Mit ihrer neuen EP „Loud and Bold“ liefern Musikerin Josie Paulus und ihre Band scheinbar unbeschwerten Rock, der manchmal sehr poppig, oft aber auch einfach nur klassisch rockig ist. Dabei sind die Themen der Songs teilweise eher das Gegenteil von unbeschwert.
Mit diesen sechs Songs der „Loud and Bold“ EP möchte Josie Paulus nicht nur musikalisch ein Statement setzen. Auch wenn wir in einer gleichberechtigten pluralistischen Gesellschaft leben, stellt sich leider immer wieder die Frage, warum wir dies nicht auch leben.
Warum müssen erst Gesetze für eine Frauenquote in Führungspositionen verabschiedet werden, während einer der größten Aufreger der letzten Zeit das Gendering ist. Wie kann es sein, dass vor allem in der Film- und auch in der großen Musikindustrie Frauen in einigen Bereichen immer noch als willige Beute oder kleines Dummchen gesehen werden und sie nur mit Gefälligkeiten Karriere machen können?
Um genau dies anzukreiden nutzt Josie Paulus ihre gutdurchdachten Texte, die in einer Symbiose mit der Musik stehen.
Schon beim Schlagzeugintro vom ersten Song „Brave and Bold“ hat mich die Sängerin mit ihrer Band eingefangen. Der Song ist dann ein cooles Rockbrett bei dem sie genau mit diesen oben beschriebenen Klischees aufräumt und im Refrain „Hey Sir, excuse me, do you mind, I don’t need your advise“ klarstellt. Live wird der Song durch den Unglaublich eingängigen Refrain bestimmt der Hammer.
„23 Candles“ ist ein poppiger Song übers Älterwerden, Feiern und dabei auch so richtig abstürzen. Hoch die Gläser, anstoßen und vielleicht erwachsen werden.
„Good to you“ hat in den Strophen der unglaublich groovige Bass und der dazu passende Gesang, was sofort ins Ohr geht, bevor es dann im Refrain so richtig zur Sache geht. Inhaltlich ist der Song wieder sehr treffend Es ist zwar schön, jemanden zu haben, doch wenn diese Person nicht mehr gut für eine Partei ist, dann ist diese Person auch so schnell wieder weg, wie sie gekommen ist. Mann oder Frau, was am besten für die eigene Person ist.
Mit „All I hear is“ setzt Josie Paulus ein ganz klares Zeichen gegen Dummschwätzer. Was nützt es, wenn das Blaue vom Himmel versprochen wird, davon aber nichts eingehalten wird. Eingeleitet wird das Ganze von einem netten Basslauf, der sehr einprägsam ist und in den Strophen mit leichten Abwandlungen in der zweiten Strophe als roter Faden durch den Song geht. Im Refrain geht es dann aber richtig zur Sache und in einem netten Rock-Pop Sound sagt Josie Paulus den Männern einfach mal die Klappe zu halten.
Der vorletzte Song der EP „The worst part“ spricht eines der ernsteren Themen der Neuzeit an. In einer düsteren Quasiballade berichtet Josie Paulus über Gewalt und sexuelle Übergriffe in Partnerschaften und dass man aus dem Teufelskreis zwischen Ertragen der Erniedrigung und der scheinbaren Liebe zu dem Partner nicht herauskommt. Diese baut sich Songtechnisch bis zu einem gigantischen Höhepunkt auf, der nicht nur musikalisch, sondern auch in den Lyrics deutlich härter ist. Ein guter Song mit einem ernsten Thema.
Nach diesem düsteren Song folgt mit „These Days“ eine poppige Nummer mit der die EP dann auch endet. Mir persönlich ist der Song nach den deftigen Stadionrocknummern ein wenig zu poppig und fühlt sich für mich ein wenig fehl am Platze an.
Alles in allem haben Josie Paulus und ihre Band eine gute EP abgeliefert, die ein großes musikalisches Spektrum abdeckt und textlich wichtige Themen anspricht.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten