte – verspielte Gitarren, drückendes Schlagzeug und pressender Gesang in den Strophen mit cleanem Gesang im Refrain.
Wenn man sich die Texte ein wenig genauer anschaut, dann spiegelt das Album genau das wider, was der Albumtitel verspricht. Es geht ums Verlassen werden, um toxische Beziehungen und den Teufelskreis in dem man sich dabei befindet, um das Alleinsein an sich, aber auch um die Suche nach Religion und Hilfe sowie Erlösung.
Alles in allem ist „Songs of Loss and Separation“ ein hervorragendes zweites Album, welches zwar lange gedauert hat, bei dem sich das Warten aber auf jeden Fall gelohnt hat. „Times of Grace“ haben erneut viel Herzblut und viel persönliche Erfahrung in das Album gelegt. Dennoch ist es kein Album fürs Nebenherhören. Man sollte sich Zeit nehmen und auf die Musik und die Texte einlassen.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten