Der Herbst steht vor der Tür. Die Abende werden länger und die Stimmung wird vielleicht ein bisschen düsterer. Um dem ein wenig gegen zu wirken und die Herbstdepression zu vertreiben veröffentlicht Edel:Motion nun die erste „Mord auf Shetland“ Sammelbox.
Wie man es von Edel an dieser Stelle gewohnt ist, beinhaltet die Box den Pilotfilm sowie die ersten drei Staffeln der britischen Krimiserie, die aber alle schon vorher als Einzelstaffeln erschienen sind. Die einzige Neuerung ist der Schuber, in dem die drei Staffeln gesammelt werden.
Kurz zu den Rahmenbedingungen: Die Insel Shetland liegt zwischen Norwegen, Schottland, den Orkneys und den Färöer Inseln. Mit knapp 23.000 Einwohnern zählt sie nicht unbedingt zu den am dichtesten besiedelten Inseln, aber dennoch gibt es auch auf diesen rauen Inseln Mord und Todschlag. Daher muss es auch auf Shetland eine kompetente Polizei geben, die sich bei genau diesen Fällen einschaltet.
Mit der Serie „Mord auf Shetland“ verfilmten die britischen itv Studios die „Shetland“ Romane der britischen Autorin Ann Cleeves, die auch schon die Vorlage für „Vera – Ein ganz spezieller Fall“ lieferte. Im Mittelpunkt der Serie steht DI Jimmy Perez (Douglas Henshall), der zusammen mit seinem Team die zunehmenden Mordfälle auf der Insel aufklärt
Im Pilotfilm der Serie „Im kalten Licht des Frühlings“ wird eine ältere Frau außerhalb ihres Anwesens erschossen. Dieser Mord wird von Sandy Wilson (Steven Robertson) entdeckt, der die Dame besuchen wollte. Er alarmiert sofort seinen Vorgesetzten, der zusammen mit seiner Kollegin Alison „Tosh“ McIntosch (Alison O’Donnell) die Ermittlungen aufnimmt. Dabei stoßen die Ermittler auf eine lange zurückliegende Fehde zwischen zwei Familien.
In „Die Nacht der Raben“, dem ersten Film der ersten Staffel, wird eine junge Frau ermordet am Strand aufgefunden. Der letzte Anhaltspunkt ist der seltsame Einsiedler Magnus Bain, den die Frau zuletzt besucht hat. Dieser war auch schon ein Verdächtiger in einem Vermisstenfall eines kleinen Mädchens vor 17 Jahren, der niemals aufgeklärt werden konnte…
Im zweiten Film „Tote Wasser“ verunglückt ein Freund von Jimmy Perez auf seinem Weg nach Hause tödlich. Zuerst sieht es nach einem Unfall aus, doch dann findet man Lackspuren an der Stoßstange, die darauf hinweisen, dass der Journalist ermordet worden ist. Bei näheren Nachforschungen finden Jimmy und Tosh heraus, dass der Journalist an einem Enthüllungsartikel am Arbeiten war, mit dem er sich nicht nur Freunde gemacht hat.
Im letzten Teil „Sturmwarnung“ wird eine Ornithologin in ihrem Labor auf Faire Island ermordet aufgefunden. Verdächtige gibt es viele, da zu diesem Zeitpunkt alle ihre Kollegen ebenfalls im Bereich der Untersuchungsstation waren. Ein schwieriger Fall für DI Perez, da es vorerst keine Motive für einen Mord gibt. Je länger aber die Ermittlungen andauern, desto seltsamer wird das Verhalten der Wissenschaftler und desto mehr potentielle Täter gibt es.
In dieser ersten Staffel kann man schon sehen, dass ebenso wie „Vera – Ein Fall für sich“ „Mord auf Shetland“ eine spannende, aber auch recht düstere Krimiserie ist. Die agierenden Figuren sind gut ausgearbeitet, auch wenn mir persönlich „Tosh“ im Pilotfilm besser gefallen hat als in der späteren Serie. Ein immer wieder auftauchender „running gag“ ist aber ihr ehemaliger Verlobter, der innerhalb der Staffel immer wieder andere Nebenjobs hat und daher auch immer wieder auf die Ermittler trifft.
In der zweiten Staffel geht es ebenso spannend mit den Ermittlungen von DI Perez weiter und hier hat man es sogar geschafft eine kleine Hintergrundhandlung einzuarbeiten. Die drei Filme decken einen kompletten Fall ab, der verworrener gar nicht sein kann.
Während der Überfahrt vom Festland auf die Insel Shetland lernt die junge Hotelfachfrau Leanne (Sara Vicars) den Altenpfleger Robbie (Andrew Rothney) kennen. Sie verliebt sich Hals über Kopf in den lebensfrohen Mann, muss aber am nächsten Morgen feststellen, dass Robbie verschwunden ist. Sie alarmiert die Polizei, der aber zuerst die Hände gebunden sind, da Leanne nur den Vornamen des Mannes hat.
Plötzlich wird am Strand eine riesige Menge Ecstasy angespült, welches leider auch von einem kleinen Jungen eingenommen wird. Als DI Jimmy Perez in die Ermittlungen einsteigt, findet er einen Rucksack mit den Drogen und auch dem Namen von Robbie. Zusammen mit seinem Team DS Allison „Tosh“ McIntosh und DC Sandy Wilson startet Perez die Suche nach dem Vermissten und nun auch noch scheinbaren Drogendealer.
Als ersten und einzigen Verdächtigen hat die Polizei nur den Sicherheitsexperten Michael Maguire (Ciarán Hinds), der auf der Fähre scheinbar einen großen Streit mit Robbie hatte. Leider bewahrheitet sich jegliche Befürchtung und kurz darauf findet man die Leiche von Robbie in einem Container. Nun handelt es sich nicht mehr nur um einen Vermissten- sondern um einen Mordfall.
Der Fall ist dabei aber viel komplexer als angenommen. Es stellt sich heraus, dass Michael durch das Zeugenschutzprogramm auf Shetland ist und dass es wohl eine undichte Stelle gab, die seinen Aufenthaltsort verraten hat. Michael wird kurz darauf von einem Killer erschossen. Arthur McCall (James Cosmo) gegen den er aussagen sollte, kommt wieder auf freien Fuß und stellt gleich mal klar, wer nicht mit der Polizei in Kontakt treten möchte. Perez lässt sich davon natürlich nicht einschüchtern, was eine Person aus seinem Team teuer bezahlen muss. Doch damit ist die Suche nach dem Mörder noch lange nicht vorbei.
Mir hat die zweite Staffel gut gefallen. Am Anfang war sie etwas langatmig, doch schnell bekam die Reihe eine neue Wendung, so dass sie vor allem im letzten Film unglaublich spannend war. Vor allem die Verbindung zwischen den einzelnen Filmen war gut gelungen, auch wenn man die Teile an sich einzeln schauen konnte.
Dieses Prinzip wird dann in der dritten Staffel weitergeführt, in der die sechs Episoden wieder einen kompletten Fall ergeben. Hier hat man dann auch recht spannende Cliffhanger verwendet, die einen begierig die nächste Episode erwarten lässt, so dass man sie meist direkt schauen muss.
Zur Handlung: Nach knapp 20 Jahren wird Thomas Malone (Stephen Walters) aufgrund eines Formfehlers aus einer lebenslangen Haft wegen Mordes entlassen. Da er die ganze Zeit der Haft auf „unschuldig“ plädiert“ hat und sich nun bestätigt sieht, beschließt er wieder zurück in seine Heimatstadt auf Shetland zu fahren. Dort wird aber nicht mit offenen Armen empfangen, sondern die Bewohner der Insel haben immer noch Vorbehalte gegen ihn und behandeln ihn immer noch als Killer.
Auch bei der Polizei glaubt einzig DI Jimmy Perez an die Unschuld des jungen Mannes. Um dies zu beweisen nimmt er die Polizeiarbeit von vor zwanzig Jahren wieder auf und fragt erst einmal bei Drew McColl (Sean McGinley) dem damaligen Ermittler nach. Dieser verstrickt sich in seinen Aussagen und auch die Pause in den Aufnahmen der Befragungen tragen nicht gerade zur Glaubwürdigkeit der Ermittlungsergebnisse bei.
Fast gleichzeitig wird die junge Reporterin Sally McColl (Amy Lennox) ermordet aufgefunden. Da diese die Tochter von Drew ist vermutet man, dass es Malone war, der Rache an seinem „Peiniger“ nehmen wollte. Jimmy beauftragt seine Ermittlerin DS Allison „Tosh“ McIntosh in dieser Sache genauer zu ermitteln. Schnell entdeckt sie in Sallys Aufzeichnungen Ungereimtheiten bei einem Unfall in einem norwegischen Energiekraftwerk.
Ihre Ermittlungen führt die Polizei in die norwegische Stadt Bergen, wo dieses Unternehmen den Hauptsitz hat. Schnell wird aber klar, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist, denn irgendwie hat Sally eine Verbindung zu einer rechtsradikalen Partei gefunden. Waren Mitglieder aus dieser Partei für ihren Tod verantwortlich, oder führt die Spur doch woanders hin? Und welche Rolle spielt Thomas Malone in dieser Geschichte?
Neben den außergewöhnlichen Landschaften Shetlands hatte man in dieser Staffel durch die Zusammenarbeit mit den norwegischen Behörden auch die Chance ein wenig über die Stadt Bergen zu erfahren und die außergewöhnliche Architektur dort zu genießen. Doch nicht nur die Landschaften sind hervorragend, auch die Kriminalfälle sind außergewöhnlich. Ja, in dieser Staffel erhält man nicht nur einen Kriminalfall, sondern gleich mehrere, die aber alle irgendwie zusammenhängen.
Die dritte Staffel der Serie ist äußerst düster und spannend. Die Figuren sind gut ausgearbeitet und man weiß bis zum Ende nicht sicher, wer der wirkliche Mörder ist. Die Ermittlungsarbeiten sind wirklich hervorragend und auch die vielen Wendungen und falschen Fährten sind mehr als gelungen.
Alles in allem hat mich die Serie sehr gut unterhalten. Manchmal waren die Motive etwas schwach, aber zum größten Teil waren die Fälle spannend und schlüssig. Wie bei den meisten guten Krimis ist nichts so, wie es zu Beginn scheint, so dass wir Zuschauer oft auf eine falsche Fährte gelockt werden.
„Mord auf Shetland“ ist großartige Krimiunterhaltung, die auch beim zweiten Schauen immer wieder Lust auf mehr macht, trotz einiger kleinen Längen in der Handlung.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten