Wir schreiben das Jahr 2023 und bald ist die Hamburger Band Fettes Brot „History“. Nach 30 Jahren ist es dann bald vorbei mit der Band und die Bandmitglieder widmen sich anderen Projekten. Vorher gibt es aber noch eine große Sause mit vielen Konzerten und einem Abschiedsauftritt in Hamburg.
Um diesen Abschied noch einmal gebührend zu feiern und um ihren Fans noch einmal einen guten Querschnitt durch ihre Schaffenszeit zu präsentieren, gibt es nicht nur eine große Tour, sondern mit „History“ auch das erste Greatest Hits Album der Band.
In zehn Tracks zeigen König Boris, Doktor Renz und Björn Beton hier noch einmal was die Band ausgemacht hat und bis zur Trennung immer noch ausmachen wird. Verdammt gute und unglaublich abwechslungsreiche Musik.
Das merkt man schon beim ersten Song den die Band vor vielen Jahren mit dem Musiker Pascal Finkenauer aufgenommen hat. „An Tagen wie diesen“ ist ein starker Song, der zwischen den Rap Anteilen der drei Hauptmusiker und dem gesungenen Refrain von Finkenauer hin und her wechselt. Auch wenn der Song jetzt schon fast 20 Jahre alt ist, hat er immer noch nichts an seiner Brisanz verloren und ist leider aktueller denn je.
Der zweite Song führt uns Hörer mit Funkmusik in die Welt der elektronischen Erotik. Mit „Bettina…zieh dir bitte etwas an“ hat die Band zusammen mit Modeselektor in lustiger und sehr eingänglicher Weise auf die Gefahren der Internetpornographie hingewiesen. Aufhänger dafür war eine Quizsendung, bei der die Moderatorinnen hauptsächlich nackt ihre Fragen gestellt haben und so dem vor allem männlichen Publikum das Geld aus der Tasche gezogen haben.
„Da draußen“ war im Jahre 2000 die offizielle Rückmeldung der Band und Titeltrack der Compilation „Fettes Brot…für die Welt“. Neben B-Seiten und Samplerbeiträgen war dies damals das einzige richtig neue Stück. Dieses hat noch einmal gezeigt, was die Band ausmacht – hervorragende Reime, ein „Monsterbass“ wie es in der langen Version heißt und drei gute Rapper, die sich in den einzelnen Strophen nichts schenken.
Es hört bei „History“ gar nicht mehr auf mit guten Songs, denn schon folgt mit „Schwule Mädchen“ der Angriff auf den typischen deutschen Gangsterrap. In dieser guten Laune Hymne outen sich die Brote ganz offen dazu, dass sie definitiv nicht zu diesen Personen dazugehören und bewusst genau das darstellen, was die Gangsterrapper verachten.
Mit dem fünften Song kommt dann der Song, mit dem für mich alles mit Fettes Brot angefangen hat. „Jein“ aus dem Jahre 1996 hat damals ein ganzen Genre geprägt. Die Mischung zwischen Geschichte und dem Refrain mit den Bläsern ist wirklich phänomenal. Durch diesen Song ist die Band dann auch komplett im Mainstream bei den MTViva Zuschauern gelandet.
Davor gab es zwar auch schon die Hymne des Nordens, doch „Nordisch by Nature“ war ein wenig zu spezifisch für Hörer, die nicht unbedingt aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern oder dem oberen Teil von Niedersachsen gekommen sind. Im Nachhinein betrachtet hat der Song aber alles, was ein erfolgreicher Song benötigt. Ein guter und eingängier Refrain, gut durchdachte Strophen, passende Gastmusiker (die selbst auf dem Sprung zum Erfolg waren) und ein cooler Sound. Noch heute wird dieser Song auf jedem Konzert gefordert und die Fans sind enttäuscht, wenn es ihn mal nicht geben sollte.
Nach „Erdbeben“ und viel Popogewackel, gibt es mit „The Großer“ den einzigen Song, der nicht von allen drei Mitgliedern der Band abwechselnd gesungen wird, sondern nur von König Boris. Dieser Song ist die deutsche Adaption von Steve Millers „The Joker“. Vor allem das Video dazu auf dem Hamburger Dom ist legendär.
Von den auf „History“ enthaltenen Songs war „Emanuela“ der größte Charterfolg mit einem Platz 3 in Deutschland. Verdient, denn es ist einer der Songs, die einem schon nach dem ersten Hören den ganzen Tag im Ohr hängen bleiben. Das Intro ist einzigartig und der Beat ist sehr gut. Dazu die Neuerung in der Ausrichtung der Band, die neben Rap hier auch richtige Gesangsparts genutzt haben.
Den Abschluss macht „Echo“ vom „3 is ne Party“ Album. Meiner Meinung nach ein guter Abschluss, denn das ist genau das, was uns von Fettes Brot auf ewig bleiben wird.
„History“ ist ein gelungenes Greatest Hits Album. Als Fan hätte an sich bestimmt noch das ein oder andere Lied mehr gewünscht, doch mit diesen zehn Songs hat die Band einen guten Überblick über ihre Schaffenszeit geliefert.
Auch wenn ich kein Fan der ersten Stunde war, werden mir die Jungs von Fettes Brot als Band fehlen. Wem es genauso geht, der kann sich mit diesem Album noch einmal die größten Erfolge nach Hause holen, auch wenn ich mir persönlich ein paar mehr Songs gewünscht hätte.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten