Nun bin ich endlich dazu gekommen den Comicband „Keine Macht für Niemand – Ein Ton Steine Scherben Songcomic“ von Gunther Buskies (Hrsg.) und Jonas Engelmann (Hrsg.) zu lesen. Erschienen ist das Werk als Hardcover, farbig und auf 128 Seiten im Ventil Verlag und zwar am 10. Oktober 2022. Auf der Produktseite des Verlags steht, sicherlich nicht ohne Grund, dass das Ganze momentan nicht lieferbar ist. Aber dort auch:
“Comicstrips zu einem der wichtigsten Alben der deutschen Musikgeschichte
»Allein machen sie dich ein!«, »Wir sind geboren, um frei zu sein!«, »Wir müssen hier raus!« – Kaum ein Album der deutschen Popgeschichte hat so viele Parolen hervorgebracht, die von Tausenden Menschen auf Hunderten Demos skandiert wurden, wie »Keine Macht für Niemand«, der Klassiker der Agitrockband Ton Steine Scherben von 1972.
Kaum zu glauben, dass das Album im Oktober 2022 bereits 50 Jahre alt wird. Neben damals tagesaktuellen Liedern wie dem »Rauch-Haus-Song« oder »Menschenjäger« finden sich zeitlose Klassiker wie »Schritt für Schritt ins Paradies« oder »Komm, schlaf bei mir«. Als Gesamtkunstwerk zwischen Agitprop, Liebeslied, Demoparolen und Bibelzitaten haben sie Musikgeschichte geschrieben,
Anlässlich des Jubiläums haben wir elf Comiczeichner:innen gebeten, sich mit jeweils einem der Songs zu beschäftigen und ihn danach zu befragen, ob er für die heutige politische Weltlage noch Relevanz besitzt. Entstanden sind elf eigenwillige Interpretationen, die die vielen Facetten des Albums einfangen, das Parolenhafte wie auch das Zarte, die Kritik aber auch die Utopie.
Das Line-up:
Kathrin Klingner
»Wir müssen hier raus«
Nicolas Mahler
»Feierabend«
Bianca Schaalburg
»Die letzte Schlacht gewinnen wir«
Sheree Domingo/Rahel Suesskind
»Paul Panzers Blues«
Reinhard Kleist
»Menschenjäger«
Mia Oberländer
»Allein machen sie dich ein«
Sascha Hommer
»Schritt für Schritt ins Paradies«
Daniela Heller
»Der Traum ist aus«
Jan Soeken
»Mensch Meier«
18Metzger
»Rauch-Haus-Song«
Ulli Lust
»Keine Macht für Niemand«
Michael Jordan
»Komm, Schlaf bei mir«” (Quelle für das lange Zitat)
Es gibt vor den jeweiligen Songs immer einige schöne, kurze Einblicke. So sprechen ehemalige Mitglieder von Ton Steine Scherben über den Inhalt des Songs, es werden ehemalige Hausbesetzer vom Rauch-Haus-Song zitiert, die dort teilweise im Chor zu hören sind und die Zeichner im Gesamten erzählen vorab auch ihren Bezug zum jeweiligen Track.
Bianca Schaalburg widmet sich beispielsweise dem Stück „Die letzte Schlacht gewinnen wir“, bei dem ich lange Zeit nicht wusste, dass es im Original von den Scherben stammt, und lässt ihre persönlichen Erfahrungen des 1. Mai 1987 einfließen. Ein Verhalten, dass ich von allen Beteiligten eher als bescheiden beschreiben würde und froh war und bin, nicht vor Ort gewesen zu sein.
Das nur mal beispielshaft. Die Songcomics sind vom Stil abwechslungsreich und machen Spaß, diese im Kontext mit dem Songtext zu sehen. Ein Beispiel wäre dafür „Mensch Meier“. Herrlich gelungen. Genau wie alle anderen auch. Schön. Habe mich sehr darüber gefreut. Ich habe bisher keinen Zugang zu Ton Steine Scherben gefunden und höre nur ab und an eine der zahlreichen punkigen Coverversionen.