Als Jugendlicher habe ich zum ersten Mal bewusst ein filmisches Meisterwerk gesehen. Nicht nur die graphischen Darstellungen, die Kamerafahrten und die Einstellungen waren beeindruckend, sondern auch die Filmmusik. Der Film war Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ und die Filmmusik von Großmeister Ennio Morricone hat an jeder Stelle des Films die Dramaturgie, oder auch ganz einfach die Atmosphäre untermauert. Kurz danach habe ich begonnen die Leone Filme in mich aufzusaugen und auch Morricones Musik dadurch noch mehr zu schätzen gelernt.
Nach ihrem Ausflug in den 1970er Jahre Kannibalenfilm haben sich Mondo Sangue nun in die Welt des 1970er Jahre Spaghetti Westerns gewagt. Mit ihrem Album „No Place for a Man“ haben sie dazu eine astreine Hommage geliefert, die viel von den klassischen Elementen eines Ennio Morricone beinhaltet, dabei aber auch noch viele eigene Innovationen beinhaltet, so dass es nicht nur eine Kopie des Meisters ist. Dabei nutzen Sie vor allem die Einflüsse der 1960er und 1970er Jahre dieses Musikgenres und verleihen diesen ihren eigenen Anstrich.
Schon mit den ersten Klängen des Albums weiß man, wann und wo man sich befindet. Man kann den heißen Sand unter seinen Füßen spüren, ebenso wie das Gewicht des Colts an der Hüfte. So führt uns „L’Ouverture“ oder auch „Somewhere in the West“ genau dorthin – in den rauen Westen der USA. Danach geht es ähnlich wie bei den Vorbildern weiter. Das „Titoli di Testa“ oder auch „No Place for a Man“ hat eine recht hohe Ähnlichkeit mit dem Titellied zu „Für eine Handvoll Dollar“ welches einen schon mit den ersten „Männerchören“ in seinen Bann schlägt.
Der vierte Song des Albums „No Place for a Man“ (feat. Alberto Rocca) erinnert sehr stark an Nick Caves und Kylie Minogues „Where the wild Roses grow“. Ein sehr cooler Song, für den die Band mit „Alberto Rocca“ auch einen bekannten deutschen Musiker für ihr Projekt begeistern konnte, der seit geraumer Zeit mit genau diesem Thema spielt.
Im Großen und Ganzen kann man das komplette Album über die klassischen Einflüsse finden. Der Aufbau von „No Place for a Man“ ist ähnlich den früheren Soundtracks, da man die Geschichte des Films auch durch den Soundtrack verstehen kann. Die Hauptfiguren haben ein eigenes Thema, welches hier durch „Il Porthoghese“ für den männlichen Part und „Stella“ für den weiblichen Part ausgedrückt wird. Dabei ist „Il Porthoghese“ ein eher kraftvoller Song, während „Stella“ eher die Verletzlichkeit ausdrückt, ähnlich wie die Melodie die Morricone für Claudia Cardinale geschrieben hat.
Doch auch die Handlung dieses niemals gedrehten Filmes wird durch den Soundtrack und die Titelbezeichnung erzählt. Dabei fragt man sich zu Beginn, warum es in der Stadt keine Männer gibt, was aber im Laufe der Handlung geklärt wird und durch Titel 13 des Albums ausgedrückt wird. So wie es sich gehört wird die Hauptmelodie zum Ende noch einmal aufgegriffen und wir Zuhörer können das Album mit einem Gefühl der kompletten Unterhaltung beenden.
„No Place for a Man“ ist aber nicht nur musikalisch total überzeugend. Auch die Aufmachung der LP ist hervorragend. Das Cover ist ebenfalls eine Hommage an die Kinoplakate vergangener Jahre. So sieht man im unteren Bereich einen Ausschnitt aus dem „Film“, während im oberen Beriech ein Porträtbild der Hauptdarsteller ist. Dazu kommt noch die Beschriftung der Hülle, die (wie die Originale auch) in Italienisch verfasst ist. Alles wirkt sehr authentisch und man glaubt gar nicht, dass es den Film dazu niemals gegeben hat. Als besonderer Leckerbissen liegt dem Album noch eine Autogrammkarte der beiden Sänger des Songs „No Place for a Man“ bei. Ich bin wahrlich begeistert von dieser Platte und hoffe, dass die Stuttgarter hinter Mondo Sangue so weitermachen werden und uns Zuhörer mit noch weiteren Tribute Soundtracks begeistern werden.
Meine Bewertung: 10 von 10 Punkten