Wir befinden uns in Piräus, 25 nach Christus. Ein Mann wird in den dunklen Vierteln der Hafengegend von zwielichtigen Gesellen verfolgt und ausgeraubt. Bevor er auch noch ermordet werden kann, hilft ihm ein Straßenjunge und wehrt die Angreifer ab.
Der Überfallene ist Clemestes, Kapitän eines Handelsschiffes, der „Serene“. Aus Dank für die Rettung bietet er Telemachos einen Platz als Matrosen auf seinem Schiff an. Dieser überlegt nicht lange, ist das Leben auf der Straße doch hart, und er wittert seine Chance, mit dem verdienten Geld seinen Bruder Nereus aus der Sklaverei freikaufen zu können.
Auf dem Schiff muss Telemachos auf die harte Art und Weise lernen, was es heißt Matrose zu sein: Deck schrubben, Bilge leeren, Segel setzen. Neben der harten körperlichen Anstrengung muss er sich auch erst einmal seiner Seekrankheit stellen, außerdem macht er sich durch seine Geradlinigkeit schnell Feinde unter einigen Matrosen, während er anderen mit seiner Lernbereitschaft imponiert.
Gerade als er sich einigermaßen eingewöhnt hat, taucht am Horizont ein Schiff mit schwarzer Flagge auf. Dies soll sein Leben erneut drastisch verändern, führt doch sein erstes Zusammentreffen mit berüchtigten Piraten zum größten Abenteuer seines Lebens. Denn ein Überleben ist nur möglich, wenn er sich selbst in die Reihen der Piraten einfügt.
„Piraten“ von Simon Scarrow und T.J. Andrews ist ein Abenteuer- Piratenroman aus der Römerzeit. Es wird deutlich geschildert, wie schwer es zu einen die Handelsfahrer zu der Zeit hatten, die immer darauf gefasst sein mussten, von Piraten aufgebracht zu werden. Die Angst steigt so stark an, dass kaum noch Schiffe zur See fahren, und der Handel großteils zum Erliegen kommt.
Die Römer versuchen gegen die Piraten vorzugehen, sind aber mit Schiffen für so ein großes Gebiet nur schlecht besetzt. Der neue Präfekt Canis jedoch hat es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht die Piraten zu stoppen und gnadenlos zu vernichten.
Aber auch bei den Piraten gibt es trotz vermeintlicher Freiheit strenge Hierarchien. Und der Kapitän steht in der Verpflichtung, genügend gewinnbringende Prisen für seine Leute aufzutun, ansonsten riskiert er eine Meuterei. Alle Seiten kämpfen also um ihr Überleben, und so wird der Kampf immer brutaler und schonungsloser.
Wurden zunächst noch Gefangene gemacht, um diese in die Sklaverei zu verkaufen, wird zum Ende hin deutlich grausamer mit den Menschen umgegangen. Hier beschreibt Scarrow schön die Spirale von Aktion und Gegenwehr, die sich immer weiter aufschaukelt, bis sich selbst der besonnene Telemachos zu grausamen Hinrichtungen „gezwungen“ sieht. Das Buch gibt gute Einblicke in das Leben der Piraten, auch oder vor allem auch abseits der Gefechte. Diese werden spannend erzählt.
Dennoch haderte ich etwas mit dem Buch. Manches wirkte etwas „heruntererzählt“. Nach einem spannenden Beginn und guter Einführung der Figuren gelang es mir im folgenden nicht so gut, ein engeres Gefühl zu den Protagonisten aufzubauen.
Dann wurde ich im Lesefluss deutlich gestört durch häufige Wiederholungen beziehungsweise Zusammenfassungen des bisher Geschehenen. Erst beim online Nachschlagen erfuhr ich, dass „Piraten“ eine Art Sammelband von mindestens 5 Kurzbänden ist, die einzeln im Laufe von Monaten veröffentlicht worden sind. Diesen Hinweis fand ich im ganzen Buch beziehungsweise Einband leider nicht. Auch waren die Kapitelunterteilungen nicht dementsprechend gekennzeichnet. Dies hätte mir beim Lesen das „Störende“ zumindest erklärt.
Die ganze Geschichte wird aus Sicht der Piraten bzw. aus Telemachos´ Sicht erzählt, so dass die Römer zwar als Gegner bekämpft werden, aber über die Römer als Seemacht erfährt man nur, „dass sie gut ausgebildete Soldaten“ sind. Auch fand ich die Geschichte zwar spannend, aber doch auch recht konstruiert. Ein junger Mann fährt zum ersten Mal zur See, kämpft gegen seine Seekrankheit an und kennt im nächsten Moment alle Kniffe eines alten Matrosen. Dazu ist er natürlich erfahren im Kampf und schier unbesiegbar, und steigt in der Hierarchie der Piraten extrem schnell auf.
Davon abgesehen hat die Geschichte in der zweiten Hälfte deutlich an Fahrt aufgenommen, und wurde geradezu atemraubend spannend, so dass ich zum Ende hin gut mit dem Buch ausgesöhnt worden bin.
Meine Meinung: 7 von 10 Punkten