Julia Kröhns „Meisterin der Runen” spielt im Jahr 962 in der Normandie. Die Familie der jungen Gunnora will für ein vermeintlich besseres Leben von Dänemark in die Normandie übersiedeln. Doch bereits kurz nach der Landung des Schiffes werden die Ankömmlinge brutal von unbekannten Reitern überfallen.
Gunnora kann sich und ihre drei Schwestern verstecken, und muss tatenlos mitansehen, wie ihre Eltern und alle anderen Mitreisenden kaltblütig ermordet werden. Vom Anführer sieht sie vor allem eine Kette mit einem großes Kreuz daran. Und so wächst in ihr, die im Glauben an die alten nordischen Götter aufgewachsen ist und von ihrer Mutter in die Runenlehre eingeweiht worden ist, ein schier grenzenloser Hass auf alle Christen. Bei der Flucht vor den Reitern gelangen die vier Mädchen in einen Wald, in dem sie zunächst von einem Waldhüter versteckt werden.
Gunnoras Schwestern arrangieren sich langsam mit ihrem neuen einfachen Leben im Wald, ihre Schwester Seinfreda heiratet sogar den Waldhüter Samo. Doch Gunnora kann das Gemetzel am Strand nicht vergessen, immer wieder gerät sie mit der Mutter von Samo aneinander, und als diese sie erneut beim Schnitzen von Runen erwischt, wird sie in den Wald verbannt. Dort wird sie alleine lebend für die Waldbewohner zu einer Art Hellseherin und Zauberin.
Gleichzeitig wird die Geschichte von Richard, dem Grafen der Normandie, erzählt. Dieser muss ständig um sein Reich und seine Anerkennung kämpfen. Dabei sieht er nicht, wie sehr ihm die junge Alruna zugetan ist. Sie leidet sehr darunter, von Richard nur als eine Art Schwester angesehen zu werden.
Als nun Richard und Gunnora aufeinander treffen, verändert sich das Leben aller. Neben der aufkeimenden Liebe und Freundschaft zwischen den beiden entstehen aber auch viele neue Konflikte. Und nicht zuletzt wird das Reich immer wieder durch Angreifer bedroht, vor allem der dänische Abkömmling Agnarr schmiedet endlos Intrigen gegen Richard.
Der Roman hat mir leider nur mäßig gut gefallen. Viele Passagen zogen sich endlos hin, aber wirklich störend war das ständige Umkreisen des Negativen. Die Hauptfiguren Gunnora, Alruna und Agnarr hängen so fest im Selbstmitleid, dass sie tatsächlich alles nur tiefschwarz sehen. Und diese Beschreibungen sind dann leider wirklich sehr langatmig und ermüdend. Insgesamt ist die ganze Ausstrahlung des Buches negativ. So sehr leiden die einzelnen Figuren, dass alles andere daneben unwichtig wird.
Damit wird das Handeln auch stark selbstsüchtig, teilweise auch nur wenig nachvollziehbar. Und mehrfach habe ich gedacht, dass nun eine Sache ausgestanden ist, und endlich etwas Entspannung eintreten kann, aber dann geschieht erneut etwas, was wiederum diese Abwärtsspirale auslöst.
Auch irritiert der Titel des Buches ein wenig. Gunnora ist nur beginnend in die Lehre der Runen eingewiesen, alles andere führt sie aus, wie sie es sich denkt. Die Episode im Wald, bei der sie auf Bestellung Runen für Bauersfrauen schnitzt, scheint wenig geeignet, eine Meisterin der Runen aus ihr zu machen. Auch sind die Runen für den gesamten Rest des Buches völlig unwichtig. Die Bedeutung einzelner Runen wird immer wieder ganz kurz angekratzt, ein bisschen so wie aus einem Lexikon zitiert.
Etwas versöhnt mit dem Buch wurde ich mit dem Nachwort bzw. der historischen Anmerkung der Autorin am Ende des Buches. Hier erfährt man, dass die ganze Geschichte auf historischen Grundsteinen erzählt wird. Es wird aufgeschlüsselt, welche Figuren reine Fiktion sind, und welche tatsächlich in gewisser Form historisch belegt sind.