Jessica Jones ist zurück. Die Privatdetektivin stolpert von einem Fall in den nächsten und wird dabei häufig mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Als Jessica eines Nachts nach Hause kommt taucht die Superheldin Mattie Franklin aus ihrem Bad auf. Diese ist völlig desorientiert und verstört und tritt sofort die Flucht an, als Jessica sie anspricht. Nach kurzen Nachforschungen findet sie heraus, dass Mattie bei den Jamesons lebt und dass sie verschwunden ist. Sie unterrichtet Jonah über ihr Zusammentreffen, wird von diesem aber aufs schärfste angegangen und beschimpft.
Jessica übernimmt dennoch die Suche nach Mattie und taucht ein in nie gekannte Abgründe. Sie findet heraus, dass die junge Superheldin von einem Drogendealer festgehalten wird und von diesem für seine Zwecke missbraucht wird. Die neue Mutantendroge ist der aktuellste Kick und durch Mattie sichert er sich eine nie enden wollende Quelle. Jessicas erster Versuch Mattie zu retten schlägt fehl und sorgt sogar dafür, dass sie schwer verletzt wird. Sie gibt aber dennoch nicht auf und schafft es schließlich die junge Superheldin zu befreien.
Im zweiten großen Handlungsbogen des Megabandes muss sich Jessica noch viel weitreichender mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Einige Familien bitten Jessica um Hilfe, damit sie aus dem gefürchteten Purple Man ein umfassendes Geständnis für viele seltsame Morde erhält. Das Problem damit ist aber, dass Jessica und Purple Man eine gemeinsame Vergangenheit haben. Vor vielen Jahren als Jessica im Superheldengeschäft angefangen hatte, fiel sie durch einen dummen Zufall in die Hände dieses Wahnsinnigen, der sie dann acht Monate in seiner Gewalt hatte. Leider ist ihr Verschwinden niemandem aufgefallen, der sie hätte suchen können. In einem Wutanfall schickt er Jessica los um Daredevil zu ermorden, doch dies beschert ihr ein Aufeinandertreffen mit den Avengers und ihrer schmerzhaften Befreiung aus der Kontrolle Purple Mans.
Nun muss sie sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Zuerst muss sie Purple Man im Gefängnis befragen, doch scheinbar nimmt dieser das als Anlass um dort auszubrechen und dort weiterzumachen, wo er vor vielen Jahren aufgehört hat. Jessicas Welt wird erneut in den Grundfesten erschüttert, doch zum Glück hat sie nun Freunde, die ihr helfen können.
Brian Michael Bendis liefert im zweiten Jessica Jones Megaband erneut packende Crime Noir Handlung mit der passenden Prise Superhelden dabei. Dieser Band ist erneut bei Panini erschienen und liefert Comicgenuss in Höchstform. Jessica ist nicht nur eine ehemalige Superheldin sondern hat auch ganz alltägliche Probleme mit denen sie konfrontiert wird. Ihre Sprache ist dabei oft sehr malerisch und auch ihr Lebensstandard ist nicht der typische. Sie betrinkt sich wirklich häufig und hat dabei dann auch wechselnde Liebschaften – wie „Ant Man“ Scott Lang oder „Power Man“ Luke Cage.
Die graphische Umsetzung liegt erneut bei Michael Gaydos, der die widrigen Umstände in Jessicas Leben immer perfekt einfangen kann. Besonders zeichnet sich die Serie für viele Einstellungen aus, in denen zwischen den einzelnen Panels nicht viel passiert und die Haupthandlung durch den inneren Monolog von Jessica stattfindet. Daneben hat Gaydos noch Hilfe von Rick Mays und Mark Bagley erhalten, die sich verantwortlich für die Rückblicksequenzen zeigten. Eine passende Abwechslung, welche die Geschichte wirklich bereichert.
Der „Jessica Jones“ Megaband enthält neben den US-Ausgaben 16 bis 28 der ersten „Alias“ Serie auch noch die Kurzgeschichte aus dem „Marvel 75th Anniversary Edition“. Diese spielt einige Zeit nach dem Ende der eigentlichen Reihe und ist ein passender Abschluss für die Geschichte. Als Bonus bietet der Band noch das „What if Jessica Jones had joied the Avengers?“, welches einen anderen Blick auf das Leben von Jessica wirft. Witzigerweise wird diese „was wäre wenn Geschichte“ von Brian Michael Bendis in einem Diner erzählt, der die Geschichte dort anderen Gästen berichtet.
Wie auch der erste Band ist „Jessica Jones“ sehr gute Comicunterhaltung. Bendis und Gaydos gelingt es den Leser von der ersten Seite an zu fesseln und durch ein geschicktes Erzähltempo und immer nur angedeutete Hinweise den Leser bei der Stange zu halten. Mit „Alias“ hat Bendis erneut bewiesen, dass er nicht umsonst zu einem der größten Autoren des Marvel Universums gehört.