Das Dorf Iping ist immer noch in hellem Aufruhr. Der Unsichtbare ist auf freiem Fuß und tyrannisiert die Dorfbewohner. Nachdem er von einem Polizisten angeschossen worden ist, ist er nun auf der Suche nach medizinischer Hilfe. Diese findet er beim Landarzt Dr. Kemp, mit dem der Unsichtbare scheinbar studiert hat. Nach kurzer Behandlung beginnt er Kemp zu erzählen wer er ist und wie er zum Unsichtbaren geworden ist.
Das Erste ist ganz einfach. Sein Name ist Griffin und er war mit Kemp auf dem University College. Dort war Griffin vor allem für sein Aussehen bekannt, da er vor seinem „Verschwinden“ der einzige Albino mit roten Augen am College war. Das zweite ist etwas schwieriger, da er dort tief in die Chemie und Physik gehen muss, um dies auch wirklich begreiflich zu machen. Nach mehreren Versuchen und einer immensen Menge an Geld ist es ihm gelungen eine Katze verschwinden zu lassen. Da seine Gläubiger und vor allem seine Vermieter aber kein Nachsehen mit ihm haben und ihm ans Leder wollen, nutzt er sein Wissen um sich selbst unsichtbar zu machen und mit seinen Forschungsnotizen in die Nacht zu verschwinden.
Dort lernt er leider auch das Schattendasein seines Zustands kennen, Seine Kleidung ist nicht unsichtbar geworden und er selbst ist auch immer noch anfällig für ganz gewöhnliche Krankheiten. So kommt es auch, dass er sich nach kurzer Zeit auf den gerade verschneiten Straßen unterkühlt hat und sich daher auch einen Schnupfen einfängt. Doch der unsichtbare Körper hat auch gewisse Vorteile, so dass er ungesehen in ein Kaufhaus gehen und sich dort die lebenswichtigen Materialien besorgen kann. Danach ist alles weitere Geschichte…
Nach dieser längeren Ausführung erklärt Griffin seine weiteren Pläne, was Kemp nur zeigt, wie wahnsinnig sein alter Studienkollege ist. Griffin möchte die Macht in England übernehmen und dort mit eiserner Hand regieren. Bevor es aber so weit kommen kann alarmiert Kemp aber die Behörden, die eine erbarmungslose Jagd auf den Unsichtbaren machen. Natürlich ist dies nicht ganz so einfach, so dass man zu drastischeren Mitteln greifen muss, um Griffin aufzuhalten.
Der sechste Band der H.G. Wells Reihe enthält den zweiten Teil von „Der Unsichtbare“. Dieses ist eine weitere typische H.G. Wells Geschichte in der die Wissenschaft wieder für etwas gesorgt hat, was die Welt verändert. Dieses aber nicht zu ihrem Vorteil, sondern durch die gravierenden Veränderungen in der Wissenschaft natürlich zu ihrem Nachteil. Dabei ist es Autor Dobbs und Zeichner Christophe Regnault gelungen den Zeitgeist des viktorianischen Englands perfekt einzufangen. Die Geschichte lebt vor allem von ihren Stadt und Landschaftsbildern, da selbst wenn die Figur des Griffins in der Hauptrolle ist und im Zentrum des Panels sein sollte, man dennoch nur die Hintergründe sieht.
Nach dem langsamen Aufbau im ersten Band ist der zweite Band nun umso schockierender. Während der erste Band uns Leser im Ungewissen über die wahren Absichten des Unsichtbaren lässt, brechen diese nun mit aller Gewalt über uns herein und zeigen, dass diese große Macht für einen labilen Geist nicht unbedingt vorteilhaft ist. Vor allem dann nicht, wenn dieser Zustand nicht mehr umkehrbar ist. Griffin fühlt sich hier in einem gottähnlichen Zustand, der ihn unantastbar erscheinen lässt, was natürlich nicht so ist. Denn wie so oft in dieser Art von Geschichten wird das Böse nach viel Leid am Ende immer besiegt. Doch nur so kann die Dystopie wirklich dazu werden, obwohl dieses Genre oft keinen so versöhnlichen Abschluss wie in den Geschichten von H.G. Wells hat.
Leider ist dies schon der letzte Band über das H.G. Wells Universum. Persönlich haben mich diese wirklich gut durchdachten Geschichten sehr gut unterhalten. Dobbs und sein Zeichnerteam haben erstklassige Arbeit geleistet, so dass jeder Band für sich ein Genuss ist. Die Werke von Wells waren ihrer Zeit weit voraus und sind auch aus heutiger Sicht nichts weiter als düstere Zukunftsphantasien, die man auch in der heutigen Zeit ansiedeln könnte.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten