Als 1963 “Please Please Me” in den Plattenläden auftauchte, konnte niemand ahnen welche Lawine damit ausgelöst wurde. Natürlich gab es durch die Auftritte in Hamburg und Liverpool schon viele Fans, doch den Ausbruch der Beatlemania konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand voraussehen. Mitten in dieser Phase der Beatles, als man kein Konzert der Band besuchen konnte ohne von tausenden kreischenden Fans umrundet zu sein, entstand die Aufnahme „Live at the Hollywood Bowl“ die im Jahre 1977 das erste Mal veröffentlicht wurde.
Nun, fast vierzig Jahre später erscheint eine neu abgemischte Version des Albums, inklusive vier bisher unveröffentlichten Bonustracks. Die Veröffentlichung zum jetzigen Zeitpunkt ist aber kein Zufall, da ebenfalls am 09. September 2016 die Weltpremiere von Ron Howards Tourfilm „Eight Days A Week“ ist. Diese neue Dokumentation zeigt das wilde Tourleben der vier Liverpooler und das Album bietet den dazu passenden Soundtrack.
Mitgeschnitten wurden die Songs bei dieser Aufnahme bei drei Konzerten die von den Fab Four während ihrer vier US Touren in Hollywood gegeben wurden. Das erste war am 23. August 1964 und die beiden anderen waren am 29. und 30. August 1965. Zuerst sollte das Konzert in New York im Februar 1964 mitgeschnitten werden, doch leider erhielt man dafür nicht die passenden Genehmigungen. Die Band musste sich noch ein halbes Jahr gedulden, bis es dann endlich so weit war und sie ihr erstes richtiges Live-Album aufnehmen konnten.
Die Songauswahl auf diesem Album bietet einige der besten Stücke aus dieser Zeit. Schon mit dem Opener „Twist and Shout“ weiß man als Fan der Beatles wo die Reise hingehen wird. Nach „Twist and Shout“ folgen „She’s a Woman“ und „Dizzy Miss Lizzy“, welches erstklassige Anheizer für die Menge sind. Dem folgen die Kracher „Ticket to Ride“ und „Can’t buy me Love“ bevor das etwas ruhigere „Things we said today“. Nach diesen Lennon und McCartney Songs darf mit „Roll over Beethoven“ nun George Harrison zeigen, dass er nicht nur Gitarre spielen, sondern auch singen kann. Danach kommt „Boys“ bei dem man dann auch endlich Ringos zarte Stimme vernehmen kann und welches auch auf „Please Please me“ der erste Song von Ringo war. Nach den beiden Filmsongs „A Hard Days Night“ und „Help“ folgen mit „All my Loving“ und „She Loves You“ noch zwei große Hits der Band, bevor dann mit „Long Tall Sally“ und einer Spielzeit von knapp 33 Minuten das eigentliche Album zu Ende ist.
Die in der Re-Edition enthaltenen Bonustracks sind „You can’t do that“ und „I want to hold your Hand“ aus dem Jahre 1964 sowie „Everybody’s trying tob e my Baby“ und „Baby’s in Black“ aus dem Jahre 1965. Diese vier Songs sind eine passende Ergänzung zum bisherigen Album und Runden dieses perfekt ab. Abgemischt wurde das Album in der ersten Veröffentlichung vom Beatles Produzenten George Martin, bei der neuen Edition hat diesen Job sein Sohn Giles Martin übernommen, der die Original Multi-Track Bänder neu abgemischt hat.
Wer aus welchem Grund auch immer nicht die Gelegenheit hatte eine der großartigsten Bands in der Geschichte der Musik live zu sehen hat mit diesem Album die Gelegenheit sich dieses Gefühl auf die heimische Anlage zu holen. Man befindet sich mitten in der Beatlemania. Die Fans kreischen bei jedem Song und es ist teilweise schwer der Musik zu lauschen. Man darf nicht vergessen, dass die Soundsysteme damals noch nicht so perfekt waren wie heute und selbst die Band auf der Bühne Probleme hatte etwas zu hören. Dafür ist die Aufnahme aber wirklich gelungen und auch die Abstimmungen der Band untereinander sind dabei überaus stimmig. Leider haben sich die Musiker dann ein Jahr später entschieden nicht mehr Live zu spielen, so dass man nie in den Genuss der etwas schwierigeren und anspruchsvolleren Songs gekommen ist. „Live at the Hollywood Bowl“ ist eine perfekte Ergänzung für jeden Beatles Fan und darf in keiner Sammlung fehlen.