Wenn man einen bestimmten Status als Superstar erreicht hat, dann kann man auch machen worauf man wirklich Lust hat. So auch Slash, der nun ein Blues-Rock Cover Album aufgenommen hat. Und wie heißt es in dem schönen Zitat aus „Feld der Träume“ – „baue es und sie werden kommen“. Naja, gebaut hat der Musiker hier nur im übertragenen Sinne, aber seine Freunde und Kollegen sind gerne gekommen und haben ihn bei diesem Projekt unterstützt.
Doch nicht nur bekannte Gastmusiker wie Chris Robinson, Billy F. Gibbons, Iggy Pop, Demi Lovato, oder Brian Johnson konnte Slash zu diesem Projekt einladen, sondern auch seine mehr als talentierte Bluesband. Neben Slash an der Gitarre kann man noch Johnny Griparic (Bass), Teddy ‘ZigZag’ Andreadis (Keyboards), Michael Jerome (Schlagzeug) und Tash Neal (Gesang/Gitarre) hören, die die Songs zusammen alle zusammen im Studio aufgenommen haben.
„Orgy of the Damned“ startet schon mit einem echt großartigen Song. „The Pusher“ von Steppenwolf. Für den Gesang konnte Slash Chris Robinson von „The Black Crowes“ oder der „Chris Robinson Brotherhood“ verpflichten, der mit seiner Stimme den Song noch mehr zum Leben erweckt. Während er von den Gitarren und vom Schlagzeug eher träge und bis auf die Soli recht gleichbleibend ist, gelingt es Robinson den Hörer mitzureißen. Ein wahrlich guter Opener für ein Album.
Dem folgt eine sehr rockige Version von Robert Johnsons Klassiker „Crossroads“. Ein sehr schneller und nach dem groovigen „The Pusher“ ein echtes Rockbrett, von dem Slash selbst sagt, dass er „eine elektrischere Version machen wollte, also fing ich an, mich mehr an der Live-Version von Cream zu orientieren“. Für den Gesang konnte er den Sänger und Gitarristen Gary Clark Jr. Verpflichten, der mit seiner Stimmgewalt dem Song zusätzlich noch seinen eigenen Stempel aufdrückt.
Der „Hoochie Coochie Man“ von Willie Dixon beziehungsweise Muddy Water steht als nächstes auf dem Programm. Neben dem Song an sich, stechen nicht nur die unfassbaren Rhythmus- und Solo-Gitarren heraus, sondern auch der Gesang von ZZ-Top Mann Billy F. Gibson und das Mundharmonikaspiel von Les Stroud. Wenn man den Song so hört, dann bekommt man wirklich das Gefühl in einer verrauchten Bar in Amerika zu sitzen und bei einem Bier einfach der Musik zu lauschen.
Mit „Oh Well“ folgt ein Song aus den frühen Tagen von Fleetwood Mac aus der Feder von Singer-Songwriter-Gitarrist Peter Green. Dieses hat ein unglaublich cooles Riff und darf daher nicht bei einem Bluesalbum von Slash fehlen. Als Sänger konnte er hierfür Chris Stapleton gewinnen, der mit seiner unverwechselbaren Stimme den Song einzigartig gemacht hat.
Mit Song 5 „Key to the Highway” im Original von Freddie King veröffentlicht Slash hiermit einen seiner großen Träume. Dieser Song ist für Slash einer der Blues-Standards und war daher auch der erste Song auf der Liste für ein Bluesalbum. Eingesungen wurde der Song von der amerikanischen Blues- und Rocksängerin Dorothy die diesen hervorragend umgesetzt hat.
Diesem folgt mit „Awful Dream“ ein Song von Lightnin‘ Hopkins für den Slash erneut mit seinem Freund Iggy Pop arbeitet. Dieses Punk Urgestein war eigentlich für das Album gar nicht geplant gewesen, doch Slashs Bassist Johnny hat gehört, dass Iggy gerne einmal einen Blues Song machen würde. Slash hat sich bei Iggy gemeldet und das Ergebnis ist erneut ein hervorragender Song mit guten Gitarren und einem unverwechselbaren Gesang.
Nach dem unverwechselbaren „Born Under a Bad Sign“ im Original von Albert King, hier aber neben Slash und seiner Band mit Unterstützung von Paul Rodgers, folgt mit „Papa was a Rolling Stone“ eine unvergleichliche Blues-Rock Nummer mit Disco Einflüssen. Dieser Song (im Original von den Temptations) wurde unglaublich passend von Demi Lovato eingesungen, die dem Song ihren eigenen Stempel aufgesetzt hat und bei dem (alleine nur durch das Hören) gefühlt viel Herzblut eingeflossen ist.
Damit ist das Album aber noch lange nicht zu Ende. Für den nächsten Song „Killing Floor“ von Howlin‘ Wolf, konnte Slash Brian Johnson von AC/DC als Sänger gewinnen und auch Steven Tyler von Aerosmith gibt sich hier mit seinem Können an der Mundharmonika die Ehre. Herausgekommen ist ein unfassbar cooler Song, da Johnson seine Stimme eine Oktave tiefer geschraubt hat und damit etwas völlig anderes als ein AC/DC Song dadurch entstanden ist.
Nach „Papa was a Rolling Stone” folgt mit “Living in the City” nun de rzweite völlig unerwartete Song des Albums. Dieser ist im Original von Stevie Wonder und daher auch eigentlich recht poppig. Dennoch ist es den Musikern gelungen daraus eine coole Blues-Nummer mit einigen funkigen Momenten zu machen. Eingesungen wurde dieses Stück von Tash Neal, der auch auf der kommenden Tour den Gesangspart übernehmen wird. Das Besondere an diesem Stück sind die zwei teile. Zuerst wirklich poppig, was dann immer düsterer und wilder wird, ohne den Grundtenor so richtig zu verlieren.
Der vorletzte Song des Albums ist mit „Stormy Monday“ der letzte Coversong des Albums. Dieser ist im Original Etta James und wird hier von der amerikanischen Bluessängerin Beth Hart interpretiert. Zusammen mit Slash und seiner Band hat sie den Song dann in Moll interpretiert und ihr somit ihre ganz eigene Note verliehen. „Stormy Monday“ ist ein gelungener Ausklang für das Album, da nicht nur Band, sondern auch Sängerin über sich hinauswachsen.
Als Rausschmeißer gibt es dann noch das Instrumental „Metal Chestnut“ welches der einzige Song von Slash selbst ist. Der Song ist ein guter Rocksong, der sich beim Spielen entwickelt hat und der ein würdiger Abschluss für ein gutes Album ist. Man bekommt einfach sofort wieder Lust „Orgy of the Damned“ erneut zu hören, so dass es nicht nur ein Ende, sondern auch ein Anfang ist.
„Orgy of the Damned“ ist ein solides Blues-Rock Album des Musikers Slash sowie seiner Blues Band mit einer ganzen Menge an Gaststars. Die Songs sind passend zum Sänger ausgewählt worden und es macht wirklich Spaß das Album zu hören. Man hört es richtig, wie viel Spaß die Musiker bei den Aufnahmen zum Album hatten.
Nach den „gewöhnlichen“ Rock Alben von Slash und seinen jeweiligen Bands ist „Orgy of the Damned“ erfrischend anders und zeigt erneut, dass viel mehr in dem Gitarristen steckt als der Typ mit dem komischen Zylinder und den Locken, der bei Guns n Roses spielt/e.
Neben dem Album an sich sticht aus meiner Sicht auch noch das hervorragende Cover Artwork des deutschen Künstlers Toni Greis hervor. Comicfans kennen ihn vielleicht noch aus den frühen 2000er Jahren, wo er bei den deutschen Independent-Verlagen „EEE“ und „Schwarzer Turm“ gearbeitet hat.
Für mich ist „Orgy of the Damned“ eine sehr gute Platte, die mir die amerikanische Bluesmusik ein wenig nähergebracht hat, da ich mir dann im Vergleich auch gerne die Originale angehört habe. Slash und seinen Musikern ist es gelungen mich ab der ersten Minute zu fesseln und mit den letzten Klängen des letzten Songs wieder loszulassen – nur um dann direkt wieder vorne zu starten. „Orgy of the Damned“ ist ein Album, welches wirklich Spaß macht.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten