Paul Finchley (Robbie Coltrane) gehört zu einem berühmten Comedyduo, welches seit vielen Jahren die britische Bevölkerung amüsiert. Auch wenn die großen Erfolge der beiden schon lange vorüber sind, ist Paul immer noch sehr beliebt und wird als „National Treasure“ – also als wichtiges Kulturgut – angesehen. Eines Morgens steht aber die Polizei vor Pauls Tür und beschuldigt ihn, vor zwanzig Jahren mehrere Frauen sexuell belästigt und sogar vergewaltigt zu haben.
Während sich die Presse auf dieses gefundene Fressen stürzt, bricht Pauls Leben durch diese Anschuldigungen völlig auseinander. Er selbst kann sich an keine der Frauen erinnern, die ihn beschuldigen. Seine Frau Marie (Julie Walters), die bisher immer hinter ihm gestanden hat, wendet sich langsam von ihm ab. Zuspruch versucht sich Paul bei seiner Tochter Dee (Andrea Riseborough) zu holen, die durch ihre ehemalige Drogensucht als schwarzes Schaf der Familie gilt. Gleichzeitig sucht er sich einen Anwalt und auch einen Privatdetektiv, die versuchen sollen diese Anschuldigungen zu entkräften.
Eine regelrechte Hetzjagd beginnt, nicht nur auf Paul, sondern auch auf die Opfer. Während Marie zufällig eines der Opfer im Waschraum des Gerichtssaals trifft, wartet Dee vor dem Haus ihrer ehemaligen Babysitterin und hofft auf einen Fehltritt. Als krönenden Abschluss fährt sie mit ihrem Auto in das Haus hinein und nimmt so „Rache“ an der Frau, die sie mitverantwortlich für ihren eher unerfreulichen Lebensweg macht. Dieser „Unfall“ bringt das Fass zum Überlaufen, so dass die Gerichtsverhandlung eine Zerreisprobe für alle Beteiligten wird…
Polyband konnte mit „National Treasure“ keinen besseren Treffer landen. Mit der Serie wird nicht nur die eigene Britische Kultur aufgearbeitet (der Vorfall Jimmy Saville) sondern man kann auch Parallelen zu den aktuellen Geschehnissen in Hollywood sehen.
Als Hauptdarsteller für diese vierteilige Miniserie konnte man Robbie Coltrane gewinnen, der eine sehr gute schauspielerische Leistung abliefert. Nicht nur die Wut und die Angst, sondern auch die Freude sowie die Betroffenheit bei der Gerichtsverhandlung werden von ihm gekonnt dargeboten. Aber auch die übrigen Darsteller wissen ihren Part zu zeigen, so dass man die Abneigung und die Verzweiflung seiner Opfer – oder auch an manchen Stellen seiner Familie wirklich greifen kann.
„National Treasure“ ist großes Kino in vier atmosphärischen Episoden. Lange wird man als Zuschauer hinters Licht geführt und man empfindet Mitgefühl für alle Parteien. Zum einen möchte man es nicht glauben, dass eine Berühmtheit so etwas machen kann, zum anderen möchte man aber auch, dass dieser Verbrecher, falls er es wirklich getan haben sollte, seine Gerechte Strafe erhält. Durch diese vielen Winkelzüge und Verstrickungen kann man sich nie sicher sein, was wirklich passiert ist…
Die Serie ist von Jack Thorne passend und düster atmosphärisch umgesetzt worden. Dabei ist sie aber keine wirklich leichte Kost und lässt einen auch nachdenklich werden. Gibt es noch mehr Vorfälle dieser Art und warum dann so ein Ende? Dass nicht nur ich so denke zeigen auch die Auszeichnungen für die Serie, da sie berechtigterweise drei BAFTA Awards gewonnen hat.