Ein weiteres Interview mit Oliver Fehn in dem der Autor auf sein aktuelles Buch “Satans Trickkiste” eingeht, aber auch vergangene Bücher und zukünftige Veröffentlichungen kommen in diesem Interview nicht zu kurz. Auch das ein oder andere Geheimnis wird, wird hier in Sachen Planung gelüftet. Viel Spaß beim Lesen!
In unserem ersten Interview erzähltest Du etwas von einem Buch, das die moderne Version von Miltons “Paradise Lost” darstellt. Gibt es dazu schon etwas Neues zu berichten?
Es gab ein paar Unstimmigkeiten zwischen mir und dem Verlag, deshalb ist das Buch bis jetzt nicht erschienen. Es gibt aber Projekte, die mir im Augenblick wichtiger sind als das Milton-Buch.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel mein dritter Roman, den ich soeben zu Ende geschrieben habe. Ein junger Mann erwacht in seinem Hotelzimmer in New York aus einem Alptraum. Er hat solche Alpträume öfter mal, und er weiß auch, wo sie herrühren – es hat mit seiner Kindheit zu tun, die er in einem fränkischen Dorf verbrachte, wo vieles nicht mit rechten Dingen zuging. Und dann erzählt er dem Leser die Geschichte.
Wie soll der Roman heißen?
Ich verrate nie Titel, ehe das Buch nicht erschienen ist. Titel können geklaut werden. Leute klauen alles mögliche, was nicht niet- und nagelfest ist. Ich halte mich da immer sehr bedeckt.
Vor nicht allzu langer Zeit ist dein neues Sachbuch „Satans Trickkiste“ erschienen. Was kannst Du unseren Lesern darüber erzählen, und wie ist bisher die Resonanz?
Großartig. Das Buch kommt bei der Leserschaft sehr gut an. Es ist eigentlich weniger ein Buch als ein Zauberkasten für Erwachsene. Es gibt ja Zauberkästen für Kinder, wo dann Trickmünzen, Karten und Färbetücher drin sind – und ein Anleitungsbuch. Nur in meinem Fall reicht das Anleitungsbuch, weil die Requisiten, die man für „Satans Trickkiste“ braucht, sowieso jeder besitzt.
Einige der Überschriften klingen – wenn man sich nicht mit dem Inhalt außereinandersetzen kann – ein wenig unglaubwürdig. Beispielsweise das Kapitel, was die Linderung der Schmerzen angeht.
Hauptsache, es funktioniert, und das tut es. Bei den Überschriften habe ich mich ein wenig an den alten Grimoires bzw. Hausbüchern orientiert, wovon früher jede Bauersfrau eins hatte. Du kennst das ja: „Wie man das Vieh vor Zahnweh schützt“ oder so. Wir hatten selbst so ein Buch im Haus, und ich habe als Junge immer gern darin geschmökert. Es hat mich fasziniert. Der Inhalt war natürlich völliger Quatsch.
Dein Essayband „Im Schein der schwarzen Flamme” ist erst als limitierte Ausgabe erschienen und nun auch als normale Fassung erhältlich. Wie ist dafür die Resonanz bisher?
Die Hardcover-Auflage war blitzschnell ausverkauft – dann musste sich anscheinend erst herumsprechen, dass es den Band auch als Paperback gibt. Nach kurzer Anlaufphase aber verkauft sich das Buch jetzt wie warme Semmeln, und mir ist das auch wichtig, weil ich finde, dass es eins meiner besten Bücher ist.
In welcher Hinsicht?
Zum Beispiel in seiner Vielfalt. Da sind philosophische Betrachtungen drin, witzige Anekdoten, persönlich Erlebtes, magische Spielereien – alles, was das Satanistenherz begehrt. Und auch Leute, die keine Satanisten sind, haben es wegen seiner literarischen Qualität gelobt.
Ich kann mir vorstellen, dass bei den ganzen Sachbüchern im Satanischen Rahmen auch mal die ein oder andere Anekdote anfällt. Gibt es da Dinge, die man Dir geschrieben hat oder Ähnliches?
Ich musste so lachen, als ein Bohmeier-Autor sich vor kurzem öffentlich vom Verlag distanzierte – und zwar wegen mir. Mit einem Verlagshaus, das Bücher wie „Satans Trickkiste“ veröffentliche, wolle er nichts zu tun haben oder so. Dabei spinnt sich der Typ in seinen Büchern über irgendwelche UFO-Wesen aus, die uns alle manipulieren wollen, oder er lässt sich mit dem Papst fotografieren und stellt die Fotos ins Internet. Es gibt schon seltsame Heilige.
Du schreibst dann und wann einen Blog-Eintrag auf MySpace; in letzter Zeit ist es etwas ruhiger geworden. Dürfen wir uns auf weitere Bücher von Dir freuen? (Ganz gleich ob Übersetzung, Lektorat oder eigenes)
Blogs schreibe ich meist nur, wenn ich den Kopf frei habe – und das hatte ich in den letzten Wochen nicht, weil ich einen amerikanischen Esoterik-Bestseller ins Deutsche übersetzt habe, der im Herbst beim Spuren-Verlag erscheint: „The Untethered Soul“ von Michael A. Singer. Und was eigene Bücher anbelangt – da ist meine Ideenkiste wirklich randvoll. Ich hab’s ja schon mal gesagt: Mir fällt an einem Tag mehr ein als manch anderem in seinem ganzen Leben.
Gibt es Neuentdeckungen in der Landschaft der Literatur, die Du ohne zu zögern weiter empfehlen kannst?
Ich hab voriges Jahr zum Geburtstag Andreas Schliepers „Tractatus Satanicus“ bekommen – eine Art Autobiografie des Teufels, und das ist wirklich ein sagenhaft gutes Buch. Ich bin noch nicht durch, ich lese es scheibchenweise, weil es so viel geistigen Nährwert hat.
Ja, und ansonsten sind ja im Moment all die vielen Tabubruch-Bücher en vogue, wie Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ oder Heinz Strunks „Fleckenteufel“. So was liest sich ganz nett und unterhaltsam, aber es bleibt meist nicht viel zurück. Trotzdem würde es mich reizen, so was auch mal auszuprobieren. Vielleicht mache ich mich ja mal daran, ein richtig cooles und total perverses „Schmuddelbuch“ zu schreiben. Vielleicht habe ich ja schon damit angefangen.