Nach dem Tode seines Vaters erbt der junge Graf Hyppolit dessen Haus und die großzügigen Anwesen. Da dort jahrelang nichts verändert wurde, lässt er das Haus komplett renovieren und sorgt auch dafür, dass das Land und der Wald endlich auch nutzbar sind. Auch der nahe gelegene Totenacker wird hergerichtet und zu seinen Ländereien zugefügt.
Kaum ist er damit fertig, kündigt sich eine alte Verwandte seines Vaters bei ihm an. Die Baroness ist jahrelang von seinem Vater für ihr Aussehen und ihr Wesen gemieden worden – sprich, er hatte große Angst vor ihr. Da Hyppolit aber die Sünden seines Vaters wieder gut machen möchte, lädt er die Baroness und ihre Tochter auf sein Anwesen ein.
Zu seinem Schrecken muss er feststellen, dass auch ihm die alte Baroness Angst einflößt. Ganz im Gegensatz zu ihrer hübschen Tochter Aurelie. Hyppolit ist direkt bis über beide Ohren in die junge Frau verliebt. Er lässt Mutter und Tochter auf seinem Schloss wohnen, auch wenn es ihn wundert, dass die Alte in der Nacht das Schloss verlässt und in die Wälder zieht.
Seine Liebe zu Aurelie ist aber so groß, dass er dieses seltsame Verhalten nicht weiter hinterfragt. Er fragt die junge Frau sogar, ob sie ihn heiraten möchte und lädt damit die Baroness für unbegrenzte Zeit auf sein Schloss ein. Am Tag der Hochzeit verstirbt die Alte aber ganz plötzlich. Während Hyppolit die Hochzeit absagen möchte, besteht Aurelie darauf und berichtet ihm dann von der traurigen und vor allem schrecklichen Wahrheit ihres Lebens.
In der 1821 erschienenen Kurzgeschichte „Vampirismus“ welche in der Erzählungssammlung „Die Serapions-Brüder“ von 1912 aufgenommen wurde befasst ich Hoffmann mit zwei Schreckgespenstern der damaligen Zeit. Dabei handelt es sich um die blutsaugenden Vampire und die leichenfressenden Ghuls (oder doch lieber Ghule?).
Dabei erzählt Hoffmann hier nicht in brutaler Weise von blutsaugenden Monstern, sondern geht dieses Thema viel subtiler und damit eigentlich auch viel schrecklicher an. Er berichtet von seltsamen Verhaltensmustern, von Händen, die eiskalt und totenähnlich sind und von seltsamen Ohnmachtsanfällen, die an eine Todesstarre erinnern. Dadurch gelingt es ihm beim Leser beziehungsweise nun Hörer die Spannung stückchenweise aufzubauen, bis es am Ende zum schrecklichen Finale kommt.
Umgesetzt wurde auch dieser Klassiker der Horrorliteratur von Marc Gruppe und Stephan Bosenius von Titania Medien. Gemeinsam mit ihren Sprechern haben sie ein schön schauriges Hörspiel aufgenommen. Zu diesen Sprechern zählen in den Hauptrollen Jesse Grimm als Graf Hyppolit, Jürgen Thormann als Oheim, Arianne Borbach als Baroness sowie Uschi Hugo als Aurelie.
In weiteren Rollen sind noch die Stimmen von Thomas Balou Martin als Erzähler, Tom Raczko als Diener, David Berton als Bernardo, Ferdi Özten als Polizei-Sergeant, Katharina von Keller als Babette, Lutz Reichert als Medicus sowie Dana Fischer und Marc Gruppe als Leichenfresserin zu hören.
Eine neue Episode von „Gruselkabinett“ ist immer wieder etwas Besonderes. Wenn es sich nicht um einen der bekannteren Klassiker von Lovecraft, oder Poe handelt, dann kann man sich auf eher unbekanntere Abenteuer einer längst vergangenen Epoche der Schauerliteratur freuen.
„Der Ghoul“ hat mir persönlich gut gefallen und mich sehr überrascht. Ich kannte von Hoffmann bisher nur „Der Sandmann“ und bin völlig begeistert von dieser Geschichte. Die Umsetzung ist sehr gut gelungen und vor allem das Ende kann einem Albträume bereiten.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten