Mit “Nichts wird sich niemals nirgendwo ändern” veröffentlichte Jan Off kürzlich seinen neuen Roman im Ventil Verlag. Um was es sich dieses Mal dreht? Die Chaostage oder die Vorkriegsjugend sind es nicht. Auch sonst gibt es keine so derben Szenen von Alkohol, Drogen(exzessen) und Sex.
Es dreht sich viel mehr um folgendes:
“Das Sterben im Mittelmeer und in der Wüste, der Rechtsruck in vielen Staaten – vier zornige junge Menschen wollen diesem Wahnsinn nicht länger zusehen und entschließen sich, die Weihnachtstanne auf der Hamburger Binnenalster in Brand zu stecken. Ein Unterfangen, das nicht nur für Herausforderungen in technischer Hinsicht sorgt, sondern auch für reichlich Diskussionsstoff in der Gruppe. Daneben regieren Eifersucht, Eitelkeit und Gier, denn natürlich unterliegen auch die Protagonisten dieses Buches dem ewigen Gesetz, das da lautet: Nichts wird sich niemals nirgendwo ändern.”
Weiter heißt es:
“Ein Roman über Ohnmacht und Selbstermächtigung, Angst und Überwindung, Freundschaft und Verrat.”
Die vier jungen Menschen aus Hamburger fahren des Öfteren auf Demos – gegen die vielen zahlreich vorhandenen und nicht weniger gewordenen Ungerechtigkeiten lokal, national, weltweit. Der Autor ist selbst Wahl-Hamburger und kennt sich demzufolge gut aus in der Hansestadt.
Es ist, vielleicht lag es an meiner eigenen Stimmung, beziehungsweise war nicht einfach zu lesen für mich. Die kursiven Tagebucheinträge haben mich irritiert, verärgert – weil die Reaktion der Person einfach oft sehr uneinsichtig war und selbst Verhaltensweisen zeigte, die ihm bei jemand anderen geärgert haben.
Bei der linken Gruppe ging es mir ähnlich, nur die Gründe für meinen Ärger waren andere. Die Relativierung von “nur Sachbeschädigung” war nur eines von vielen. Ich bin auch nicht die Unschuld vom Lande, habe mich aber noch nie planmäßig daran gesetzt. Ich kann deren Ärger und Frust nachvollziehen aber durch bestimmte Unterhaltungen, Lektüre et cetera so wie meiner persönlichen Einstellung, kann ich die Handlungen nicht immer nachvollziehen. Weder in dem Buch noch im Realen. Da, wo irgendwas beschädigt wird, wird meist auch irgendwer geschädigt. Die Erfahrung zeigt: Man kann Unschuldige nicht heraushalten. Egal, wie sehr man sich bemüht.
Solche Dinge aber auch mein eigenes Wohlbefinden haben es mir schwer gemacht das Buch in Gänze und überhaupt vollständig zu lesen. Es hat daher länger gedauert. Auch, weil ich ab und an andere Printerzeugnisse zwecks Ablenkung vorgezogen habe.
Aber, das Buch passt leider ziemlich gut in dieses Jahr, in dieses Jahrzehnt. Und ich wünschte, ich müsste das nicht schreiben, dass es gut passt, dass es einfach nur ein guter, fiktionaler Roman ohne jeglichen Bezug zum realen Leben ist. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Und am Ende führt Jan Off in “Nichts wird sich niemand nirgendwo ändern” die beiden sehr gegensätzlichen Handlungsstränge über Umwege zusammen.
Wertung: 7,5 von 10