Autor und Zeichner William Vance zählt zu den ganz großen des Geschäfts. Er hat nicht nur Figuren wie „Bruno Brazil“, „Bruce J. Hawker“, oder „Ramiro“ Leben eingehaucht, sondern seinen Lesern auch noch Werke wie „XIII“, oder „Ringo“ zu Papier gebracht. Dabei sind dieses alles völlig unterschiedliche Genres, die zeigen was für unterschiedliche Ideen in ihm stecken. Nach der „Bruno Brazil“ und „XIII“ Gesamtausgabe bei Ehapa und Carlsen veröffentlicht der Splitter Verlag nun in zwei Gesamtausgaben die klassische Westernserie „Ringo“. Erstveröffentlichung hatten diese Geschichten wie viele andere auch in „Tintin“ beziehungsweise in MV (Mickyvision) in Deutschland.
Der erste Band der Gesamtausgabe beinhaltet die ersten beiden Alben um den ehemaligen Soldaten Ringo. Im ersten Album „Der lange Weg nach Santa Fe“ muss Ringo einen Goldtransport bewachen, der von Prescott nach Santa Fe unterwegs ist. Der Weg ist aber definitiv kein einfacher, da die Kutsche und deren Begleiter durch Apachen-Gebiet müssen. Wäre dies nicht schon schwierig genug planen Banditen einen gewieften Überfall. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Mitglieder der Armee auf eigene Rechnung arbeiten und gemeinsame Sache mit den Banditen machen. Wirklich kein einfacher Auftrag für Ringo.
Im zweiten Band der Serie „Der Schwur von Gettysburg“ wird zuerst einmal in Ringos Vergangenheit geschaut. Dort wird er kurz vor der Schlacht bei Gettysburg verletzt und trifft dort in einem Graben einen verwundeten Südstaatler mit dem er in einer der schlimmsten Schlachten des Bürgerkrieges Freundschaft schließt. Ringo und Morton erkennen nämlich, dass sie alle nur Menschen sind und dass dieser Krieg total sinnlos ist. Die beiden leisten einen Schwur, dass sie sich egal wie der Krieg ausgeht danach besuchen werden und sich ihre jeweilige Uhr wiedergeben. Kaum ist der Krieg vorbei möchte Ringo sein Versprechen einlösen, muss aber feststellen, dass sein Freund nicht mehr in seinem Haus lebt und scheinbar auf die schiefe Bahn geraten ist.
„Ringo“ ist eine klassische Western-Comicgeschichte. Mit Ray Ringo liefert William Vance den klassischen und vor allem strahlenden Westernhelden der unfehlbar ist und für Recht und Ordnung einsteht, obwohl er kein Gesetzeshüter ist. Durch seinen Job bei Wells Fargo gerät er aber immer wieder in schwierige Situationen, bei denen er Versuchen muss, dass Unrecht wieder gut zu machen und den Verbrecher aufzuhalten.
Im Prinzip zeigt Vance hier die klassischen Ideale der frühen Westernfiguren. Ringo ist eine Mischung aus Ben Cartwright und Little Joe von der Ponderosa. Der Aufbau der Geschichte ist völlig klassisch. Dem Held geschieht etwas, er kommt so gerade mit dem Leben davon und beginnt dann mit seinen eigenen Ermittlungen. Dabei merkt man wie die Geschichte von Vance langsam aufgebaut wurde und auch dass zwischen den einzelnen Episoden immer kleine Cliffhanger waren, die den Leser des „Tintin“ Magazins bei der Stange halten sollten.
Wer eine schnelle Geschichte mit viel Blutvergießen erwartet, der ist bei Ringo völlig falsch aufgehoben. Wer aber eine klassische Geschichte vom Meister William Vance lesen möchte, der ist hier genau richtig. Die Ausgabe ist wie die anderen Ausgaben von Splitter wieder sehr gut aufgemacht. Leider ist der redaktionelle Teil, für den Splitter bei den Gesamtausgaben sonst bekannt ist eher kurz geraten und bietet daher leider nur eine Chronologie der Veröffentlichungen der jeweiligen Geschichte.