Kamala Khan ist ein großer Fan der Avengers. Ihr großes Vorbild ist Carol Danvers die nun den Namen Captain Marvel angenommen hat. Am liebsten wäre Kamala auch eine Superheldin, doch mit ihren sechzehn Jahren hat sie leider erst einmal ganz andere Probleme. Schule, Freunde und auch ihre Eltern. Letztere stehen ihren Plänen immer besonders im Wege, denn alles was ihre gleichaltrigen Mitschülerinnen eigentlich dürfen (Partys, lange draußen bleiben und sich mit Jungs treffen) ist für Kamala verboten, da sie ein Moslem ist und der Glaube in ihrem Elternhaus sehr hoch gehalten wird.
Eines Abends ist ihr die Meinung ihrer Eltern völlig egal und sie schleicht sich aus dem Haus um auf eine Party zu gehen. Ein folgenschwerer Fehler, denn zum einen wird sie dazu genötigt Alkohol zu trinken, zum anderen wird sie einem Nebel ausgesetzt, der ihren Stoffwechsel komplett verändert. Dieser Nebel wurde von Black Bolt, dem Herrscher der Inhumans im Rahmen des Infinity Events auf die Erde gesandt und verändert alle Menschen die das Inhuman Gen in sich tragen.
Kamala ist eine der Auserwählten und verändert sich eingesponnen in einem Kokon. Sie erhält Superkräfte und kann ihre Gestalt, sowie auch ihr Aussehen verändern. Als sie ihre Kräfte das erste Mal benutzt erscheint sie als Carol Danvers in ihrem Ms. Marvel Kostüm und rettet eine ihrer Mitschülerinnen vor dem Ertrinken. Doch dies macht alles nur noch schlimmer. Sie verspätet sich noch viel mehr und ihre Eltern haben ihr Verschwinden bemerkt. Kamala bekommt Hausarrest und darf nur noch zur Schule oder in die Moschee gehen. Ein derber Rückschlag für ihre Superheldenkarriere, doch es gibt auch andere Mittel und Wege…
Mit ihrer neuen Serie „Ms. Marvel” haben Autor G. Willow Wilson und Zeichner Adrian Alphona in den USA für viel Wirbel gesorgt. Nicht nur, dass sie eine Minderjährige zu einer Superheldin gemacht haben, sie haben es außerdem auch noch gewagt in den konservativen USA eine Person zu nehmen die einen Migrationshintergrund hat und dem muslimischen Glauben angehört. Dieses sorgte im Vorfeld der Serie für viel Gerede, welches aber nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe langsam eingeschlafen ist. Marvel war eigentlich schon immer bekannt für seine kreativen Vorstöße (beispielsweise Stan Lees Spider-Man Ausgabe zum Thema Drogenkonsum).
Wilson und Alphona gehen die Themen behutsam an. Im Vordergrund steht in ihrer Geschichte der Mensch Kamala und nicht die Religion. Diese hat zwar einen bestimmten Einfluss auf Kamala, trotzdem ist sie immer noch eine Teenagerin, die aus allen Zwängen und Vorgaben ausbrechen möchte. Dadurch ist die Geschichtenerzählung auch sehr leicht und spannend, trotzdem mit einer gehörigen Prise Humor.
Kamala muss sich mit ihren neuen Kräften zurechtfinden, gleichzeitig aber auch ihrer Position in ihrer Familie gerecht werden. Dadurch kommt es zu immer größeren Zwickmühlen für sie, die man in den neueren Superhelden Geschichten schon fast wieder vergessen hatte und ein wenig an die Anfänge von Spider-Man erinnern. Die grafischen Darstellungen von Alphona sind sehr ansprechend und durch seinen unverwechselbaren Stil auch sehr Detailverliebt. Persönlich fand ich den ersten Band sehr gelungen, vor allem da es die Neugier in mir geweckt hat, wie die Geschichte weitergehen wird.