Unter der Rubrik Comics habe ich die Veröffentlichung “Kleine Geschichte der Genossenschaften”, mit Untertitel “Beispiele aus der Kooperativbewegung” von Zeichner Findus und Autorin Caterina Metje gefunden. Erschienen ist das kleine aber feine Buch im Münsteraner Unrast Verlag. In der Info heißt es unter anderem “Sowohl Anhängerinnen als auch Kritikerinnen der kapitalistischen Gesellschaft können dem Genossenschaftsmodell etwas abgewinnen. Ist es für die einen »die ideale Verbindung von Verantwortung und Wirtschaftlichkeit« UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon), besteht für andere das Verdienst der Genossenschaftsbewegung darin, aufzuzeigen, dass Wirtschaft auch ohne den Kapitalisten als Funktionär, dafür basisdemokratisch und solidarisch funktioniert. Kooperative Wirtschaftsformen machen eine Gesellschaft ohne Ausbeutung überhaupt erst denkbar.”
Was für mich auffällt und mir ein bisschen (zu) sauer aufgestoßen ist, zu Beginn zumindest, ist die Tatsache, dass es eine Mischung aus Zeichnungen und Texten ist. Es ist weder ein reines textlastiges Werk aber auch nicht so sehr Comic als dass ich es dort unkommentiert einsortieren würde. Aber: Es hat sich mit der Zeit gelegt. Denn die Zeichnungen lockern mit ihrem Setting, in einer Kneipe, auf und werfen Fragen inmitten des Textes ein, die auch vom Leser hätten stammen können. Auch der Disclaimer, warum um alles in der Welt eine bestimmte Person nicht vorgekommen ist – gegen Ende des Buches – finde ich gut und wichtig.
Aber: Einmal daran gewöhnt und “abgeregt” empfand ich die Texte gut verständlich und -glücklicherweise- fernab von komplizierten Fachwörtern, anstrengenden Satzstrukturen und dergleichen. Das ist nämlich in politischer Literatur sehr häufig und (fast) ausschließlich zu finden. Daher kann ich dem Leser solcher Werk, so interessant der Inhalt vielleicht auch sein mag, nicht viel abgewinnen. Umso erfrischender und erfreulicher, dass es doch auch anders geht.
Die Geschichte der Genossenschaften und Kooperativen wird hier in verschiedenen Ländern, zu verschiedenen Zeiten beleuchtet. Spanische Revolution, die Kibbuzbewegung, die Arbeiterselbstverwaltung, die Herangehensweise der ehemaligen DDR und vieles mehr.
Nach dem Genuss von diesem kleinen handlichen Büchlein “Kleine Geschichte der Genossenschaften – Beispiele aus der Kooperativbewegung” von Findus und Caterina Metje habe ich mir viele Fragen gestellt. Unter anderem: Warum wird so wenig geforscht und warum wird das so wenig von Landes/staatlicher/Bundes/Kreis-Seite gefördert, vielleicht sogar eher abgelehnt? Und wenn eine Solidarische Landwirtschaft oder die hier vorkommenden Mietshäusersyndikate funktionieren, wieso nimmt man sich nicht vor, das zu fördern, wieso spielt man Interessenten nicht entsprechende Immobilien zu? Spannende Konzepte, die es anzupassen gilt an aktuelle Gegebenheiten, gibt es hier allemal. Und: Es war erschreckend spannend und kurzweilig, dafür, dass ich mir mit solchen Themen sonst so schwer tu. Vielen Dank dafür.
Wertung: 9 von 10 Punkten
Titel: Kleine Geschichte der Genossenschaften – Beispiele aus der Kooperativbewegung
Autoren: Findus, Caterina Metje
ISBN 978-3-89771-529-5
Erscheinungsdatum: Dezember 2021
Seiten: 76
Ausstattung: softcover
Verlag: Unrast Verlag
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