Die ehemalige Superheldin Jessica Jones hat vor geraumer Zeit ihr Kostüm an den Nagel gehangen. Nun verdient sie ihr tägliches Brot als Privatdetektivin mit ihrer Agentur „Alias Investigations“. Schon ihr erster größerer Fall hat es in sich. Eine scheinbar wohlhabende Frau engagiert Jessica um ihre verschwundene Schwester zu finden. Ohne weitere Nachforschungen anzustellen nimmt sie den Job an und merkt gar nicht, wie sie in eine Falle rennt.
Die Frau suchte gar nicht ihre Schwester, sondern eine unliebsame Zeugin, die aus dem Weg geräumt werden musste. Als Bonus erfährt Jessica die bis zu dem Zeitpunkt noch völlig unbekannte Identität von Amerikas größten Superhelden Captain America. Mit sich selbst am Hadern, was sie nun tun soll, rutscht sie immer tiefer in einen Sumpf aus Korruption, dem sie selbst nun erst einmal entkommen muss.
In einem weiteren Fall, wird sie von der Frau von Rick Jones angeheuert, die ihren Mann wiederhaben möchte, der nun schon seit einer Weile vermisst wird. Jessica beginnt auf eher unkonventionelle Art mit der Suche und kauft sich Ricks Buch um es im Park zu lesen. Die Kids die dort Skaten kennen Rick und helfen ihr bei ihrer Suche. Wie sich herausstellt ist Rick nicht ohne Grund von seiner Frau weggelaufen. Da er den Kree-Skrull Krieg beendet hatte, wurde ein kosmisches Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Da er niemanden gefährden möchte und er im Moment ein wenig Streit mit Captain America hat, blieb ihm nur die Flucht.
Im dritten großen Fall des Bandes muss Jessica in eine Kleinstadt um eine vermisste Teenagerin wiederzufinden. Diese wurde angeblich von ihrem Vater ermordet, es gibt aber keine Beweise. Jessica beginnt mit ihrer Suche an der Schule der Vermissten und findet sehr schnell heraus, dass in der Stad Fremdenhass und Vorurteile an der Tagesordnung sind und dass dies alles noch vom Pfarrer in der Kirche geschürt wird. Kein Wunder also, dass die junge Frau weggelaufen ist. Als der Vater in seiner Wohnung ermordet aufgefunden wird findet Jessica die ersten richtigen Hinweise und kommt damit dem Verbleib der Verschwundenen auf die Spur.
Kurz nachdem Starautor Brian Michael Bendis seinen Marvel-Run bei der Daredevil Reihe gestartet hat, wurde mit „Alias“ seine eigene Serie im Haus der Ideen herausgebracht. Die Idee dahinter war recht simple. Eine Superheldin hat keine Lust mehr auf die Strumpfhosen und wird Privatermittlerin. Eigentlich kein Problem, wenn es Jessica Jones im Marvel Universum schon gegeben hätte. Bendis war damals so frech und hat einfach seiner Figur eine Hintergrundgeschichte angedichtet und so getan, als wäre sie schon immer im Marvel Universum dabei gewesen.
Dabei hat er sich eher ungewöhnliche Geschichten für seine Figur ausgedacht. Wie für Bendis typisch ist die Geschichte zwar in kleine Abschnitte unterteilt, ergeben am Ende aber ein großes Ganzes. So ist eine Hintergrundhandlung immer erkennbar, selbst wenn sich diese „nur“ um das Privatleben von Jessica dreht. Eine besonders gute Einbindung in das Marvel Universum besteht bei der Verknüpfung von Bendis Daredevil Serie mit Alias, denn Jessica ist eine der Leibwächterinnen von Matt Murdock.
Die Hauptarbeit bei der grafischen Umsetzung liegt bei Michael Gaydos. Mit dessen Stil konnte ich mich zuerst überhaupt nicht anfreunden, doch im Laufe der Geschichte hat mir seine Arbeit immer besser gefallen. Vor allem die Darstellung von Gesprächen, wenn Jessica einfach nur dasitzt und zuhört, ist wirklich großartig. Darüber hinaus wird Gaydos noch von Bill Sienkiewicz, David Mack und Mark Bagley im letzten Handlungsstrang unterstützt. Eine wirklich interessante Geschichte des ersten Megabandes ist „Ende“, welches in Dialogform zwischen J. Jonah Jameson, Robbie Robertson und Jessica Jones verfasst worden ist, untermalt mit gemäldeartigen Bildern der jeweiligen Szene.
Der erste „Jessica Jones“ Megaband der nun bei Panini erschienen ist, ist wirklich eine gute Sammlung perfekt durchdachter Comicgeschichten. Auch wenn man die Netflix Serie nicht kennt, kann man die Geschichten des Megabands genießen. Jessica ist authentisch mit allen Ecken und Kanten. Sie ist ziemlich unorthodox, sie flucht und manchmal trinkt sie auch einen über den Durst. Ich bin gespannt wie es mit Jessica und Alias weitergehen wird. Bendis hat die Figur nach dem Ende der Serie aber nicht aufgegeben und ihr dann ein Heim im Avengers Tower gegeben.