Fünf Jahre nach ihrem Debütalbum ist Catharina Boutari nun wieder unter ihrem Künstlernamen „Puder“ unterwegs und veröffentlicht mit den „Session Tapes“ gleich zwei Alben auf einmal. Aufgeteilt in je sechs Songs beinhaltet diese wirklich ansehnliche grüne 180g Vinyl die beiden Session Tapes, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten.
Mit dem ersten Song „Tokio Calling“ liefert die Künstlerin einen guten Einstieg in ihr Album. Man ist schon recht gefangen in der Musik, aber auch gleichzeitig gespannt was noch alles kommen mag.
Im zweiten Song „Giganten“ legt die Künstlerin noch etwas drauf und kann mit ihrer unglaublich ausdrucksstarken Stimme punkten. Der Song an sich hat eine schöne Steigerung und vor allem im Refrain ist der Höhepunkt da, bis er mit dem abschließenden „Wenn ein Licht scheint“ langsam wieder abgebaut wird.
„Geliebtes Ding“ ist ein schon fast punkiger Song, bei dem Catharina Boutari eine völlig neue Seite von sich zeigt. Wild und schrill singt sie hier den Refrain, der sich schnell ins Ohr einbrennt.
„In meinem Garten“ wird dann wieder etwas ruhiger und ist mehr ein „Erzählen“ als ein singen. Die Musik ist angenehm und untermalt dieses wirklich gut. Obwohl der Songtitel in deutscher Sprache ist, wird hier in Deutsch und Englisch gesungen. Während die Strophe auf Deutsch ist und sehr tiefgründig ist wird der Refrain in Englisch gesungen, so dass eine perfekte Einheit zwischen den beiden Sprachen, aber auch den beiden Songteilen entsteht.
Der fünfte Song der ersten Session Tapes „Mein Mädchen kann“ ist ein Aufruf zum Weglaufen um das Leben zu genießen. Ein poppiger Song mit einem netten Rhythmus der zügig gespielt wird und die innere Unruhe sehr gut widerspiegelt.
„Polaroid“ der abschließende Song der ersten Session ist noch ein wenig punkiger. Nicht nur dass er wirklich ein schnelles Piano Tempo aufweist, auch wird der Song meist laut und durchdringend gesungen. Dabei ist auf Boutaris Stimme noch ein Echo gelegt, was das Ganze noch wilder klingen lässt.
Mit „Du behauptest Punk“ beginnen die zweiten Session Tapes. Nach dem schnellen Ende der ersten Sessions ist dies etwas völlig anderes. Dieser fast schon besinnliche Song, der sehr stark an einen Gospel angelehnt ist, rechnet mit allen ab, die die Sängerin in eine Schublade packen wollen. Nur die Liebe zählt, alles andere gehört zwar dazu, doch die Liebe ist das wichtigste.
„Naughty“ ist genau das. Ein guter Song, der durch eine gute Melodie und einen gut durchdachten Text auftrumpfen kann. Vor allem der Kontrast zwischen der Sängerin und den Backgroundsängerinnen lässt einen an alte Soulklassiker, wie die Songs von Nina Simone, denken.
„Raketenkinder“ ist dann wieder etwas völlig anderes. Ein völlig poppiger Song, der durch die Tempowechsel am Piano aber irgendwie etwas Besonderes hat.
„Jackie“ ist für mich eine Mischung zwischen Falco in der Strophe und Muse im Refrain. Die gesprochene Strophe erinnert mich von der Intonation stark an Falcos „Jeannie“, während mich der Refrain an „Knights of Cydonia“ erinnert. Natürlich ist dies nur mein persönlicher Eindruck. Dennoch ist der Song eine gut erzählte Geschichte über „Jackie“ die an der Schwelle zur Rettung der Menschheit steht.
Der vorletzte Song „Sing für mich“ ist ein guter Übergang, bevor es dann mit „Für immer und einen Tag“ dann den letzten Song der zweiten Session Tapes und auch des Albums gibt. Dieser ist wieder sehr poppig, bietet aber einen würdigen Abschluss für ein gutes Album.
Puders „Session Tapes“ sind ein durchweg gelungenes Album, bei dem viele Stilrichtungen und auch viele Musikelemente miteinander vermischt worden sind. Catharina Boutari gelingt es ihre Hörer / Fans schon mit dem ersten Song zu fangen und nicht mehr loszulassen. Dabei endet das Lob nicht nur beim Inhalt des Albums. Die Aufmachung der LP ist auch sehr gelungen, wobei dort vor allem die zwei verschiedenen Cover für die unterschiedlichen Sessions in Auge springen.