David Gilman entführt den Leser in seiner Romanreihe „Legenden des Krieges“ nach Frankreich mitten hinein in den Hundertjährigen Krieg. „Der ehrlose König“ ist der zweite Band und beschreibt die politische und wirtschaftliche Lage in dieser Epoche wie auch im ersten Band aus der Sicht von Thomas Blackstone. Einst noch als Jüngling aus England als Bogenschütze nach Frankreich gezwungen, tat er sich doch schnell als verantwortungsvoller Anführer immer größerer Verbände hervor. Dies gipfelte schließlich in der Schlacht von Crécy, nach der er zum englischen Ritter geschlagen worden ist. Nach seinen starken Verletzungen ist er aber gezwungen, den Schwertkampf zu üben, einen Bogen wird er nicht mehr abfeuern können.
„Der ehrlose König“ beginnt nun etwa 10 Jahre nach der Schlacht von Crécy. Thomas hat es geschafft, viele Getreuen um sich zu scharen und damit mehrere Städte für den englischen König sicher zu halten. Unterstützung erhält er im geheimen von den Baronen der Normandie, die im Vertrauen auf mehr Eigenständigkeit gegen den französichen König paktieren, der horrende Steuern einfordert für seinen Kampf gegen die Engländer. Als Thomas auch noch durch einen raffiniert und wagemutig ausgeführten Angriff eine wichtige Burg einnimmt, in der viele Waffen und Steuereinnahmen gelagert haben, ist der König außer sich. Alle Vernunft und Räson lässt er schleifen und gibt den Auftrag, Thomas zu vernichten, an den skrupellosen und sadistischen Söldner Gilles de Marcy, auch bekannt als „der blutrünstige Priester“. De Marcy war in seinem früheren Leben tatsächlich Priester, und hat sowohl noch eine offene Rechnung mit Thomas’ Ehefrau Christiana zu begleichen wie auch mit Thomas selbst. De Marcy macht Jagd auf Thomas und benutzt dabei Intrigen, Fallen und Folter. Zeitgleich fliegt die Verschwörung der normannischen Barone auf. Und Thomas’ wird damit seines Schutzes in der Normandie beraubt. Bedrängt von allen Seiten bleiben ihm nicht mehr viele Möglichkeiten, seine Familie und Freunde zu schützen.
Legenden des Krieges Band 2 Der ehrlose König von David Gilman Buchkritik
„Der ehrlose König“ führt als zweiter Band einer länger angelegten Serie über den Hundertjährigen Krieg die Geschichte um den jungen Thomas Blackstone fast nahtlos weiter. Er ist mittlerweile angekommen in seinem Leben und hat eigentlich genug damit zu tun, für seine Familie und Untergebenen zu sorgen. Doch die Politik lässt ihn, auch wenn er es nicht will, nicht in Ruhe. Das Paktieren der Barone in scheinbar endlosen Diskussionen, die geheimen Treffen, die Erwiderungen und Re-Intrigen des französischen Hofes mögen zwar historisch genau, aber dennoch sehr ausschweifend erzählt sein. Die Barone haben alle sehr ähnlich klingende, französische Namen, durch manche Verwandtschaft sogar den gleichen Namen, so dass bei mir einige Verwirrung herrschte, wer denn nun wer war, und was davon eigentlich wichtig sei. Dieses ganze Geplänkel nahm für meinen Geschmack gerade im ersten Teil des Buches einen recht großen Anteil ein, was den Lesefluss für mich teils doch stark stocken ließ. Die Beschreibung der Gefechte, die Einnahme feindlicher Stellungen oder auch nur das „normale Leben“ von Thomas Blackstone hingegen waren allesamt absolut spannend und interessant geschrieben. Auch die historische Einbettung ist gut gelungen. Thomas sieht sich zerrissen wischen seinen Pflichten und Verpflichtungen gegenüber seiner Familie, seinen Getreuen, seinem König und seinen Freunden unter den normannischen Baronen. Dies alles lässt ihn manche Entscheidungen weitaus weniger leichtfertig treffen als noch vor der Geburt seiner Kinder. Zunehmend entwickeln sich auch Spannungen zwischen Thomas und Christiana, die noch immer auf der Suche nach ihrem vermissten Vater ist. Auch dieser Teil erscheint mir teils etwas lang ausgeschmückt. Christiana verändert sich auch, ist selbst viel zurückhaltender, gleichzeitig aber auch wenig verständnisvoll und fordernd. Dies ist wohl leider für den weiteren Fortgang der Geschichte (in Richtung Band 3) vonnöten.
Insgesamt eine gute Fortsetzung der Geschichte, wobei es für mich im Ganzen nicht an den ersten Band herankommt. Deutliche Längen und Verwirrungen haben mich eher gestört, dennoch überwiegen die positiven Aspekte deutlich. Romane enden meist nach einer bedeutenden Schlacht, hier nun beginnt dieser, in einer ungewissen politischen Lage, mit Unmengen an Soldaten beider Seiten, die nun neue Aufgaben suchen und dadurch häufig zu marodierenden Söldnern werden. Der Beginn bzw. der Versuch des normalen Lebens nach dem Kämpfen. Die Ernährung und Sicherstellung der eigenen Leute und der Städte. So scheint es doch viel einfacher, eine Stadt einzunehmen als sie gut am Laufen zu halten. Und exemplarisch dazu einen Helden wir Thomas Blackstone, dem doch fast alles zu gelingen scheint. Durchaus lesenswert.