Wir freuen uns euch ein Interview mit ASP präsentieren zu können. Auf interessanten Fragen folgen natürlich auch interessante Antowrten. In welchem Ausmaß dies zutrifft? Nun, davon könnt ihr euch im nachfolgenden Interview selbst überzeugen. Wie immer wünschen wir viel Spaß beim Lesen!
Schweifen wir doch erst einmal ganz weit zurück in die Vergangenheit, um genauer zu sein, ins Jahr 1999. Vor zehn Jahren begann die Ära ASP. Wie hat alles begonnen?
ASP: Eigentlich hat alles mit Frust begonnen. Matze und ich haben ja das Projekt gegründet. Wir hatten vorher schon in verschiedenen anderen Projekten mitgemacht. Das hat aber alles irgendwie nicht so richtig funktioniert. Die Bands, die wir vorher hatten, hatten sich gerade alle aufgelöst und dann wollten wir beide nicht mehr weitermachen. Dieser „Wir-machen-jetzt-keine-Musik-mehr“-Frust ging zwei, drei Tage gut, bis wir dann doch gemerkt haben, dass ein solches Leben nicht für uns vorgesehen ist. Wir haben dann überlegt, ob wir nicht aus dieser Not eine Tugend machen und zusammen etwas probieren sollen.
“Das Zwerk” – so wird das damalige Kellerstudio bezeichnet. Dort entstand die erste CD „Hast Du Mich Vermisst? – Der Schwarze Schmetterling“. Darauf auch der absolute Hit „Und wir tanzten“, welcher dazumal nicht mehr aus dem Clubs wegzudenken war.
Ihr hattet damals darüber nachgedacht, den Song vom Album zu streichen. Warum?
ASP: Bei dem ersten Album ist alles noch ganz frisch, auch die Zusammenarbeit mit den Partnern, die man Gott sei Dank gefunden hat. Da hat man immer das Gefühl, dass man etwas erfüllen und alles ganz genau passen muss. Wir sind auch ganz kurz dem Irrglauben erlegen, dass das Stück zu ungewöhnlich ist und in seinen Extremen nicht auf die Platte passt.
Es war aber eine gute Entscheidung, es trotzdem mit rauf zu nehmen. Nicht nur, weil wir dadurch natürlich „Und wir tanzten“ hatten, sondern auch, weil wir uns diesen Konventionen gar nicht fügen wollten. Wenn uns ein Lied nicht gefällt, dann ist das etwas anderes. Dann wird daran so lange gebastelt, bis es uns gefällt und wir damit zufrieden sind, egal, was die Plattenfirma oder andere Leute davon halten. Wenn ein Song aber toll ist, passt der automatisch zu uns. Es gibt auch kein „Passt nicht zu uns“, denn alles was wir gut finden, ist auch für ASP gut.
Hättet Ihr damals geglaubt, dass ausgerechnet dieser Song solch ein Hit wird und noch heute nicht mehr aus den Clubs wegzudenken ist?
ASP: Man rechnet nie mit Erfolg und Erfolg messen zu wollen, ist unglaublich schwer. Ich denke, dass man sich bei jedem Lied wünscht, dass es erfolgreich ist und, was am Wichtigsten ist, die Leute es gerne hören. Zu wissen, dass das Lied heute noch so vielen Leuten sehr viel bedeutet, ist für mich viel wichtiger, als dass es heute noch regelmäßig in den Clubs läuft. Es ist unbezahlbar und etwas ganz Tolles, dass der Song für viele Leute einen festen Platz in ihrem Plattenschrank und in ihrem Herzen hat. Deswegen machen wir Musik.
Welchen Song würdet ihr neben „Und wir tanzten“ als weiteren größten Erfolg bezeichnen?
ASP: Das ist eine unglaublich schwierige Frage und etwas, das eher andere Leute beantworten können, denke ich.
Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber ich glaube, wir haben verdammt viele gute Songs, auch viele Hits. Sicher ist „Ich will brennen“ immer der am meisten live geforderte Song. Ich glaube aber immer, den größten Hit schreibe ich nächste Woche oder nächstes Jahr. Es ist noch so viel Luft nach oben und gerade bei der neuen Single habe ich ein sehr gutes Gefühl. „Wer sonst“ hat viel Potential und könnte auch ein großer Hit werden. Wir werden sehen.
Nach dem Debütalbum folgten kleine Konzerte. Wie war es damals für euch auf der Bühne zu stehen und wie viele Leute waren bei euren ersten Auftritten dabei?
ASP: Bei den allerersten eigenen Konzerten waren so zwischen 50 und 100 Leute da. Ich halte das heute noch für ein sehr gutes Ergebnis, dass wir damals so viele mobilisieren konnten. Wir haben aber auch viel dafür gemacht. Seither hat sich viel verändert und ein bisschen bin ich darüber auch froh. So schön solch’ eine familiäre Atmosphäre auch ist, so schön ist es aber auch, die Show so zeigen zu dürfen, wie man sie schon immer im Kopf hatte.
Ich bin da auch nicht sonderlich nostalgisch bezüglich der ganz winzigen Konzerte. Da waren einige dabei, die ich heute so nicht noch einmal erleben wollte. Das lag nie an den Leuten, sondern eher an den Veranstaltern, die keine Technik stellen wollten und anderen unangenehmen Dingen. Wenn man die Show nicht so zeigen kann, wie man es vorhatte, hätte man es sich auch sparen können.
Habt ihr vor den Auftritten ausgiebig geprobt?
ASP: Ja, früher haben wir unglaublich viel geprobt. Das lag daran, dass wir „zweischneidig“ geprobt haben: auf der einen Seite viele Bandproben, auf der anderen Seite auch viele Gesangsproben. Durch die vielstimmigen Gesänge, die ich für die Platte immer selbst gemacht habe, mussten wir schon viel üben, damit es live gut rüberkommt. Das könnte man auch von Band laufen lassen, aber das wollten wir lieber nicht machen und das war auch gut so. Ich vermisse es fast ein bisschen, dass wir heute für Gesangsproben nicht mehr so viel Zeit haben.
Erinnern wir uns doch einmal an die malerische Wasserburg Geretzhoven zurück. Dort war dann der erste große Auftritt von euch. Welche Erinnerungen habt ihr daran?
ASP: Das Festival dort wurde von dem damals recht großen Internetmagazin „Gothic World“ veranstaltet. Wir hatten das große Glück, dass der Betreiber dieser Seite uns auf Anhieb ziemlich gut fand und uns anbot, auf diesem Festival zu spielen. Für uns war das damals sehr überraschend, da wir ursprünglich gar nicht live spielen wollten. Das lag an der schlechten Erfahrung, die wir mit den anderen Bands gemacht hatten, bevor wir ASP gründeten. Das Live-Business war furchtbar damals und wir wollten das eigentlich nicht noch einmal. Komischerweise dauerte es nur zehn Minuten uns darauf zu einigen, trotzdem live zu spielen. Das Gefühl auf einer Bühne zu stehen, ist durch nichts aufzuwiegen. Dafür nimmt man auch ganz viel auf sich.
Das Konzert fand dann in einer Scheune bei vollem Tageslicht statt. Das ist das Unschönste, was man als Band machen kann, vor allem, wenn man das Glück hat, dass Einem die Sonne direkt ins Gesicht scheint.
Wie kam dann der Vertrag mit TRISOL zustande?
ASP: Entgegen dem, was damals so üblich war, haben wir von Anfang an auf’s Internet gesetzt und unsere Website so aktuell und ausdrucksstark wie möglich zu machen. Das versuchen wir auch heute noch, aber durch die Vielzahl an Websites ist das nicht mehr so einfach. Damals war es aber anscheinend beeindruckend genug, so dass Alex Storm uns anschrieb.
Verglichen damit, dass wir vorher schon in verschiedenen Projekten jeweils schon zehn Jahre versucht haben, einen Plattenvertrag zu bekommen, war das sehr leicht. Anscheinend funktioniert genau dieses Projekt mit genau diesen Inhalten.
2001 kam dann „:Duett – der Schwarze Schmetterling Teil 2“ heraus. Welche Unterschiede machten sich da für euch in Bezug auf die Arbeit mit eurem neuen Label bemerkbar?
ASP: Zuerst fanden wir es schwierig. Jetzt herrschten die im Musikbusiness üblichen Vorgehensweisen, die wir bei unserem ersten Album noch etwas blauäugig übersehen hatten. Die Plattenfirma wollte damals aufgrund des Erfolges des Debütalbums, sehr schnell ein zweites Album nachschieben. Diese Vorgehensweise hat sich für uns sozusagen als Stolperfalle herauskristallisiert und wir wollten das nie wieder so machen. Ich finde, man hört es dem Album auch an, dass es unglaublich spontan zustande gekommen ist. Andererseits weist es aber auch sehr viel mehr Konzept auf, als das erste Album.
Wann genau fand in euren Augen euer Durchbruch statt?
ASP: Die Antwort darauf lautet eigentlich immer intuitiv: Der kommt hoffentlich noch. Man könnte auch sagen, die erste Platte war der Durchbruch, denn ein Album veröffentlichen zu dürfen, ist der Durchbruch. Ansonsten sage ich auch hier wieder: Erfolg ist sehr, sehr schwer messbar. Ich weiß, dass viele denken, wir hätten alles erreicht, weil wir in der Schwarzen Szene solch’ einen Erfolg haben, aber es ist immer noch nicht so, dass wir uns Häuser oder dicke Autos leisten könnten. Wir stecken jeden Cent in unsere Musik und die Veröffentlichungen, deshalb ist es schwer, die Frage zu beantworten. Wir sind von der Vorstellung, die viele aufgrund unseres Erfolges von uns haben, weit entfernt. Ich denke auch, dass da draußen unglaublich viele Menschen noch darauf warten, ASP entdecken zu dürfen. Ich freue mich immer über Leute, die entdecken, dass Rockmusik auch Tiefgang haben kann und diesen Tiefgang dann auch teilen. Da ist noch soviel Potential vorhanden und wenn wir diese Leute auch noch erreicht haben, dann könnte man davon sprechen, dass wir den Durchbruch wirklich erreicht haben.
Und welche Bands habt ihr damals vergöttert?
ASP: Sisters Of Mercy. Sie zu entdecken war für mich der Schritt in die dunkle Szene. Als ich ihre Musik zum ersten Mal gehört habe, wollte ich sofort alles von denen haben und alles wissen. Das war ein sehr einschneidendes Erlebnis. Da gibt es auch noch andere und die höre ich heute auch immer noch gerne, auch aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Type O Negative z. B. ist auch so eine Band, die etwas in mir verändert hat. Musik, die so essentiell wichtig ist, verliert auch nicht an Wert.
In den letzten Jahren wurden ASP immer größer, wie hast du den “Aufstieg” erlebt?
ASP: Arbeitsam. Nichts, von dem, was wir erreicht haben, wurde uns in irgendeiner Form geschenkt. Wir haben uns immer durchbeißen müssen und versucht, das ohne ausgefahrene Ellbogen zu tun. Das war uns sehr wichtig. Wenn man die Ellbogen allerdings nicht benutzt, muss man sich anders beweisen, was schwieriger ist. Wir haben versucht, uns nicht auffressen zu lassen, aber das war sehr Kräfte raubend. Wir merken das in Verspätung eigentlich erst jetzt. Wir sind ungelogen eine unfassbar hart arbeitende Band. Dass wir das noch schaffen, ohne unsere familiäre Struktur aufgeben zu müssen, ist sehr, sehr aufreibend. Da muss man in die Vorgehensweisen viel mehr investieren und sich jeden Tag hinterfragen. Ich denke, wir wurden aber auch dafür belohnt, dass wir uns nicht verkauft haben.
Okay, soviel zur Entstehungsgeschichte von ASP. Kehren wir doch einmal in die Gegenwart zurück. Jetzt sitzen wir hier und plaudern. Ihr habt dieses Jahr euer 10jähriges Jubiläum. Was bedeutet das für euch?
ASP: Wir versuchen das durch viele kleine Aktionen mit den Leuten zu feiern, die uns in den letzten zehn Jahren begleitet haben. Wir haben kein großes Fest gemacht. Das Geld wollten wir lieber in ein paar schöne Dinge für unsere Fans investieren. Zum Beispiel gibt es eine History auf unserer Homepage, mit der man alles noch einmal im Monatstakt nach- und miterleben kann. Da gibt es zu jedem Jahr auch ein kleines Sonderangebot. Zehn Jahre sind auch eine unfassbar lange Zeit in der Branche. Laut einer Statistik überleben 95% aller Bands das dritte Jahr nicht. Da ist dieses Jubiläum natürlich ein Grund für uns zum Feiern und auch ein Grund, uns zu hinterfragen. Wir feiern das natürlich auch live. Wir haben fast jedes Angebot für ein Konzert angenommen. Der Kontakt zu den Fans war uns da sehr wichtig. Das ist aber etwas, das sicherlich nicht jedes Jahr geht, da man kaum mehr aus dem Stress raus kommt. Trotzdem war es auch unglaublich schön. Wir waren oft Headliner und durften alles zeigen, was wir immer zeigen wollten. Wir haben tolle Leute im Team. Das alles hinterlässt ein sehr gutes Gefühl. Trotz der ansteigenden Zahl der Kritiker kriegen wir von den Fans so viel zurück, dass wir uns auch belohnt fühlen.
Am 02. Oktober erscheint die Doppel-Single „Wer Sonst?/Im Märchenland“. Wie lange haben die Arbeiten daran gedauert?
ASP: Das ist schwer zu sagen. Man kann nie genau sagen, wann die Idee entstand. Nach der letzten Tour haben wir relativ schnell mit den Arbeiten für die DVD, die Blue-ray und das 3-fach Album von der Tour begonnen. Obwohl wir Profis um uns herum hatten, wurde uns klar, dass wir mit diesen Arbeiten nicht so fertig werden, wie geplant. Da war es auch unklar, ob es dieses Jahr überhaupt neue Songs von uns geben kann. Aber trotz all dem Stress will so ein Song manchmal einfach raus. Wenn man die Idee dann hat, kann man nicht mehr aufhören. Wir haben uns dann irgendwann, statt für ein Album, für diese Double-Feature-Single entschieden. Diese zwei Songs mussten einfach passieren.
Worin besteht der Unterschied zur Standard-Version und der limitierten Ausführung?
ASP: Beide Versionen sind in Bezug auf das Audiomaterial und die Gestaltung gleich. Ich wollte aber der limitierten Version noch etwas ganz Besonderes beifügen. So besteht der Unterschied eigentlich nur in einem 30-seitigen Comic, das in das 42-seitige Booklet eingebunden ist.
Auf wie viele ist das gute Stück denn limitiert?
ASP: 3000. Das ist im Vergleich zur ganzen Welt wenig.
Bekommt man das Comic auch an anderen Orten, außer im Shop und sind weitere geplant?
ASP: Wir versuchen natürlich so viele Exemplare wie möglich für den eigenen Shop zu bekommen. Die normale sowie die limitierte Edition sind aber beide auch in jedem Laden vorbestellbar. Wenn alles gut geht, sind auch weitere Comics geplant. Das Werk, das der limitierten Version beiliegt, heißt „Johann Salamander und der Fall Alice“. Ich habe mir vorgenommen, für jeden Band mit einem anderen Zeichner zusammen zu arbeiten. Mein Hauptaugenmerk liegt ganz klar bei ASP, aber ich möchte mich auch in dieser Richtung weiter verwirklichen.
Das Originalskript stammt von dir, ASP, die finale Umsetzung machte dann Ingo Römling. Wie hast du reagiert, als du deine Ideen umgesetzt final vor Augen hattest?
ASP: Ich war ziemlich überwältigt. Ich weiß, wie unglaublich hart es war, diese Arbeit in dieser Geschwindigkeit zu machen und bin von dem ersten Eindruck unglaublich begeistert. Die Farben sind brillant geworden und die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet. Ich bin sehr stolz, was am Ende dabei herausgekommen ist und unglaublich gespannt, wie die Resonanz darauf sein wird.
Wie viele Comics gibt es insgesamt aus der Feder von ASP?
ASP: Das ist schwer zu sagen. In den 1990ern habe ich zusammen mit einem Zeichner mehrere Bände bei einem Verlag namens „Comic Plus“ und ein Album bei „Carlsen Comics“ veröffentlicht. Dann wurde lange nichts mehr veröffentlicht, aber aufgehört, Szenarios zu entwerfen, habe ich eigentlich nie. Mit Ingo Römling habe ich dann lange Zeit an einem Vampir-Comic gearbeitet, der aber aus verschiedenen Gründen nicht fertig gestellt werden konnte. Seit zwei Jahren arbeite ich aber auch regelmäßig an einer „Funny Comic Serie“ im Stil eines Zeitungs-Strips. Da hoffe ich noch darauf, dass das Buch auch veröffentlicht wird, das ist derzeit noch unklar.
Sind für dich Comics Kunst oder “zwischendurch Literatur”?
ASP: Das ist ungefähr so, als würde man fragen ob Popmusik Kommerz ist. Es gibt beides in verschiedenen Abstufungen. Per Definition sind Comics Kunst. Es ist schade, dass Deutschland betreffend der Comic-Kultur zurückhängt und erst jetzt so richtig dieses Thema entdeckt.
Ok, kommen wir noch kurz zur Trackliste. Es haben ja namhafte Künstler wie „Das letzte Einhorn“ von In Extremo oder auch Clan Of Xymox und Project Pitchfork Hand, Mund und Ohr angelegt. Was gibt es darüber zu berichten?
ASP: Die zwei Remixe von Clan Of Xymox und Project Pitchfork sind über unsere Plattenfirma zustande gekommen. Es ist sehr schön, dass auf unserem Label auch andere gute Bands sind und ich habe mich sehr gefreut, als Alex uns dann diese zwei vorgeschlagen hat. Micha von In Extremo kenne ich schon länger. Seine Bodenständigkeit und dieses schöne kollegiale Miteinander hat mir so gut gefallen, dass ich ihn bitten wollte, bei „Zaubererbruder“ mit zu singen. Das hatte damals aus Zeitgründen leider nicht geklappt, sodass ich ihn jetzt wieder fragte. Er hat begeistert zugesagt und daraus ist eine sehr schöne Zusammenarbeit geworden. Für mich war das eine richtig gute Erfahrung.
Bei Zaubererbruder hattet Ihr dann den Eric Fish zu Gast, statt Micha. Ist Eric eingesprungen?
ASP: Nein, er ist nicht eingesprungen. Eric war auch schon viel früher mit dabei. Wir hatten den Song schon einmal 2006 zusammen aufgenommen. Damals war das Drehbuch aber nicht ganz klar, die Rollen waren falsch verteilt, sodass wir den Song noch einmal aufnehmen mussten. Von Vornherein stand jedenfalls fest, dass ich ihn unbedingt wieder dabei haben möchte.
Da erübrigt sich eigentlich die Fanfrage, ob der Einsatz von Eric Fish statt Micha Zufall oder Berechnung war…
ASP: Was auch immer das suggerieren soll. Ich glaube, die meisten Leute halten mittlerweile alles, was ASP machen, für eine Werbeaktion. Zwischen In Extremo und Subway To Sally herrschen Unstimmigkeiten. Es ist aber tatsächlich so, dass mir das egal ist. Ich mag beide und hab beide blauäugig gefragt. Dass ich damit fast einen kleinen Skandal heraufbeschworen hätte, wären sie beide auf dem gleichen Album war mir nicht klar. Ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Es hat sich auch keiner der beiden bisher bei mir beschwert, dass ich mit dem anderen gearbeitet habe. Da sind beide erwachsen und erfolgreich genug, um mir da keinen Vorwurf zu machen.
Sind weitere Zusammenarbeiten mit Eric Fish geplant?
ASP: Konkret sind keine Zusammenarbeiten geplant. Es würde mich freuen, wenn wir uns einmal wieder privat treffen würden, um uns gegenseitig auf der Gitarre etwas vorzuspielen, aber für die Öffentlichkeit ist da nichts geplant.
Auch gibt es zwei Coversongs auf die Ohren. Was hat euch denn an Trio und The Cult so fasziniert, dass ihr diese Songs gecovert habt?
ASP: The Cult ist ganz klar eine Band, die für mich zu den ganz großen Vorreitern dieser Musikrichtung gehören und die ich auch schon seit vielen Jahren höre. Genau dieses Lied wollten wir seit vielen Jahren schon ausprobieren. Eigentlich mögen wir aber keine Coversongs auf unseren Alben, da sie nicht gut zum Gesamtkonzept passen. Von daher war es schwierig, es einmal mit rauf zu nehmen. Für die Single war es aber wie dafür gemacht. Das Original ist auch so stark, sodass es unglaublich aufwendig war, daran zu arbeiten und es sehr schwer war, so einem Song noch eins draufzusetzen.
Der Song von Trio kursiert bei uns eigentlich seit vielen Jahren schon als Witz. Immer wenn etwas schief ging, sagt Jemand: „Kummer!“ Irgendwann blieb und gar nichts anderes übrig, als den Song zu machen. Wir haben auch etwas ganz anderes daraus gemacht, als Trio. Ich weiß nicht, ob uns das so ganz gelungen ist, aber wir haben sie so düster und traurig hinbekommen, dass da niemand mehr sagen kann, wir wären keine Gothic-Band.
Da wir gerade von dem Stück „Kummer“ sprechen. Es ist im „Katzenjammer Langschnitt“. Was hat es mit dem „Katzenjammer Langschnitt“ auf sich?
ASP: Ich bin ja mit diesen Platten aufgewachsen, die auf der B-Seite eine quasi 15-minütige andere Version der gekauften Single drauf hatten. So eine typische 80er Jahre Maxi Version wollten Matze und ich immer schon einmal machen. Heraus kam der Langschnitt von Kummer für alle, die noch ein bisschen extra Traurigkeit vertragen können.
Uuuund, es gibt noch ein Video auf der Doppel-Single. Der Song „Wer sonst?“ wurde live auf dem Blackfield Festival dieses Jahres aufgenommen. Ihr habt ihn also schon einmal live vorgetragen. Wie kam er denn beim Publikum an?
ASP: Ich hatte das Gefühl, dass die Leute auf dem Blackfield Festival sowieso sehr ASP-freundlich eingestellt sind. Das war für uns auch ein ganz wunderschönes Festival und ein unvergessliches Erlebnis. Ich hatte mich nach dem Song wirklich gefragt, ob nicht doch schon etwas von dem Song nach draußen gesickert ist, denn die Leute haben getan, als würden sie das Lied schon seit Jahren kennen. Sie haben mitgefeiert wie bei allen anderen Songs und sogar mitgesungen. Mich hat der Song bei den Proben schon so stark berührt, das war live dann noch viel intensiver und ich war bei der Premiere unglaublich nervös. Durch den Enthusiasmus der Fans war das alles aber wie weggeblasen dann. Diese Premiere war ein tolles Erlebnis.
Noch eine Frage zur kommenden Veröffentlichung: Was bedeutet für euch der Spruch „Rückgrat zeigen“ und welchen Bezug hat er zur Doppel-Single.
ASP: Da gibt es wie so oft mehrere Deutungsmöglichkeiten, die ich auch nicht alle verraten möchte. „Wer sonst“ ist auf jeden Fall ein Lied mit eindeutig gesellschaftskritischer Aussage. Durch die Geschichten, die wir mit ASP erlebt haben und auch allgemein habe ich mich oft schon einmal gefragt, ob sich das alles überhaupt lohnt. „Wer sonst“ gibt darauf eine positive Antwort. Es lohnt sich immer, wenn man etwas macht, das die Welt ein kleines bisschen verändern kann. Das schafft man aber nur, wenn man Rückgrat zeigt und sich gegen diese „Brot und Spiele“-Mentalität der heutigen Gesellschaft auflehnt und das verändern will.
Begleitend zu dieser Doppel-Single gibt es ja auch eine ausgiebige Tour. Mich interessiert nun, was uns für die Club-Tournee im Herbst so erwartet?
ASP: Im Prinzip dasselbe wie immer. Wir werden wie immer alles geben und haben auch wieder unglaublich gute Leute dabei, die dafür sorgen werden, dass der Gesamtabend schön wird. Es gibt aber auch viele neue Songs. Wir werden natürlich Songs von der Single spielen, aber auch Songs von dem „Zaubererbruder“-Album. Dazu gab es ja noch nie eine Rocktour. Da werden wir einiges zum ersten Mal live spielen. Andere Sachen werden wir auch in anderen Versionen spielen. Ich denke, es wird eine gelungene Mischung aus Ungewohntem und Hits, die jeder hören möchte.
Wird es auch noch einmal ein Unplugged-Konzert geben?
ASP: Zu 100% wird es das geben. Genaueres kann ich dazu aber noch nicht sagen, da noch nichts in trockenen Tüchern ist. Die anstehende Tour ist erst einmal vorrangig, aber das ist auf jeden Fall geplant.
Geplant ist also eine ausgiebige Tour durch Deutschland (abgesehen von Zürich und Wien). Bekommt man euch im Ausland auch noch zu Gesicht im Laufe der nächsten Monate?
ASP: Nein. Was Ausland angeht, haben wir uns viele Jahre bemüht, aber immer mit wenig Resonanz. Deutschsprachige Musik ist zwar sehr beliebt, aber die Veranstalter wollen immer gerne ein volles Haus haben. Das haben sie mit ASP sicherlich nicht. Wir haben da im Moment sowieso auch nicht das Geld für.
Wie schafft man es nach so einer grandiosen Akustiktour, die noch gar nicht so lange zurück liegt, nach so kurzer Zeit wieder eine komplette Tour zu machen?
ASP: Die Tour ist aber schon ein Jahr her. Früher haben wir jedes Frühjahr und jeden Herbst eine Tour gemacht. Das war dieses Jahr nicht so wegen der DVD und wird nächstes Jahr auch nicht so sein. Dieser Jahresabstand ist auch schon fast zu lang für uns. Wir wollen ja live spielen. Zum Glück gab es die vielen Festivals.
In letzter Zeit spielt ihr immer öfter auf Metal Festivals. Wie kam es dazu, wie waren die Reaktionen nach den Gigs?
ASP: Wir wollten schon immer szeneübergreifend auf Festivals spielen. Manche finden es schrecklich, wenn auf einem Metal-Festival auf einmal so komische Typen wie ASP auftauchen. Aber auch wir verstehen zu rocken und die meisten nehmen das nach anfänglicher Skepsis auch sehr gut auf. Wir haben da sehr schöne Erlebnisse. Wacken zum Beispiel war sehr beeindruckend. Dieses Jahr haben wir auch auf dem Deichbrand-Festival gespielt, welches ja ein klassisches Pop-Rock-Festival, also sehr übergreifend ist. Da kannten uns vielleicht acht Leute, aber 8000 haben zu unserer Musik gefeiert. Das war einfach toll.
Da wir gerade von Auftritten sprechen. Ihr habt ja dieses Jahr auf dem WGT gespielt. Danach gab es einen öffentlichen Brief an die Veranstalter, die Nazi-Symbolik auf den Obsorgekarten betreffend. Hat sich diese Problematik mittlerweile geklärt oder muss Leipzig in Zukunft auf euch verzichten?
ASP: Nein, das hat sich nicht geklärt. Wir haben bis heute auch keine zufrieden stellende Antwort bekommen. Deshalb wird man bis dahin auf uns ganz klar verzichten müssen. Wir haben versucht, eine Klärung diesbezüglich zu erreichen. Teile dieser Firma waren durchaus bereit, mit uns darüber zu sprechen, aber es wurde nicht zu unserer Zufriedenheit geklärt. Für uns geht das einfach nicht. Wir wollen nicht unter einem Dach spielen, wo eine solche, auch bewusst eingesetzte Symbolik verwendet wird.
Mal etwas anderes. ASP, könntest du dir auch einmal vorstellen, mit dem Grafen von Unheilig ein gemeinsames Projekt zu starten?
ASP: Mit dem Grafen von Unheilig kann ich mir unglaublich viel vorstellen. Wir kennen uns schon viele Jahre und waren beide Vorgruppe für L’Ame Immortelle damals. Wir haben uns so gut verstanden, dass ich gar nicht weiß, wieso wir nicht schon lange etwas zusammen gemacht haben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir beide so viel zu tun haben. Ich weiß auch nicht wirklich, ob wir musikalisch zusammen passen würden, das könnte man aber sicherlich einmal ausprobieren. Das wäre sicherlich nicht leicht, aber von der Sympathie her würde ich das auf jeden Fall mal machen wollen.
Und wie schaut es aus mit weiblichen Gastmusikerinnen? Wäre so etwas auch einmal denkbar?
ASP: Auf der „Zaubererbruder“ hatten wir eine Gastsängerin von Faun. Ich hatte sie direkt gefragt, weil mir ihre Stimme so gefiel. Das ist ein wunderschönes Lied geworden. Weibliche Gastmusiker haben wir auch immer wieder. Elli, z. B., die Geige spielt und auf der Unplugged Tour mit dabei war.
Was inspiriert euch beim Schreiben der Texte und der Songs?
ASP: Die Frage bereitet mir immer schon Probleme, da oft eine konkrete Antwort darauf gewünscht wird und diese kann ich nicht geben. Mich inspiriert alles, was um mich herum ist, am meisten aber sicherlich ein weißes Blatt Papier. Diese Leere ertrage ich nicht, die muss gefüllt werden.
Eine „eingereichte“ Frage befasst sich mit dem Song „Ich will brennen“. Dieser ist ja eigentlich eine Aktion und Petition gegen die geplante Novellierung des Urheberrechts hinsichtlich des Verbots von Privatkopien. Ist dieser Hintergrund bei Euren Fans eigentlich auch so angekommen oder ging er in dem doch sehr eingänglichen und mitreißendem Sound unter, denn in der Art ist dieser Song ja eher ein Tanzflächen-Sound.
ASP: Es ist ja völlig in Ordnung, zu einem Song auch einfach nur zu tanzen, Spaß zu haben. Ich habe den Song ja nicht explizit wegen der Novellierung des Urheberrechts geschrieben, sondern eher aus einer persönlichen Erfahrung heraus. Im Nachhinein passte der Song aber sehr gut zu diesem Thema, das wir gerade entdeckten. Es kam schon bei den Leuten an, wobei viele den Unterschied zwischen einer Sicherungskopie und einer Raubkopie nicht verstanden haben. Das wollten wir mit dem Song nicht ausdrücken. Wir wollten nur eine Aufmerksamkeit dafür erreichen, dass es diesen Unterschied gibt. Leute, die sich Kopien von gekauftem Material machen, sind doch keine Verbrecher.
Jede Band klagt heute über das Internet und illegale Downloads. Doch statt zu meckern setzt ihr auf hochwertige Digipacks. Zahlt sich diese Politik aus?
ASP: Es ist zunächst schon mal schön, wenn sich unser kreatives Interesse mit dem der Plattenfirma deckt, nämlich mit Hilfe schöner Verpackung, Alben zu verkaufen. Diese positive Entwicklung muss man anerkennen. Für die Hörer zahlt es sich auch aus und viele erkennen den kreativen Wert. Im Laden wird man schwer limitierte Scheiben finden. Durch das meist außergewöhnliche Format passen die nicht in die normierten Fächer. Das stärkt z. B. Indie-Mailorder.
Die Rechnung geht aber nicht auf, nein. Für diese Artworks, die wir machen, investieren wir mehr, als wir daran verdienen. Dazu braucht es auch Mut und den Glauben an das Projekt. Ob wir diese Entwicklung des Downloads aber dadurch stoppen können, bezweifle ich. Vielleicht kann man aber dieses haptische Erlebnis, eine CD zu kaufen, solange aufrechterhalten, bis jemand neue Ideen für die Verbreitung von Musik hat. Viele sagen, die Musik ist das Wichtigste und befürworten daher den Download. Das Gesamterlebnis aber, während eines Songs in einem wunderschönen Booklet zu stöbern und das zur Musik passende Artwork zu erleben, kann man nicht downloaden.
Die Krabat-Lieder-Reihe ist ja nun leider zu Ende, in welches fantastische Märchenland werden wir als nächstes von euch entführt?
ASP: Zunächst einmal gibt es ja die Single. Darauf kann man schon einige Hinweise finden, deren Richtung ich noch gar nicht verraten möchte. Ich sage nur eins: Es wird düster werden. Ich möchte auch auf dem nächsten Album alles, das wir in den letzten zehn Jahren gut gemacht haben, verwirklicht sehen. Das nächste Album soll das beste Album aller Zeiten werden. Die Welt, in der es spielt, sollen die Leute erst beim Auspacken und Anhören entdecken.
Was haben Schmetterlinge in eurem Leben für eine Bedeutung, begleiten sie ASP ja bekanntlicher Weise von Anfang an?
ASP: Die Assoziation, die man durch das Beobachten von Schmetterlingen bekommt, ist die einer Leichtigkeit, die man sich für sich selbst wünscht. Zum anderen ist es die Chance auf eine Metamorphose. Dieses Bild der Verwandlung ist für mich unglaublich kraftvoll und gibt mir viel Hoffnung. Man verwandelt sich im Leben ja immer wieder. Es gibt nie einen Endpunkt, sondern immer wieder die Chance auf Veränderung.
Vielen Dank für das Interview und eure Zeit! Viel Spaß und viel Erfolg auf der Tour und natürlich auch mit der kommenden Veröffentlichung „Wer sonst? / Im Märchenland“. Hast du noch ein paar abschließende Worte oder einen Leitspruch für all die Fanscharen da draußen?
ASP: Rückgrat zeigen!