“72 Seasons” heißt also das neue Studioalbum von Metallica, ist seit knapp zwei Wochen draußen, erfreut sich großer Beliebtheit und ich höre es mir seit 5 bis 10 Tagen an. Und versuche damit warm zu werden. Der Titel steht für die vier Jahreszeiten mal 18 Lebensjahre. Ergibt 72 Jahreszeiten, die man in den 18 Jahren durchlebt und die eine Person prägen. Einen sehr tiefen, manchmal traumatischen Eindruck hinterlassen und damit das eine oder andere in jemanden auslösen. Davon handelt der Opener und gleichzeitig der Titeltrack. Das zweite Stück “Shadows Follow” schließt sich dem an und erzählt von Schatten, die mich an schlechte Erfahrungen erinnern und die einen nie loslassen. Niemals gehen sie so ganz.
Der dritte Track “Screaming Suicide” handelt von genau dem. Allerdings im Sinne von Tabu-Wort, das man nicht oder nicht öffentlich nutzen soll. Man soll darüber reden, man sei damit nicht allein. “Sleepwalk My Life Away” beschreibt den monotonen Alltag des Protagonisten und ist ein Mid-Temp-Stück. “You Must Burn!” fällt durch das Ausrufezeichen im Titel aber auch durch die Melodien im Song selbst auf. Das “Burn” bezieht sich hier auf den Protagonisten und wie dieser sein Selbst zurücklässt, um eine bösere, gemeinere Fassade aufbauen zu können.
“Lux Æterna” (Latein fürr “Eternal Light”, Ewiges Licht) war die erste Single aus dem aktuellen Studioalbum, im Übrigen das elfte der Gruppe. Der siebte Track nennt sich “Crown of Barbed Wire” und handelt sich von einem machthungrigen Monarchen, der von der Krone besessen ist. “Chasing Light” folgt und begleitet den Protagonisten von der Jugend zum Erwachsensein, dem Erlernen von Dingen und dem Nachgehen von Zielen (wofür “Chasing Light” steht).
“If Darkness Had a Son” ist die dritte Single “Lux Æterna” und “Screaming Suicide” und erschien am 1. März 2023. Danach folgt “Too Far Gone?”, ein sehr grooviger Song und einer mit guten Melodien. Das Stück beschäftigt sich mit dem / den Protagonist(en) die freiwillig in eine Isolation gegangen und sich jetzt die Frage stellen: Zu weit gegangen? Nun sind sie nämlich verzweifelt und möchten aus ihrem selbstgewählten Gefängnis raus.
“Room Of Mirrors” hat eine thrashige Note und beschäftigt sich inhaltlich mit den (Ver)Urteilen von/über Personen und die Angst vor ebenjener sowie dass genau diese Angst einen selbst hindert “man selbst” zu sein. Das Solo ist eine Wucht und meine absolute Lieblingsstelle auf dem Album. Ich bin instant auf dieses Solo aufmerksam geworden und habe es mir einige Mal gesondert angehört. Dann muss ich damit erstmal klar kommen. Dekaden als Musiker unterwegs und einem fällt nach so langer Zeit noch dieses Solo ein.
“Inamorata” ist der abschließende Song des elften Studioalbums von Metallica und ist Latein. Das Wort bezeichnet einen weiblichen Liebhaber/Partner. In diesem Track singt James Hetfield darüber, dass der Protagonist von ihr verlassen wurde, sie noch liebt, Rache schwört und letzten Endes realisiert, dass er sie nicht mehr benötigt, nicht zurück haben möchte und damit abschließen kann.
“72 Seasons” hat düstere aber wichtige Themen über das ganze Album verteilt. Dinge, die den meisten in dem gleichen oder einem (minimal) ähnlichen Ausmaß unterkommen. Machthungrigkeit sieht man ja in vielen Berufen und die daraus resultierenden schlechten Arbeitsverhältnisse. Der Longplayer brauchte bei mir einige Zeit, doch mittlerweile kann ich ihm einiges abgewinnen und finde das Ergebnis auch gelungen und gut.
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