Vor einigen Jahren sorgte das Megaevent „Civil War“ im Marvel Universum für eine der größten Veränderungen in der Comicszene. Nicht nur, dass es zum ersten Mal nicht nur eine kurze Story innerhalb eines Heftes war, bei der die Helden gegeneinander antreten, sondern es sterben auch einige der Heldenfiguren, von denen man lange Zeit dachte, dass sie unsterblich waren. Damals war Mark Millar für dieses Epos verantwortlich, der mit dieser Geschichte den Grundstein für viele Megaevents legte.
Eines dieser Megaevents war „Secret Wars“ bei dem das komplette Marvel-Multiversum auf den Kopf gestellt wurde und Fragmente eines jeden Universums zu einem einzigen Planeten zusammengefasst wurden. Eine dieser Welten war ein Planet, auf dem das Marvel Universum im ständigen Bürgerkrieg gelebt hat. Während der eigentliche Civil War mit der Kapitulation von Steve Rogers und den damit einhergehenden Registrierungsgesetzen endete, hat sich in diesem Universum die Situation bei einem scheinbaren Endkampf in Iron Mans geheimen Gefängnis nur verschlimmert. Hier hat Black Panther die Selbstzerstörung aktiviert und die eine Kluft zwischen Amerika getrieben und viele Superhelden mit in den Tod gerissen hat.
Diese Spaltung trennt Amerika in Blue und Iron. Blue, die Seite von Captain America steht für die freie Selbstbestimmung der Superhelden, während auf Iron, der Seite von Iron Man, alle Superhelden registriert sind. In einem letzten Akt versucht Miriam Sharpe (die Mutter eines der ersten Opfer) die beiden Kontrahenten für Friedensverhandlungen an einen gemeinsamen Tisch zu holen. In Begleitung von ihren persönlichen Leibwächtern (bei Iron Man ist es She-Hulk und bei Captain America ist es Spider-Man) tauchen die beiden „Präsidenten“ der Länder auf. Bevor es aber zu den eigentlichen Verhandlungen kommen kann, wir Miriam von einem Scharfschützen erschossen. Jede Seite beschuldigt die andere, so dass nach einer kurzen kampflosen Zeit der Krieg der Superhelden härter denn je entbrennt.
Vor vielen Jahren startete die Reihe „What if…?“ bei der besondere Events im Marvel Universum neu und anders erzählt werden konnten. Meist war es nur eine Kleinigkeit, die das komplette Geschehen völlig anders enden lässt. In den letzten Jahren waren es immer Mehrteiler, die für diese alternativen Welten benutzt wurden. Das Megaevent „Secret Wars“ hat den Verantwortlichen bei Marvel die Möglichkeit gegeben genau dieses Prinzip in geballter Form zu nutzen. In mehreren Miniserien werden vergangene Handlungen neu aufgegriffen und komplett neu erzählt, wie beispielsweise „Planet Hulk“ oder „Spider-Man: Renew your Vows“.
„Secret Wars: Civil War“ ist eine Weiterführung der eigentlichen „Civil War“ Handlung. Autor Charles Soule ist es gelungen den damaligen Zeitgeist einzufangen und in einer komplett neuen Geschichte weiterzuerzählen. Es ist sehr spannend zu sehen, wie sich die Figuren im Zeitalter des Krieges weiterentwickelt haben, oder wie spätere Megaevents in diese Handlung miteingebunden werden. Erneut beweist Soule, dass er einer der erfolgreichsten „neuen“ Autoren des Marvel Universums ist, der es nicht nur geschafft hat den Inhumans zu neuem Rum zu verhelfen.
Die graphische Umsetzung lag bei dieser Geschichte bei Leinil Francis Yu, der allen Marvel Fans bekannt sein dürfte. Nicht nur dass er damals die Zeichnungen zur „Secret Invasion“ beigesteuert hat, er hat auch einige Ausgaben der „New Avengers“, das Megaevent „Ultimate Wolverine vs. Hulk“ sowie „Axis“ zu Papier gebracht. Yus Zeichenstil ist unvergleichbar und man erkennt ihn immer sofort schon bei den ersten paar Panels. Für diese Serie ist er eine wahre Bereicherung, denn es gelingt ihm immer wieder genau die passenden Akzente für die jeweilige Szene zu setzen.
Die nun bei Panini erschienene gesammelte Reihe „Secret Wars: Civil War“ ist eine spannende Geschichte, die einen etwas anderen Blick auf die Ereignisse des Superhelden-Bürgerkriegs wirft. Fans der „What if…?“ Stories werden ihre helle Freude an diesem Band haben, für alle anderen ist es aber durch die Erzählweise und den Zeichnungen eine nette Ergänzung zur Sammlung.