Der „Winterpilger“ ist der Auftakt einer Serie zum „Krieg der Rosen“ von Toby Clements.
England im Jahr 1460: es ist bitterer Winter und das Kämpfen um den Thron von England hat gerade eine kurze Pause eingelegt. Nach bereits erbittert ausgefochtenen Kämpfen flohen der Duke of York nach Irland und die Earls of Warwick und Salisbury nach Calais ins Exil.
Die Ränke um den Thron beeinträchtigten das Leben in einem kleinen Kloster nahe Lincoln einige Zeit fast gar nicht. Bis eines Tages bewaffnete Reiter auftauchen und zwei Nonnen vom Fluß zurück ins Kloster hetzen. In völliger Verzweiflung gelingt es einer der Nonnen, Katherine, einen Reiter schwer zu verletzen, gerettet werden sie von dem Mönch Thomas aus dem benachbarten Kloster. Natürlich verlangen die Ritter Vergeltung, hat doch der Sohn von dem grausamen Sir Riven ein Auge verloren. Nach einem ungerechten Urteil muss sich Thomas dem Ritter im Zweikampf stellen, und kann nur aus größter Not heraus zusammen mit Katherine zu fliehen. Die andere Nonne wurde bereits grausam ermordet.
Zum ersten Mal in der realen Welt außerhalb der Klostermauern müssen sich Katherine und Thomas nicht nur miteinander zurecht finden, auch müssen sie gegen Hunger und Kälte ankämpfen und leben in ständiger Angst, weiter von den Schergen von Sir Riven verfolgt zu werden. Ein Ablasshändler nimmt sie unter seine Fittiche, und kleidet die beiden neu ein. Katherine verkleidet sich sicherheitshalber als Junge „Kit“, und so gelangen sie nach einigen Abenteuern bis nach Calais, wo sie in die Dienste von Sir John Fakenham treten. Thomas lernt den Umgang mit dem Langbogen und der Streitaxt, und Kit macht sich überall nützlich, vor allem aber scheint sie sehr begabt in der Behandlung von Verletzungen aller Art. Bald schon wird die ruhige Idylle des Wartens und Trainierens gestört, und die nächsten blutigen Kämpfe beginnen.
So wird sehr lebensnah und bildreich der Schrecken von den Kämpfen, und das Leiden sowie das Sterben beschrieben. Es geht nicht so sehr um den politischen Wert einer Schlacht an sich, sondern darum,irgendwie den Wahnsinn zu überleben. Neben den Kämpfen geht es aber auch um das tagelange Marschieren, vor allem auch im Winter durch Kälte und Schneematsch, halb verhungert und erfroren. Thomas mausert sich im Laufe des Bandes fast schon zu einer Art Elitekämpfer, der es bereits als Mönch schon mit einem ausgebildeten Ritter aufgenommen hat. Und Kit gelingt es mal eben schnell Lesen zu lernen, und danach einer Beschreibung zu folgen und eine schwierige Operation durchzuführen.
Dies wären auch die einzigen Negativkritikpunkte, die ich benennen könnte, dass den beiden so ziemlich alles glückt, auch wenn sie immer wieder unsicher und von Zweifeln und Schuldgefühlen geplagt werden. Ansonsten hat mich die Geschichte fast sofort gepackt. Spannend und dicht erzählt fängt Toby Clements sehr fein die Atmosphäre im England des 15. Jahrhunderts ein. Am liebsten hätte ich das Buch direkt verschlungen, und musste dann doch mit Bedauern aber auch schon einer gehörigen Portion Vorfreude feststellen, dass der nächste Band für November 2016 angekündigt ist. Es verbleiben genügend offene Fäden, wobei die Haupthandlung tatsächlich so weit abgeschlossen ist. Doch so wie die Kämpfe um den Thron weitergehen werde, so werden auch Thomas und Katherine weiter ihren Weg gehen.