Mit dem Autor Markus Heitz dürften die meisten Leser vertraut sein. Seine aktuellsten Werke sind unter anderem Der Fluch des Drachen, Doors und Die dunklen Lande. Per E-Mail wurden meine Fragen zu ebenjenen Werken beantwortet und bieten einige neue Informationen und Anreiz. Viel Spaß beim Lesen des Interviews mit Markus Heitz.
Guten Tag Herr Heitz, ich hoffe es geht Ihnen soweit gut. Ende letzten Jahres sind gleich drei Bücher auf einem Schlag erschienen: Doors. Sehr schlichter Titel. Aber mit vielen Interpretationsmöglichkeiten. Ohne Artikel, daher keine Hommage an die Band. Sie erläutern auf der Website die mannigfaltigen Möglichkeiten, die schon vorgekommen sind beziehungsweise einige Beispiele. Aber: Was fasziniert Sie an Türen, dass es darüber ein Buch geben muss(te)?
Markus: Danke der Nachfrage, ja, alles fein. Grünschwarzer Bereich, wie es sich für Gruftis gehört.
Na ja, Türen sind allgegenwärtig und spielen in Romanen, Filmen, Games, egal wo, immer eine große Rolle. Mal muss man durch, sie finden, die halten, mal lauert etwas dahinter, mal lauscht jemand dahinter. Ohne eine Tür, ein Tor, ein Schott gäbe es weniger Spannungselemente in Geschichten.
Daraus eine normale Tür zu machen und das Phantastische in den Alltag zu verlegen, das bereitete mir große Freude. Es kann sozusagen jede Tür ein Durchgang sein – wohin auch immer. Wobei so eine Toilettentür jetzt weniger sexy wäre, das gebe ich zu.
Es ist auch keine Trilogie, wie man erst einmal annehmen könnte, sondern… Vielleicht können Sie die Idee dahinter erläutern? Wie lange hat die Planung dahinter gedauert, das Schreiben als solches, …?
Markus: Die Idee war, nicht aufeinander aufbauende Romane anzubieten, sondern parallele Handlungen, basierend auf der Frage: „Was wäre wenn die Entscheidung anders ausgefallen wäre?“ Man kennt diese Fragestellung gut genug aus dem eigenen Leben, auch bei banalen Dingen.
Nach einem Intro kommt ein Punkt, an dem die Handlung stoppt – und die Leserschaft entscheidet, welche Tür geöffnet wird. Mehr dazu unter www.markus-heitz.de und sogar mit einer Leseprobe. Daraus ergeben sich drei verschiedene Handlungen, Verläufe, Szenarien, Enden und Todesraten, harrharr. Jeder Roman steht für sich, man braucht keine Vorkenntnisse. Das Intro ist in allen vertreten, sodass man jederzeit nachlesen kann, wie die Truppe entstand und was ihre Aufgabe ist.
Die Planungen und das Schreiben bewegten sich im üblichen Rahmen von etwa vier Monaten. Ich mache ja nichts anderes, insofern ist das durchaus machbar.
Der große Spaß daran war, dass ich der gleichen Gruppe gleich mehrmals fiese Dinge antun… ich meine, dass sie viele tolle Abenteuer erleben durften. Das hat man als Autor auch nicht oft.
3. Die Werke heißen X, ! und ? – als Haupttitel prangt aber überall DOORS auf dem Cover. Nur durch die entsprechenden Zeichen unterscheidbar. Die Frage ist ebenfalls entsprechend unterteilt:
a. X → Andreaskreuz, Verbotsschild, Buchstabe, .., Ableitung vom englischen Begriff cross (Kreuz) wird es auch im Sinne von trans- verwendet: Transplantation, Transaktion, Sender, … Wie sieht es denn hier aus?
Markus: Viel einfacher. Das X musste eben als älteste Kartenmarkierung ran und ist eine Hommage an Indiana Jones 3. Insider wissen sofort Bescheid, wenn ich sage: X und Bibliothek. Alle anderen sollten den Film unbedingt schauen.
b. ! → Ausrufezeichen, Warnung, in der Schachnotation steht es für einen guten Zug, … Wie sieht es hier aus? Ist diese Tür, diese Variante ein guter Zug für den Leser und zugleich auch für diejenigen, die den Schritt dadurch wagen? Oder für beide eine Warnung oder für einen von beiden?
Markus: Das ist absichtlich genutzt, denn es kann eben Warnung und zugleich Aufforderung sein. Je nach Veranlagung eines Menschen wird er sich für eine Deutung entscheiden.
c. ? → Fragezeichen, beim Schach steht es für einen schlechten Zug, in den Comics häufig für Verwunderung, … Wie steht es mit dieser Variation? Schlechter Zug oder trifft man auf Wundersames?
Markus: Ich wollte zuerst drei ? draufscheiben, aber das hätte vermutlich Copyright-Probleme gegeben. In diesem Fall steht es für Verunsicherung und Nichtwissen, ob es eine gute Idee ist, die Tür zu nutzen.
Auf Ihrer Website fragen Sie sich, wie sich die Leser entscheiden werden. Können Sie schon eine Bilanz ziehen? Wie viele haben alle Varianten gekauft, um ihre Neugierde zu befriedigen? Welche Wahl würden Sie anhand welcher Faktoren treffen?
Markus: Es sieht wohl so aus, das ist zumindest mein subjektiver Eindruck, dass die Mittelaltertür BLUTFELD die meisten Fans fand. Das auch nachvollziehbar ist, weil meine LeserInnen viel aus der Phantastik kommen, und die wiederum orientiert sich bei klassischer Fantasy an MA-Welten. Dazu kam ein nicht unwesentlicher Anteil, der hinter alle drei Türen schauen wollte.
Wohin ich gehen würde? Puh. Ich würde mir gerne die Zukunft anschauen, also DÄMMERUNG. Ich denke, dass da am meisten für uns moderne Menschen zum Staunen gäbe.
Sind die Türen nach den drei Varianten zu dem Thema DOORS verschlossen? Wenn ja, temporär oder in Ewigkeit?
Markus: Tja. Aus dramaturgischen Gründen kann ich dazu nichts sagen…
Auch am Der Fluch des Drachen haben Sie mitgewirkt. Das hat mir sowohl als Geschichte aber auch in musikalischer Form sehr gefallen. Wird es dazu noch eine Fortsetzung geben und wie hat Ihnen die Zusammenarbeit gefallen?
Markus: Oh, das freut mich und gebe das gerne so weiter!
Aktuell ist keine Fortsetzung geplant, leider. Wer weiß, vielleicht gibt das Label zu späterer Zeit grünes Licht?
Die Zusammenarbeit war spannend und sehr angenehm, die Raben und ich kennen uns schon seit ZWERGE LIVE, ebenso wie Johannes Steck. Wir mussten sozusagen den Inhalt austauschen und Corvus Corax mehr in den Fokus rücken. Das fiel mir nicht besonders schwer.
Die Auftritte dazu sind abgeschlossen, waren Sie überall zugegen? Wie hat Ihnen die Live-Version dazu gefallen?
Markus: Ich fand das super! Das Ensemble harmonierte, sie hatten ihren Spaß auf der Bühne, was an in den Shows deutlich sah und noch sehen wird.
Johannes ist eben das berühmte „Zirkuspferd“, dem das Dasein auf der Bühne einfach liegt. Stimmlich und schauspielerisch großes Kino.
Unter anderem Eminems Lose Yourself und Deichkinds Bon Voyage stehen auf der Playlist. Eine, die vielleicht die Charaktere hören könnten. Lose Yourself klingt, wenn man dem Plot gelesen hat, ein bisschen nach wortwörtlich nehmen. Im Sinne von Verstand verlieren. Bon Voyage klingt wie eine zynisch gemeinte Floskel zum Abschied, wohlwissend, was die Reisende unterwegs ungefähr erwarten könnte. Die Zusammenstellung der Gruppe kommt ja auch nicht von ungefähr. Anhand welcher Faktoren haben Sie die Musik ausgewählt? Die beiden Beispiele sind ja nicht die einzigen, die man auf diese oder ähnliche Weise interpretieren könnte.
Markus: Interessant. So habe ich es gar nicht gesehen. Aber, hey, nur zu!
Ich suchte die Songs aus, um die Charaktere noch etwas zu vertiefen und die Unterschiede zwischen ihnen auch auf dieser Ebene zu zeigen oder kleine Hinweise auf Ungereimtheiten zu geben. So beispielsweise, dass der Professor recht „unpassende“ Musik hört und man vielleicht ins Grübeln kommt, was mit dem denn los ist.
Was können die Leser denn in den dunklen Landen vorfinden? Wovon handelt es und was hat es mit der Kooperation mit den Metallern von Blind Guardian auf sich? Die Stücke oder Teile davon schon gehört? Ihre Meinung dazu?
Markus: Der Roman spielt im Jahr 1629. Der Dreißigjährige Krieg mit seinen Konflikten erschüttert Europa und tobt besonders gnadenlos in Deutschland. Die junge Abenteurerin Aenlin Kane reist in die neutrale Stadt Hamburg, um das Erbe ihres berühmten Vaters Solomon Kane zu ergründen. Zusammen mit ihrer Freundin Tahmina, einer persischen Mystikerin, gerät sie in die Wirren des Krieges. Sie nehmen einen folgenschweren Auftrag der West-Indischen Compagnie an: Eine zusammengewürfelte Truppe soll sich durch die Linien nach Süddeutschland durchschlagen, bis nach Bamberg, wo grausamste Hexenprozesse die Scheiterhaufen brennen lassen – doch es kommt vieles anders. Zu viel für einen Zufall. Aenlin und Tahmina wissen um das Böse und die Dämonen, die sich auf der Erde tummeln und die Wirren des Krieges zu ihrem Vorteil nutzen. Schon bald geht es um mehr als einen Auftrag der Compagnie. Und der Anführer der Truppe, Nicolas, hat ein düsteres Geheimnis. Ich musste einmal mehr Phantastik und Historie verweben, es macht zu viel Laune! Dazu noch das düstere Setting, in dem Elend, Not, Krankheit und Krieg allgegenwärtig Teil des Lebens wurden. Wenn das Böse DORT nicht gedeiht, dann weiß ich es auch nicht. Also sind auf den Schlachtfeldern auf Vampire und Wandelwesen unterwegs, es kommen Hexen und Riesen und Nixen und andere Gestalten ins Spiel.
Blind Guardian führt musikalisch in „Legacy of the Dark Lands“ das Schicksal eines aus dieser Truppe fort. Wir werkeln schon gute fünf Jahre daran herum. Hans „Hansi“ Kürsch schrieb mich einst an und outete sich als Fan, ich outete mich als Fan der Band (ich sage nur: Rollenspiel & The Bard‘s Song), und damit war das Ganze in die Wege geleitet. Ich habe die Parameter der Handlung vorgegeben, die textliche und musikalische Interpretation lag ganz in der Hand der Jungs. Das ist ja das Spannende daran. Einige Stücke habe ich schon gehört, und es ist -wie könnte es anders sein- sehr episch.
Auch wenn Die dunklen Lande erst kürzlich erschienen ist: Was können die Leser für die Zukunft von Markus Heitz erwarten? Stehen schon weitere Veröffentlichungen / Specials in den Startlöchern?
Markus: Die zweite Staffel von Doors steht an, und im Winter folgt eine Anthologie mit dem besinnlichen Titel DER TANNENBAUM DES TODES. Man ahnt, dass es bös-fiese Storys von mir sind, die sich in den letzten Jahren ansammelten und endlich in die Freiheit dürfen. Es sind sogar mehr als 24, man kann sie also sogar noch nach der Bescherung genießen.
2020 kommen die Romane zur Audible-Hörspielserie DIE MEISTERIN, die teils in der Gegenwart, teils in der Vergangenheit spielen. Seit Jahrhunderten bewahrt sich die Heilerin Geneve Cornelius ihre Neutralität. Doch dann wird ihr Bruder im Hinterhof eines Londoner Pubs von einem Unbekannten enthauptet. Ein Racheakt, der eine uralte Fehde zwischen den Scharfrichter-Dynastien Bugatti und Cornelius wieder aufleben lassen soll, so scheint es. Auch in ihrer Heimatstadt Leipzig geschehen seltsame Dinge und Unheil bahnt sich an. Geneve muss sich entscheiden: Behält sie ihre Neutralität bei oder nimmt sie den Kampf gegen die Bedrohung auf? Natürlich sind übersinnliche Wesen, Werwölfe, Vampire und vieles mehr mit dabei. Und es könnte sein, dass ein altbekannter Bestatter und eine Vampirin erneute eine kleine Nebenrolle bekommen.