Kinder berühmter Eltern haben es immer schwer, wenn sie etwas Eigenes machen wollen. Entweder sie werden immer mit ihrer berühmten Mutter oder ihrem berühmten Vater verglichen, oder sie erhalten so viele Vorschusslorbeeren, dass es schon vom Beginn an zum Scheitern verurteilt ist, oder sie suchen sich etwas ganz anderes und fangen etwas ganz neues mit ihrem Namen an.
Problematisch wird es aber auch, wenn eines deiner Elternteile die Musikgeschichte so drastisch verändert hat, dass eigentlich alles was danach kommt nur mit den Werken deiner Eltern gemessen werden kann. Die Rede ist hierbei von „The Beatles“, die für eine völlige Neugestaltung der Kunstform Musik gesorgt haben. John, Paul, George und Ringo standen für die große britische Revolution und haben viele Bands, die nach ihnen gekommen sind motiviert Musik zu machen. Dazu gehören teilweise auch die eigenen Kinder mit der Ausnahme von Stella McCartney, die eine erfolgreiche Modedesignerin ist. Julian Lennon hat in den 1980ern einige Erfolge feiern können und ist bis heute immer noch musikalisch aktiv. Sein Halbbruder Sean hatte dann seinen Durchbruch in den 1990ern als er sogar mal als Ersatzbeatle für seinen Vater gehandelt wurde und ist seitdem mit vielen Projekten unterwegs. Zak Starkey ist ein erfolgreicher Schlagzeuger, der in die Fußspuren seines Vaters tritt.
So auch Dhani Harrison, der Sohn von George und Olivia Harrison, der schon seit seiner Kindheit zusammen mit seinem Vater Musik gemacht hat. Nach verschiedensten Gruppierungen im Bereich Rock (unter anderem Thenewno2 und Fistful of Mercy) erscheint nun das erste Soloalbum des Künstlers, auf dem er aber völlig andere Töne als die bisher von ihm bekannten einschlägt.
Das Album beginnt sehr ruhig mit „Never Know“ bei dem der Musiker aber schon viele Musikstile vermischt und auch Einflüsse indischer Musik zu hören sind, für die vor allem auch sein Vater bekannt war.
Schon der zweite Song „#WarOnFalse“ bietet ein völlig anderes Klangspektrum. Die Musik und auch der Gesang sind viel experimenteller und vor allem viel abwechslungsreicher. Harrison bietet ein düsteres Industrial Kunstwerk, welches passend zum Titel ist.
Wenn man dachte, dass man jetzt den Stil des Albums gehört hat, dann hat man sich deutlich getäuscht. „Úlfur Resurrection“ ist immer noch ein recht düsterer Song, ist aber nicht mehr ganz so hart wie sein Vorgänger. Die Musik ist immer noch bedrückend, der Gesang ist aber eher hell und melodisch, bis dann im Refrain mit Verzerrern gearbeitet wird und dadurch eine eher überirdische Klangmelodie entsteht.
Nach dem eher nachdenklichen „Downtown Tigers“ folgt mit „London Water“ der längste Song des Albums. Für diesen Song hat er mit Mereki weibliche Unterstützung bekommen, die nicht nur wie vorher nur als Zweitstimme fungiert, sondern auch aktiv den Song mitsteuert. Ein düsteres Meisterstück, welches zwischen den Ruhepausen des tropfenden Wassers sehr krasse und starke Höhepunkte hat.
„Summertime Police“ ist wieder düster nachdenklich, bevor er dann im Refrain wieder härter wird, dabei aber die Grundstimmung nicht aus den Augen verliert. Dem folgt „Poseidon (Keep me Safe)“ welches etwas völlig anderes als die bisherigen Songs sind. Musikalisch ein wenig an die 1980er Jahre erinnernd, gesanglich eine ungewöhnliche Mischung zwischen hohem Gesang von Harrison und Mereki, die den Gegenpart und die Ergänzung zu seiner Stimme darstellt.
Nach „The Light under the Door“ und der Singleauskopplung „All about Waiting“ folgt mit “Admiral of Upside Down” auch der letzte Song des Albums. Dieser erinnert wirklich sehr an die Arbeiten von George Harrison und ist ein krasses Gegenstück zu den übrigen Songs des Albums. Harrison nutzt hierbei fast nur die Gitarre und verlässt sich bei der Melodie fast ausschließlich auf seinen Gesang, der zwar mit Hall unterlegt ist, sonst aber unverzerrt bleibt. Ein würdiger Abschluss für dieses Album, da man hiermit nach einem abwechslungsreichen Album wirklich gut runterkommen kann.
Mit „In///Parallel“ hat Dhani Harrison erneut bewiesen, dass es nicht nur der Name des Vaters macht, sondern auch eigene Innovationen. Das Album ist sehr abwechslungsreich und zeichnet sich durch die unterschiedlichsten Musikstile aus. Mir persönlich ist es streckenweise zu elektronisch, was aber auch gleichzeitig den Reiz dieses Albums ausmacht. Harrison hat hiermit gezeigt, dass er auch als Solokünstler unglaublich innovative und vor allem facettenreiche Musik erschaffen kann.