Vier Jahre ist es nun her, dass die Hip Hop Kapelle aus Hamburg namens Fettes Brot ihr letztes neues Studioalbum herausgebracht hatten. Danach gab es zwar noch die Neuveröffentlichungen der ersten vier Studioalben im eigenen Label und die dazugehörige „Gebäck in the Days“ Tour sowie das passende Livealbum dazu.
Nun sind die drei Musiker mit ihrem neuen Album „Lovestory“ wieder zurück und setzen genau da an, wo sie mit „Teenager vom Mars“ aufgehört haben. Mit zwölf Songs, die sich alle nur um das Thema Liebe drehen, gibt es nun die neue CD im Laden.
Und wie es bei Fettes Brot immer ist könnten die Songs nicht unterschiedlicher sein. Einige sind einzig von König Boris, andere von Doktor Renz, andere von Björn Beton und die meisten der Songs des Albums sind der typischen drei Sänger Zusammenstellung, für die Fettes Brot schon seit „Nordisch by Nature“ der breiten Masse bekannt sind.
Alles beginnt mit „Ich liebe mich“ und einer Abwandlung des alten „Clowns und Helden“ Klassikers. Dabei ist dies aber nicht unbedingt der Spaßsong, für den man ihn halten kann, sondern hat einen mehr als sozialkritischen Hintergrund, denn man soll sich immer so lieben, wie man gerade ist. Dies alles ist unterlegt mit fetten Beats, die einen so richtig auf das Album vorbereiten. Kein Wunder also, dass dies auch die zweite Videoauskopplung als Teaser für das Album war.
Mit „Wetterfrau“ schaltet die Band dann aber erst einmal wieder einen Gang zurück – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Song erinnert sehr an die frühen Werke der Band und hätte auch Platz gefunden auf „Außen Top Hits, innen Geschmack“ oder „Fettes Brot lässt grüßen“. Ein neuer Klassiker, der einen in Erinnerungen schwelgen lässt.
„Denxu“ führt uns ältere Hörer dann durch das Sample am Beginn und im Refrain auch wieder zurück in die 1980er und 1990er. Dieses ist textlich und melodietechnisch ein Sample von Nenas „99 Luftballons“, erinnert in der Ausführung aber eher als ein Song von Blümchen. Gepaart mit den Reimen von Fettes Brot über gebrochene Herzen und verlorene Liebe ergibt dies einen großartigen neuen Song, der verdient auch die dritte Videoauskopplung ist.
Song vier „Robot Girl“ ist eine Hymne von Doktor Renz, die ein Blick in die Zukunft sein kann. Er besingt dabei nämlich die Liebe zu einem Roboter, was in Zeiten von Siri, oder ähnlichen Geräten bald nicht mehr komplett auszuschließen ist. Philip K. Dick hat es schon vor Jahren erkannt und wir selbst sind nicht mehr weit von der Blade Runner Welt entfernt.
Nach König Boris Liebeshymne an „Deine Mama“ und dem mehr als funkigen „Geile Biester“ von Björn Beton, setzt König Boris mit „iKEA“ ein melancholisches Meisterwerk hinterher. Dabei ist auch hier die Wortakrobatik und das Zusammenspiel von Text und Dramatik mehr als gelungen, denn iKEA und eine verpatzte Liebe passen wirklich gut zusammen.
Der achte Song des Albums war auch die erste Videoauskopplung und damit auch der erste Teaser dafür. Die Auswahl hätte die band in der heutigen Zeit nicht besser sein können und so setzt die Band nach dem Klassiker „Tanzverbot“ mit „Du driftest nach rechts“ ein weiteres politisches Statement. Immer wieder ist dieses Thema in den Songs eingearbeitet worden (beispielsweise in Josephine #Schreibaby) doch so offen eigentlich noch nie. Eine passende Ansage gegen den Extremismus, wenn auch in einer etwas anderen Form verpackt.
Nach dem Song gegen Homophobie „Opa + Opa“ und dem sehr eingängigen „Klapse“ folgt mit „Zwei Freunde und Du“ scheinbar ein biographischer Song der Band. Dabei kann der Inhalt des Textes auf fast jeden so oder so ähnlich umgeschrieben werden, der gute Freunde hat. Bei diesem Song handelt es sich natürlich auch um einen Lovesong, doch diesmal ist es die Liebeserklärung an die Freunde, die einen das ganze Leben begleiten.
„Lovestory“ ist ein gelungenes Fettes Brot Album. Dabei sind wie bei den Fettes Brot Alben immer einige gute und auch einige weniger gute Songs. Wie so oft – die Mischung macht es. Die Musik ist nicht immer ganz mein Fall, da es mir leider viel zu elektronisch ist. Die Reime sind aber hervorragend, so dass es die passende Einheit ergibt.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten