Nach seinem Ausscheiden bei den Secret Avengers war es lange Zeit still um Marvels Antihelden „Moon Knight”. Da der Mann mit den verschiedenen Persönlichkeiten, der von einem ägyptischen Gott wieder zum Leben erweckt wurde bei einem Neustart immer wieder für hohe Verkaufszahlen gesorgt hat, haben sich die kreativen Köpfe aus dem Haus der Ideen darauf geeinigt dem Mann in Weiß eine weitere Serie zu widmen.
Für die Umsetzung dieses Projekts konnte man niemand anderen Gewinnen als Comicstarautor Warren Ellis, der durch seinen etwas eigenwilligen Schreibstil und durch seinen düsteren Humor eine große Fangemeinde hat. Für die Illustrationen konnte man den Iren Declan Shalvey verpflichten, der seine Kunst schon bei der Serie „Venom” unter Beweis gestellt hatte.
Waren Ellis Inkarnation von „Moon Knight” ist etwas völlig anderes. Anstelle eines Capeschwingenden Superhelden ist der neue Moon Knight ein Verbündeter der Polizei. Eigentlich wird Moon Knight immer noch von der Polizei gesucht, doch Detective Flint arbeitet bei einem etwas skurrilen Mordfall mit einem gewissen Mr. M zusammen. Dieser ist in einen weißen Anzug gekleidet und hat schon die erste Spur aufgenommen. Sein Weg führt ihn in die Abwasserkanäle, wo ein seltsam entstellter Mann auf ihn wartet.
Doch damit ist es nicht genug. Mr. M ist der Rächer von allen Personen, denen in der Nacht etwas zugestoßen ist. So trifft er in der Dunkelheit unter anderem auf die Geister von einigen Punks, die Angst und Schrecken in der Stadt verbreiten oder muss in eine Traumwelt herabsinken um einen Mord aufzuklären.
Für den Neustart von Moon Knight hat Warren Ellis ein bekanntes Rezept genutzt. Zum einen hat er der Figur nicht nur eine weitere Identität gegeben, sondern ihr darüber hinaus auch noch ein neues Aussehen verpasst. Von der Erzählweise hat Ellis auf einzelne Geschichten gesetzt. Der Leser erfährt zwar in jeder Geschichte immer etwas mehr über den Protagonisten, jedoch sind diese eher zusammenhanglos und können auch ohne die weiteren Geschichten genossen werden. Erst mit seiner letzten Erzählung schließt Ellis den Kreis, so dass sein Nachfolger die Geschichte weiterberichten kann.
Die Zeichnungen von Declan Shalves sind mehr als Atemberaubend. Für jede Episode hat der Zeichner das richtige stilistische Mittel parat, mit dem er uns Leser zu begeistern weiß. Sein Stil ist nicht wirklich klar, aber auch nicht zu abstrakt. Vor allem die Darstellung des leuchtendweißen Hauptdarstellers in den dunklen Kammern, ist mehr als Atemberaubend. Dazu trägt natürlich auch die Farbgebung von Jordie Bellaire bei, der vor allem in der Traumsequenz zu glänzen weiß.
Die Paperbackausgabe „Aus dem Reich der Toten” beinhaltet die ersten sechs US-Ausgaben der neuen Moon Knight Reihe. Jeder Fan des Charakters wird durch diese etwas eigenwillige Neudefinition der Figur begeistert sein, auch wenn dieses nicht mehr der Mark Spector ist, den man aus der Vergangenheit kennt. Ellis und Shalvey haben einen düsteren und innovativen Comic geschaffen, der jedem Freund der etwas härteren Superheldengeschichten gefallen wird.