Band 1 der Reihe „Legenden des Krieges“ von David Gilman ist „Das blutige Schwert“. Die Geschichte beginnt im Jahr 1346 in England. Der junge Steinmetz Thomas Blackstone ist zusammen mit seinem taubstummen und missgestaltetem Bruder Richard angeklagt, ein Mädchen ermordet zu haben. Als Rettung vor dem Tod am Galgen wird beiden von dem Ritter Sir Gilbert angeboten, für die englische Armee in Frankreich zu kämpfen. Thomas willigt für beide ein, obwohl er dem Krieg nur sehr skeptisch gegenüber steht. Er sieht sich nach dem Tod seines Vaters für seinen Bruder verantwortlich, und weiß nicht, wie er ihn weiter beschützen soll. In Frankreich angekommen erringen sich beide, Thomas und Richard, durch ihre Fähigkeiten am Langbogen schnell Respekt. In ihrer Gruppe sind sie weiter Sir Gilbert unterstellt, der weiterhin ein wachsames Auge auf die beiden hält und gleichzeitig Thomas vieles beibringt, was zur Taktik und Führung gehört. So gewinnen sie in einem Hinterhalt erste Kampferfahrung, und Thomas muss das erste Mal töten. Es folgen weitere Scharmützel, bis dann zur Belagerung und schließlich blutigen Einnahme von Caen. Thomas muss schmerzlich lernen, dass es im Krieg wenig Rücksicht und kaum Gnade gibt. Dann stehen die Engländer in der Schlacht von Crécy dem zahlenmäßig deutlich überlegenen Heer der Franzosen gegenüber. Die Bogenschützen vermögen aber dieses Ungleichgewicht aufzuheben, und so beginnt ein wahnsinniges Blutbad.
Thomas überlebt das Gemetzel schwer verletzt, während Richard im Kampf gefallen ist. Thomas wird noch am Schlachtfeld für seine Tapferkeit zum Ritter geschlagen, und dann auf einer französischen Burg gesund gepflegt. Jedoch ist sein linker Arm dermaßen verletzt, dass er keinen Bogen mehr spannen kann, vom Grafen von d`Harcourt wird er stattdessen am Schwert ausgebildet. Langsam entwickelt sich bei den beiden Männern eine Art gegenseitiger Respekt, auch wenn sie sich eigentlich nicht recht vertrauen. Hilfreich hierbei ist sicherlich auch, dass das Mündel vom Grafen die bezaubernde Christiana ist, die Thomas bereits zweimal aus akuter Lebensgefahr befreit hat.
„Das blutige Schwert“ ist ein fulminanter Auftakt zu der Reihe Legenden des Krieges“ von David Gilman, das thematisch den Hundertjährigen Krieg behandelt, hier aber eben nicht nur die großen und entscheidenden Schlachten beschriebt, sondern eben auch das davor und danach. Sprich: wie verhält es sich mit dem Nachschub, wie werden die Männer und Tiere versorgt, was geschieht mit den Söldnern in Friedenszeiten. Dies sind die Chancen, auch für Männer aus dem unteren Stand , sich erfolgreich durchzuschlagen, und aufzusteigen, so wie hier Thomas, der als einfacher Steinmetz zwar als Junge das Bogenschießen von seinem Vater, der vorher ebenfalls als Soldat gegen die Schotten gekämpft hat, gelernt hat, im Folgenden aber vor allem durch sein Gespür für Taktik, seine Kampfkunst und seine Fähigkeiten als Führer einer Gruppe Erfolg hat.
Dies wäre für mich auch das einzige größere Manko des Buches, Thomas scheint einfach alles, was er beginnt, auch gänzlich zu gelingen. Dabei ist er immer edel und gut. Nun muss natürlich eine Heldenfigur genau diese Fähigkeiten besitzen, dennoch wurde ich mit der Person Thomas nicht ganz vertraut. Ansonsten sind die Schrecken des Krieges sehr realistisch dargestellt. Die großen Schlachten sind gar nicht so sehr das Hauptmerkmal, sondern eher, wie diese kleine Gruppe Bogenschützen das ganze erlebt, beziehungsweise dann in der zweiten Hälfte des Buches, wie Thomas weiter sein Glück in die eigenen Hände nimmt. Im Mittelteil, also seiner Genesung nach der Schlacht von Crécy war für mich erstmal etwas die Luft raus, die ganze Scharwänzelei mit den französischen Baronen und schließlich die Liebesgeschichte mit Christiana nahm mir etwas zu viel Platz ein. In der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte dann wieder deutlich Fahrt auf, wobei es schone erstaunlich ist, wie schnell so ein junger englischer Steinmetz nicht nur plötzlich großartige Führungsqualitäten entwickelt hat, sondern auch reichlich Wissen um politische Zusammenhänge. Nicht zuletzt weiß er sogar, wie er sich und einen ganzen Landstrich von der Pest frei halten kann…
Wie auch immer, der ganze Band hat unheimlich Spaß gemacht, am Ende finden sich noch historische Anmerkungen des Autors sowie noch eine Leseprobe zum nächsten Band „Der ehrlose König“- diese habe ich natürlich nicht gelesen ich will mich da ganz vom nächsten Band überraschen lassen, den ich bereits mit Ungeduld erwarte.