Nach einem guten Auftakt mit der ersten Staffel von Henning Mankells „Kommissar Wallander“ mit Sir Kenneth Branagh als Protagonist Kurt Wallander, musste man als Fan und Zuschauer nun gar nicht lange auf die Veröffentlichung der zweiten Staffel warten. In drei neuen Fällen muss sich Wallander nicht nur mit den brutalsten und gemeinsten Mördern herumschlagen, sondern auch jedes Mal aufs Neue versuchen sein Privatleben in geregelte Bahnen zu bekommen. Wie auch schon die erste Staffel ist diese zweite überaus interessante Staffel erneut bei Edel:Motion auf DVD veröffentlicht.
Im ersten Teil der zweiten Staffel „Mörder ohne Gesicht“ haben Wallander und sein Team es mit einem brutalen Mord auf einem Bauernhof etwas außerhalb zu tun. Während der ältere Bauer von den Verbrechern gequält und dann getötet wurde, hat seine Frau bis zum Eintreffen der Polizei überlebt. Wallander beugt sich über sie und fragt nach dem Täter und mit ihrem letzten Atem kann die Frau irgendetwas mit „Ausl…“ sagen.
Beim Lagebericht erzählt Wallander davon und sagt auch, dass es sich vielleicht um das Wort „Ausländer“ handeln könnte. Dieser Verdacht, dürfte aber nicht an die Öffentlichkeit, da sonst ein wilder Spießrutenlauf für alle „Ausländer“ entstehen würde. Leider gibt es im Präsidium wohl eine undichte Stelle, so dass die Presse brühwarm darüber berichtet. Schon bald gibt es die ersten Opfer bei den Saisonarbeitern zu beklagen, die mitten auf dem Feld hingerichtet worden sind. Doch ist der Täter für die ersten Morde wirklich dort zu suchen, oder verrennen sich die Ermittler an dieser Stelle?
Im zweiten Fall „Der Mann, der lächelte“ hat ein renommierter Anwalt einen Verkehrsunfall. Sein Sohn glaubt aber nicht an einen Unfall und Kontaktiert Kurt Wallander, der nach den Ereignissen vom letzten Fall eine Auszeit genommen hat. Eigentlich möchte Wallander gar nicht mehr zurück in den Dienst, doch der Verdacht seines Freundes lässt ihn nicht in Ruhe.
Zurück an seinem Arbeitsplatz erfährt er, dass sein Freund den Tod seines Vaters nicht verkraftet und kurzerhand Selbstmord begangen hat. Über den Kopf von Magnus (Tom Hiddleston) hinweg, der für den Fall verantwortlich ist, fragt Wallander bei Gerichtsmediziner Nyberg an (Richard McCabe) ob er eine pathologische Untersuchung vornehmen könnte. Schnell wird klar, dass es sich um Mord handelt, doch wer steckt dahinter und vor allem warum mussten die beiden Anwälte sterben.
Im letzten Fall der zweiten Staffel „Die fünfte Frau“ muss sich Wallander neben dem überraschenden Tod seines Vaters auch noch mit einer mehr als seltsamen Mordserie befassen. Nacheinander werden mehrere Männer auf brutale Art und Weise ermordet, so dass sie vor ihrem Tod aber noch eine ganze Weile leiden mussten. Während Wallander und sein Team versuchen einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Opfern herzustellen, verschwindet der nächste Mann. Nur durch einen mehr als seltsamen Zufall erhält Wallander einen Hinweis, der vielleicht zur Lösung des Falls beitragen kann.
Auch die zweite Staffel von „Kommissar Wallander“ ist durchaus spannend und sehenswert. Wie auch schon in der ersten Staffel sind mir persönlich die oft sehr künstlerischen Einstellungen ein wenig zu viel vertreten, doch für die Darstellung der bedrückenden und düsteren Atmosphäre in Ystad und Umgebung sowie dem Seelenleben des Hauptermittlers sind diese genau richtig.
Branagh verkörpert den eher nachdenklichen und introvertierten Kommissaren mehr als nur gelungen und gibt ihm durch sein schauspielerisches Talent sogar noch eine ganz besondere Tiefe. Als Zuschauer möchte man manchmal einfach nur hingehen und Wallander in seinen depressiven und moralischen Momenten schütteln und ihn anschreien, doch leider geht das nicht.
Wie so oft bei schwedischen Krimis (obwohl es sich hierbei um eine britische Produktion handelt) ist die Serie auch wieder angefüllt mit Alleingängen des Hauptermittlers. Anstatt mit einem seiner Kollegen oder Kolleginnen zum Tatort zu fahren macht Wallander alles lieber alleine und gerät dadurch nicht nur einmal in eine brenzlige Situation. Die Dramatik wird dadurch aus meiner Sicht eigentlich nie gesteigert, sondern man ist als Zuschauer oft einfach nur fassungslos, wie stümperhaft sich auch manch erfahrener Ermittler verhalten kann.
Die drei Fälle sind gute Kriminalfälle, die Lust auf mehr machen. Auch wenn sie brutal und manchmal etwas weit hergeholt erscheinen, haben sie doch alle eine sehr logische Auflösung, die einen zum Nachdenken bringt. Könnte sowas auch außerhalb der Roman- und Filmwelt passieren? Zum Glück muss ich diese Frage nicht wirklich beantworten und kann mich schon auf Staffel 3 freuen.
Meine Meinung: 8 von 10 Punkten