Bela Lugosi ist für viele immer noch der Inbegriff des klassischen Vampirs. Mit seinem Charme, seinem Akzent und seiner Ausstrahlung konnte er die damaligen Macher bei Universal von sich in der Rolle des Vampirfürsten überzeugen und ist seitdem der Inbegriff dieser Figur.
Doch wer war dieser Bela Lugosi eigentlich und warum hat man nach seiner Hauptrolle in „Dracula“ eher weniger beziehungsweise fast nur noch in Nebenrollen von ihm gehört? Diesem Phänomen versucht Autor und Zeichner Koren Shadmi mit seiner nun bei Panini Comics erschienenen Graphic Novel „Lugosi Aufstieg und Fall von Hollywoods Dracula!“ auf den Grund zu gehen.
Alles beginnt natürlich in der Kindheit, als Béla noch Blaskó mit Nachnamen hieß und in der Stadt Lugos in Ungarn wohnte. Schon damals hatte er nur einen Traum – Schauspieler werden. Nach einigen Misserfolgen schaffte er es dann ans Ungarische Theater, welches die Rollen damals aber vor allem durch Vetternwirtschaft und Adelsabstammung besetzt wurde.
Alles änderte sich mit der Sowjet-Revolution und der damit eingehenden Veränderung des politischen Systems. Doch die Freude blieb nur von kurzer Dauer, so dass Bela zuerst nach Österreich fliehen musste und von dort aus weiterreiste in die USA.
Doch auch hier war nicht alles Milch und Honig. Da Bela sich zuerst nur unter seinen ungarischen Landsleuten aufgehalten hat, fiel es ihm schwer die englische Sprache zu lernen. Nach mehreren Auftritten auf kleinen Bühnen wurde ihm dann aber die Hauptrolle in der Theaterproduktion von „Dracula“ angeboten.
Da er die Rolle des Vampirs dort so überzeugend gespielt hatte, bekam er von Universal Pictures die Hauptrolle in der Filmadaption des Klassikers. Lugosi nahm die Rolle natürlich an und wurde über Nacht zu einem gefeierten Star. Doch die Rolle war für ihn Segen und Fluch zugleich…
Belegt auf zahlreichen Quellen präsentiert Koren Shadmi nun das Leben von Bela Lugosi. Dieses macht er aber nicht in einer rein stringenten Erzählweise, sondern startet mit Belas freiwilliger Einweisung ins Krankenhaus um sich dort von seiner Drogensucht zu befreien. Im „klaren“ Zustand erscheinen ihm dann öfter Figuren aus seiner Vergangenheit. Diese lösen dann einen Schwall Erinnerungen aus, welche uns Leser mit auf die Reise nehmen.
In seiner Darstellung gelingt es Shadmi sehr gut, den alten gebrochenen Lugosi im Gegensatz zu dem jungen, eitlen und vor Energie protzenden Lugosi zu zeigen. Dabei kommt Lugosi nicht immer gut weg. Zuerst war er ich für viele Rollen einfach zu gut, später musste er aus Geldnot einfach alles annehmen. So kam es dann auch, dass er zu dem von ihm so verhassten Monster von Frankenstein wurde.
Neben den biographischen Anteilen der Graphic Novel verknüpft Shadmi auch immer zeichnerische Darstellungen von Lugosis Filmen mit seiner Handlung. Diese sind wirklich gut gelungen und erfassen oft die Kernessenz des Films. Sei es nun den wirklichen Grusel, wie bei „Dracula“, oder unwillkürlich komisches, wie bei „The Ape Man“, oder „Return oft he Ape Man“. Dies alles gehört aber zur Schaffensperiode von Lugosi dazu und zeigt nur, wie verzweifelt er in der Mitte und zum Ende seiner Karriere gewesen sein muss. Dies erklärt auch die Zusammenarbeit mit Ed Wood, dessen Filme erst durch Tim Burtons Biographie ein Erfolg wurden.
Mir hat „Lugosi Aufstieg und Fall von Hollywoods Dracula!“ sehr gut gefallen. Die Zeichnungen war passend und die Atmosphäre für die jeweilige Zeit-, oder Gemütsepoche von Lugosi sehr gut gewählt. Persönlich hat mir vor allem das oben erwähnte stilistische Mittel mit der Erinnerung, beziehungsweise die Erscheinungen beim Entzug sehr gut gefallen. So hatte man als Leser oft einen Anhaltspunkt, warum sich Lugosis Leben in dieser Szene gerade so gewandelt hat.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten