Das Märchen der Gebrüder Grimm, welches hinter den Bergen bei den sieben Zwergen spielt ist seit seiner Veröffentlichung 1812 schon in vielen Medien adaptiert worden. So gibt es andere Schriftsteller die darauf Bezug nehmen, Hörspiele, Filme (am bekanntesten wohl die Disney Adaption) aber auch Comics, die sich diesem Thema widmen. Auch hier gibt es natürlich Unterschiede. Einige Autoren und Zeichner haben sich sehr nah an die Vorlage der Gebrüder Grimm gehalten, während andere ihrer Phantasie freien Lauf gelassen haben und aus dem Märchen eine brutale Horrorstory machten.
Nun ist beim Splitter Verlag eine weitere Comic Adaption des Märchens erschienen. Beim ersten durchblättern der Splitter Vorschau hat mich das Cover eigentlich sofort angesprochen, so dass „Schneewittchen“ von Lylian, Nathalie Vessillier und Rozenn Grosjean auf meiner Leseliste ganz oben stand. Das Bild von Schneewittchen fand ich wirklich atemberaubend und wirklich vielversprechend. Ich muss sagen, ich bin nicht enttäuscht worden.
Die Geschichte von Schneewittchen dürfte eigentlich jedem bekannt sein. Die Königin stirbt bei der Geburt ihrer Tochter, die böse Stiefmutter heiratet den König und ist eifersüchtig auf Schneewittchen. Nach einem Mordversuch kommt Schneewittchen bei den sieben Zwergen unter, wo sie von da an lebt und mehrere weitere Mordversuche bis zum Happy End überlebt.
Lylian hat sich dabei aber nicht nur an die Vorlage der Gebrüder Grimm gehalten. Um die Handlung noch ein wenig dramatischer zu machen hat er die Lücken, die bei den Märchenerzählern vorhanden sind noch ein wenig ausgeschmückt. So hatte die Stiefmutter nicht nur einen magischen Spiegel, sondern war auch ansonsten mit bösen Mächten in Verbindung und hat den König damit verzaubert. Auch die Zwerge waren nicht die klassischen Figuren, aber auch nicht die Disney oder Otto Charaktere, sondern sieben völlig unterschiedliche Figuren, die am liebsten nur unter sich sind. Jeder der Zwerge hat eine besondere Eigenschaft und ist dabei auch meist brummelig, kann aber natürlich der Schönheit und auch der Ehrlichkeit des jungen Mädchens nicht widerstehen. Dazu kommt noch der zeitliche Ablauf, der im Märchen eher vage ist, in der Comicadaption aber schon recht strikt und auf die Jahre fast genau ist.
Neben der Handlung sind die Zeichnungen auch überaus phantastisch. Zuerst musste ich mich an die Bildgestaltung von Nathalie Vessillier erst gewöhnen, da die Zeichnungen doch ein wenig abstrakt sind. Wenn man sich aber erstmal eingelesen hat, sind die Zeichnungen überaus phantastisch und lassen den Leser in der Welt von Schneewittchen versinken. Vor allem die Entwicklungen der zwei Hauptfiguren ist dabei mehr als gelungen, da Schneewittchen immer erwachsener und dadurch auch offensichtlich immer schöner wird, während ihre Stiefmutter immer älter wird und dadurch auch immer mehr verfällt.
Nach der Lektüre dieses Märchens hoffe ich, dass Lylian sich noch anderen Märchen annimmt und auch diese ebenso kunstvoll adaptiert beziehungsweise adaptieren lässt wie „Schneewittchen“. Ich finde den Band wirklich gut gelungen und kann ihn wirklich nur weiterempfehlen. Splitter hat wieder gute Arbeit geleistet und dieses außergewöhnliche Comic in einer schönen Edition herausgebracht.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkte