Mit dem Buch “SIGNED – Unterwegs mit der 1UP-Crew und MOSES & TAPS™” trifft nach längerer Zeit mal wieder eine Print-Ausgabe bei mir ein. Habe ich mich doch seit einigen Jahren auf digitale Ausgaben versteift, weil ich dann keine Sorge haben muss, sie aus Platzmangel aussortieren zu müssen, obwohl ich vielleicht irgendwann mal darauf zurückgreifen möchte. Oder muss. Viel zu oft passiert. Zahlreiche, passend zum Thema, Graffiti-Bücher sind jetzt, hoffentlich, in andere, wohlwollende Hände geraten. Und auch das nach langer Zeit mal wieder. Graffiti. Wer mein Instagram-Account kennt, weiß, dass ich diese, im lokalen Bereich, auch gerne fotografiere.
Ich bin mit gemischten Musikstilen dem Graffiti bekanntgemacht worden. Eine Mischung aus HipHop, Crossover, Rap und Punk sowie partiell klassischen Metal, (Hard)Rock et cetera.
Auch verbinde ich das mit Botschaften. Seien es “Yo:”, also Grüße an irgendwem, oder die ein oder andere Hommage, Graffitis zum Tode von geliebten Personen aber auch aus Protest. Für mich war das immer Teil davon. Ich allerdings nie von Graffiti. Also, aktiv. Allergie. Und wenn ich ehrlich bin, selbst in meinen besseren Phasen nie fit genug gewesen. Ich bin stiller Bewunderer. Ich mag Kalligrafie und daher habe ich auch nur selten Probleme mit Tags. Mit “Terror Lines” schon eher.
Aber die Fragestellung hier im Buch, die (in)direkt aufkommt, finde ich interessant. Wertet Graffiti auf oder ab. Ein Instrument pro oder contra Gentrifikation. Wie man hier leider nachlesen kann, für beides.
Es gibt ja die Definition von Eigentum und Besitz. Kaufe ich, bin ich immer Eigentümer. Ein Dieb meines Eigentums aber kann niemals Eigentümer, sondern im besten Fall temporärer Besitzer sein. Oder auch Meinungsfreiheit und Kunstfreiheit. Graffiti ist Kunst. Graffiti äußert auch Meinungen. Gleichzeitig rufen verschiedene Städte zum Mitgestalten auf. Also in den Bereichen, die einem liegen. Auf der anderen Seite sind gewisse Arten von Mitgestaltung nicht gerne gesehen und verstoßen gegen das Gesetz. Apropos. Gab es schon mal irgendwo ein Gericht, das Pro-Künstler entschieden hat, weil die Legislative den Kunstaspekt anerkannt hat und entschiedene hat, dass das eine Aufwertung der Umgebung darstellt? Aber nicht das Recht nach sich zieht, die Miete zu erhöhen?
Das Buch bietet verhältnismäßig wenig Bilder, dafür viel Text und “viel drumherum”. Aber: im positiven Sinne. Ich hab das nicht als (unnötige) Ausschmückung, sondern als unterhaltenden Nebenstrang wahrgenommen. Wie die Postkarten von und über Rudi Dutschke, die Kennenlern-Phasen von Autorin und Partizipierenden. Habe ich sehr gemocht, behalte ich und kann ich nur empfehlen. Sehr schön, sehr unterhaltsam, sehr viele Denkanstöße.